Kreis Viersen Missbrauch – Hilfe für Betroffene in der Region

Kreis Viersen · Die Missbrauchsfälle an katholischen Einrichtungen wecken bei vielen Betroffenen das Verlangen, nun auch ihre Geschichte zu erzählen. In einem Brief an unsere Redaktion schildert ein Willicher seine Erfahrungen aus der Grundschulzeit. Dort habe sein Klassenlehrer seine Mitschüler und ihn regelmäßig an den Genitalien angefasst. "Was er uns Schülern angetan hat, haben wir Opfer lange verdrängt." Erst als er als Erwachsener einen früheren Mitschüler traf, sprachen sie über die Vorfälle.

So wie dem Willicher geht es zahlreichen Menschen, die vor vielen Jahrzehnten Opfer eines Missbrauchs geworden sind: Sie wollen jetzt endlich loswerden, was sie schon so lange verdrängen. Hans Willi-Winden ist "Beauftragter für die Prüfung von Vorwürfen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch Geistliche" im Bistum Aachen. Aufgrund der aktuellen Diskussion bekommt er wieder häufiger Anrufe von Missbrauchsopfern. "In 99 Prozent der Fälle liegt der Missbrauch Jahrzehnte zurück", sagt er. "Viele wollen einfach nur mal reden, das Gespräch ist das Wichtigste."

Auf Wunsch leitet er die Vorfälle auch an die Staatsanwaltschaft weiter. Allerdings sind die Taten in den meisten Fällen bereits verjährt – das ist spätestens 20 Jahre, nachdem das Opfer seine Volljährigkeit erreicht hat, der Fall.

Neben Hans Willi-Winden, der nur Ansprechpartner bei Missbrauch durch Geistliche im Bistum Aachen (Tel. 02151 561394)ist, und einer bundesweiten Hotline, die die katholische Kirche soeben eingerichtet hat, gibt es in der Region weitere Anlaufstellen für Betroffene. Auch für jene Fälle, die lange zurückliegen. Wer einfach nur mal mit jemandem reden möchte oder noch nicht weiß, welche Hilfe er braucht, für den eignet sich beispielsweise die Telefonseelsorge der evangelischen und katholischen Kirchen. Dort sind geschulte ehrenamtliche Mitarbeiter kostenlos und 24 Stunden täglich erreichbar (Tel. 0800 1110111 und 0800 1110222). Diese können auch Kontakte nennen, wenn der Anrufer weitere Hilfe braucht.

Ein weiterer Ansprechpartner ist die Evangelische Beratungsstelle für Erziehungs-, Paar- und Lebensfragen in Krefeld (Tel. 02151 336160). Das Angebot ist kostenlos. Eine Anlaufstelle ist auch die Krefelder Krisenhilfe (Tel. 02151 6535253). Sie berät und vermittelt. Speziell an Frauen richten sich das Frauenzentrum Viersen (Tel. 02162 18716) und die Frauenberatungsstelle Krefeld (02151 800571). Wer weiß, dass er weitergehende Hilfe braucht, erhält bei seiner Krankenkasse eine Liste mit Psychotherapeuten. Auch der Hausarzt kann bei der Vermittlung helfen. Die Trauma-Ambulanz im Alexianer-Krankenhaus in Krefeld (Tel. 02151 346) ist ebenfalls ein guter Ansprechpartner.

(RP)
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