Viersen Mieter müssen sich eventuell verschulden

Die Lage im Haus an der Petersstraße ist vertrackt. Der Vermieter hat nicht nur Schulden bei der NEW, sondern auch bei der Stadt. Diese hatte deshalb die Miete der Bewohner gepfändet. Nun verzichtet Viersen erst einmal zugunsten der NEW auf das Geld – schließlich liegt es nicht im Interesse der Stadt, dass die Mieter das Haus plötzlich verlassen müssen. Fließendes Wasser steht Mietern in Deutschland zu, schon deshalb, weil ohne Wasser keine Toilettenspülung funktioniert.

Die Lage im Haus an der Petersstraße ist vertrackt. Der Vermieter hat nicht nur Schulden bei der NEW, sondern auch bei der Stadt. Diese hatte deshalb die Miete der Bewohner gepfändet. Nun verzichtet Viersen erst einmal zugunsten der NEW auf das Geld — schließlich liegt es nicht im Interesse der Stadt, dass die Mieter das Haus plötzlich verlassen müssen. Fließendes Wasser steht Mietern in Deutschland zu, schon deshalb, weil ohne Wasser keine Toilettenspülung funktioniert.

Den im Mietvertrag vereinbarten Preis für die Wohnung zahlt an der Petersstraße kaum jemand. Heike Thömmes zum Beispiel überweist nur noch 252 Euro für ihre 78 Quadratmeter große Wohnung: Ein Gericht hatte entschieden, dass sie keine Nebenkosten zahlen muss, da ihr Vermieter ihr seit Jahren keine Nebenkostenabrechnung geschickt hat. Die Kaltmiete wurde wegen Mängeln in der Wohnung um 30 Prozent gekürzt.

Thömmes Schwerbehindertenrente ist klein. Sie erhielt deshalb einen Zuschuss vom Jobcenter, als sie noch die volle Miete und Nebenkosten zahlen musste. Als die Nebenkosten wegfielen und die Miete gekürzt wurde, war Thömmes nicht mehr hilfeberechtigt. Ordnungsgemäß meldete sie dies dem Jobcenter, das daraufhin den Zuschuss strich. Thömmes konnte nicht für den Fall sparen, dass die Nebenkosten noch verlangt würden. "Dafür reicht meine Rente nicht", sagt sie.

Auch das Jobcenter bildet für solche Fälle keine Rückstellungen, erklärt der Geschäftsführer Stefan Röttges. Schließlich gehen die Schulden die Behörde eigentlich nichts an: Sie sind Sache zwischen NEW und dem Vermieter.

Da der Vermieter an der Petersstraße aber nicht auffindbar ist, verlangt die NEW von den Mietern, die Schulden zu begleichen. "Wovon?", fragt Thömmes. Das Jobcenter kann nach derzeitiger Rechtslange Thömmes und den anderen Mietern anbieten, ein Darlehen für die Schulden ihres Vermieters zu gewähren, wenn sie hilfebedürftig sind. Der Zuschuss, den Thömmes für die Nebenkosten bekommen hätte, steht ihr aber nachträglich nicht mehr zu. Sie müsste sich also selbst verschulden, um die Schulden des Vermieters zu bezahlen. Das Geld könnte sie von ihm zurückverlangen — wenn sie ihn denn erreicht.

(con)
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