Großübung der Feuerwehr Schwalmtal Menschenrettung steht an erster Stelle

Schwalmtal · Unter realen Bedingungen trainierte die Schwalmtaler Feuerwehr bei einer Großschadenslage ihre Einsatzabläufe. Im Einsatz waren Atemschutz-, Rettungs- und Löschtrupps der Wehren. Lesen Sie hier das Protokoll der Übung.

 Bei einer Großübung probte die Schwalmtaler Feuerwehr den Ernstfall.

Bei einer Großübung probte die Schwalmtaler Feuerwehr den Ernstfall.

Foto: Ahlen

Mittwochabend, 19 Uhr. Feuerwehrleute aus Hehler sind gerade dabei, ihre Fahrzeuge an der Tankstelle vor Kraftverkehr Schwalmtal (KVS) im Gewerbegebiet Auf dem Mutzer zu betanken, als es mehrfach heftig knallt.

Vom Firmengelände der KVS kommt ein Mann hinüber gelaufen und berichtet, es sei bei Montagearbeiten an einem Bustank zu einer Verpuffung gekommen. Mindestens ein Mensch müsse noch in der Halle sein. "Ach ja, und auf dem Dach sind noch zwei Mann von einer Firma an der Photovoltaik-Anlage", sprudelt es aus ihm heraus.

So kommt die Feuerwehr-Löschgruppe Hehler als erste zu einem Einsatzort mit einer Großschadenslage. Und obwohl die Halle der KVS tatsächlich völlig verraucht aussieht, ist das Unglück nicht real.

Die Brandoberinspektoren Jochen Trumm, Schwalmtals stellvertretender Wehrführer, und Jörg Mihm haben sich das Szenario ausgedacht und die Jahresabschluss-Übung für die gesamte Schwalmtaler Feuerwehr geplant. Einsatzleiter Jörg Mihm fordert sofort weitere Kräfte aus Waldniel und Amern sowie mehrere Rettungswagen nach. Auf dem Dach schreien die beiden Monteure um Hilfe. "Bleibt ruhig und geht mal einen Schritt zurück, alles wird gut", ruft ein Feuerwehrmann immer wieder hinauf.

Die ersten Atemschutz-Trupps machen sich bereit, um in das Gebäude hineinzugehen, in dem man vor Rauch und Dunkelheit die Hand nicht vor Augen sieht. Wehrführer Dirk Neikes beobachtet die Übung aus den verschiedensten Positionen, macht sich Notizen, fragt zwischendurch die Führungskräfte nach dem Stand der Dinge.

Schnell ist klar, dass noch insgesamt vier Menschen in der Halle sein müssen. Während die beiden Monteure vom Dach geholt werden, suchen die Trupps in der Halle fieberhaft nach den Vermissten. Menschenrettung steht an erster Stelle. Parallel bauen andere Kräfte die Wasserversorgung auf. Es muss gelöscht werden - und der Rauch muss raus. Um wirkungsvoll mit Lüftern entrauchen zu können, muss der Druck im Innern der Halle stimmen. Unten müssen Zuluft-Öffnungen geschaffen werden, oben Abluft-Klappen. Nur dann kann man den Rauch regelrecht rauspusten.

Um 19.45 Uhr kommt die Nachricht: "Sechs Personen dem Rettungsdienst übergeben, Feuer aus, Halle fast rauchfrei." Neikes nickt anerkennend und hebt den Daumen. Denn die Positionen auf seiner Liste mit den Übungszielen sind somit abgehakt. "Es geht um das Zusammenwirken der Löschzüge bei einem Großeinsatz, um das Absuchen ausgedehnter Einsatzstellen unter Atemschutz", beginnt Neikes seine Aufzählung, in der noch die Atemschutz-Überwachung, die Abschnittsbildung, das Entrauchen von großen Werkhallen und verschiedene Funkübungen auftauchen. Auch der neu eingerichtete Digitalfunk - den die Einsatzleitung bei dieser Übung schon benutzte - spielt bei der Großübung eine Rolle.

Im Fokus stand zudem die Überwachung des Atemschutzes. Jedes Atemschutzgerät hat einen "Totmann-Schalter". Wenn die entsprechende Einsatzkraft sich plötzlich nicht mehr bewegt, schlägt dieser Alarm. Überwacht wird das an einem Einsatzfahrzeug auf einer Tafel. Dort wird mit Hilfe der aktuell durchgegebenen Luftmenge auch genau berechnet, wann der Trupp den Rückzug antreten muss, um noch genügend Sauerstoff zur Verfügung zu haben, um aus der Halle auch wieder herauszukommen. Draußen wartet dann schon der nächste fertig ausgestattete Trupp, um in das Gebäude zu gehen.

Neikes blickt gegen 20 Uhr in erschöpfte Gesichter, denn auch eine Übung ist anstrengend. Doch Neikes ist zufrieden mit seinen 50 Wehrleuten, die mit elf Fahrzeugen an der Übung teilgenommen haben. Und er ist froh, dass diese Übung auf dem KVS-Gelände stattfinden konnte. "Das ist für uns auch eine Art der Objekt-Erkundung - wir lernen, uns in den Firmen, die wir im Brandfall betreuen müssten, besser auszukennen."

Denn, auch wenn jeder hofft, hier niemals wegen eines Ernstfalls herkommen zu müssen - ein Szenario wie Mihm und Trumm es für die Übung ersonnen haben, hat es vor einiger Zeit tatsächlich gegeben: Beim Brand in einem Busunternehmen in Bottrop.

(hah)
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