Brüggen Mehr Rücksicht auf Behinderte in Brüggen

Brüggen · Die Behindertenbeauftragten in der Burggemeinde sehen dringend Handlungsbedarf: Brüggen ist nicht barrierefrei. Und nicht immer denkt die Verwaltung daran, die Interessenvertreter der Gehandicapten auch zu beteiligen

Die Brüggener Behindertenbeauftragten Karl-Heinz Kellerhoff und Andrea Hanisch wollen von der Gemeindeverwaltung stärker in aktuelle Planungen einbezogen werden. Und bei Barrierefreiheit sieht Kellerhof in Brüggen dringenden Handlungsbedarf.

In einem Gespräch mit den Behindertenbeauftragten erinnerte Bürgermeister Frank Gellen (CDU) an die eindrucksvolle Begehung des Brüggener Ortskerns im vergangenen Jahr: Damals hatten Politiker und Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung bei einem Rundgang mit Rollstuhl, Rollator und Sehbehindertenbrille selbst feststellen können, wie schwierig der Weg durch die Fußgängerzone zu bewältigen ist, wenn man nicht gut sehen oder nicht mehr gut laufen kann. "Das hat verdeutlicht, wo es in Brüggen in Sachen Barrierefreiheit hapert", sagte Gellen. "Entscheiden kann aber nur der Rat."

In Brüggen leben 1707 schwerbehinderte Menschen mit einem Behinderungsgrad von mindestens 50 von Hundert, 810 Frauen und 897 Männer. Inklusive der Gehandicapten mit einem Behinderungsgrad von 30 bis 40 von Hundert gibt es laut Kellerhoff rund 3500 behinderte Menschen in der Burggemeinde. Die neue Landesbauordnung verpflichte die Verwaltung zur Einbindung der Behindertenbeauftragten oder örtlicher Interessenvertreter beim Bau oder bei der Änderung von öffentlich zugänglichen Gebäuden. Der Bürgermeister versprach nun, die Expertise der Behindertenbeauftragten stärker in aktuelle Planungen einzubeziehen. Beide, Hanisch und Kellerhoff, könnten sich jederzeit ins Gespräch bringen, wenn sie bei den Sitzungen der politischen Gremien entsprechende Punkte auf der Tagesordnung fänden. Bauamtsleiter Dieter Dresen gestand im Gespräch ein, dass man nicht immer an die Behindertenbeauftragten mitdenke. Er schlug vor, dass Mitarbeiterin Renate Kirsch im Bauamt den Kontakt zu den Behindertenbeauftragten halten könnte. Viele Planungen dauerten lange, so Dresen, so dass man nicht immer wisse, wann man die Behindertenbeauftragten einschalten sollte.

Um die Barrierefreiheit zu verbessern, schlug Andrea Hanisch vor, für das Hallenbad an der Hochstraße in Brüggen einen Lifter anzuschaffen, damit auch Rollstuhlfahrer das Bad nutzen können. "Sie müssen das nicht alleine stemmen, da gibt es Förderungen", sagte Hanisch, die als mögliche Nutzer die Bewohner der Lebenshilfe nannte. Kämmerer Oliver Mankowski bestätigte, dass das Brüggener Bad nicht barrierefrei sei, doch da helfe auch ein Lifter nicht. "Bei einem Neubau wäre das einfacher zu gestalten", so Mankowski.

Bauamtsleiter Dresen wurde deutlicher: "Das Brüggener Hallenbad wird niemals barrierefrei, wenn es so bleibt, wie es ist." Auch das Lehrschwimmbecken am Südwall in Bracht ist nicht barrierefrei. Wie Bürgermeister Gellen ausführte, müsse man dafür einen Anbau errichten. Da die Zukunft der Brüggener Bäder ohnehin bald in einem Workshop diskutiert werden soll, wolle man dann auch die Behindertenbeauftragten einbeziehen.

Karl-Heinz Kellerhoff appellierte auch an die Fraktionsvorsitzenden, sich mit den Bedürfnissen Behinderten auseinanderzusetzen, um das Thema stets mit im Blick zu haben.

(bigi)
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