Viersen Martinszug vor dem Aus?

Viersen · Ein Schreiben der Stadt Viersen hat den St. Martinsverein Noppdorf in Unruhe versetzt. Die Verwaltung macht neue Auflagen, die der Verein in dieser Form nicht umsetzen kann.

 Der St. Martinsverein Noppdorf will den Martinszug absagen, wenn die Stadt bei ihren Auflagen bleibt. Die Auflagen ließen nichts anderes zu.

Der St. Martinsverein Noppdorf will den Martinszug absagen, wenn die Stadt bei ihren Auflagen bleibt. Die Auflagen ließen nichts anderes zu.

Foto: Busch

Ungläubigkeit herrscht bei Eitel Gründer, dem Präsidenten des St. Martinsvereins Viersen Noppdorf. Mitten in den Vorbereitungen für den diesjährigen St. Martinszug erhielt er ein Schreiben der Stadt Viersen zur Zugwegsicherung. Das lässt Gründer verständnislos den Kopf schütteln. Die Stadt fordert, dass pro angefangener 25 Zugteilnehmer ein Ordner abgestellt wird. Im Schreiben heißt es: "... möchte ich Sie darüber informieren, dass zukünftig eine auszureichende Anzahl eigener Ordner, die durch reflektierende Warnwesten oder Armbinden erkennbar sind, zur Absicherung des Zuges bereitzustellen sind. Diese Kräfte sollen bei der Veranstaltung Taschenlampen mit sich führen, um an dunkleren Stellen des Zugweges auf Gefahrenstellen hinweisen zu können."

Eitel Gründer

Eitel Gründer

Foto: Busch

Dazu wird die besagte Ordnerzahl festgelegt und es folgt der Hinweis, dass die Ordner keine verkehrsrechtlichen Befugnisse haben. Gründer fragt sich nun, ob die Stadt Viersen die Martinszüge abschaffen möchte, denn das wäre die Reaktion vieler auf das Schreiben. "Wir sind ein kleiner Verein mit 25 ehrenamtlichen aktiven Mitgliedern. In der Regel verkaufen wir 350 Tüten. Gehen wir nur davon aus, dass alle Tütenkäufer plus eine Begleitperson mitziehen, wären wir bereits bei 700 Personen. Um die geforderte Begleitung zu leisten bräuchten wir allein 28 Ordner. Wie soll das gehen?", fragt Gründer.

Dem Martinsverein bleibe nun gar nichts anderes übrig, als den Zug abzusagen. Denn das Risiko, die Auflagen der Stadt nicht zu erfüllen und trotzdem zu ziehen, ist dem Verein zu groß. Zudem wissen man nie, wie viele Personen mitziehen. Eine Anmeldung gibt es bei St. Martin nicht. "In den 111 Jahren unseres Bestehens ist noch nie etwas passiert. Was ist aber, wenn etwas passiert? Unsere Haftpflicht würde in diesem Fall nicht greifen, weil wir Auflagen nicht eingehalten haben", sagt Gründer.

Das Schreiben hält aber eine weitere Überraschung parat. Es weist darauf hin, dass es bei der Polizei durch die Häufung orts- und zeitgleicher Martinszüge zu personellen Engpässen kommt. Die städtische Aussage lautet: "Insofern kommt einer frühzeitigen bzw. zeitgerechten Anmeldung Ihres Zuges hohe Bedeutung zu." Gründer stellt sich jetzt die Frage, ob das heißt, wer zuerst kommt, mahlt zuerst und Züge, die sich zwar fristgerecht anmelden, aber vielleicht zu den letzten Anmeldungen gehören, dann schon nicht mehr ziehen dürfen, weil Polizeikräfte fehlen? "Wir haben viele Auflagen, die wir alle bereitwillig erfüllt haben, aber was soll das jetzt?", schüttelt der Vorsitzende den Kopf. Er würde sich wünschen, dass die Stadt Viersen die vorgeschriebenen Regelungen in nicht verbindliche Empfehlungen umwandelt.

Dann könnten vielen kleinen Martinsvereine die Züge in den einzelnen Sektionen durchführen und die Tradition am Leben halten. Bei der Stadt indes beruft man sich auf neue Betrachtungsweisen, die im Kontext zur Love Parade stehen. "St. Martin bedeutet kleine Kinder auf der Straße bei Dunkelheit. Das ist nicht ganz ungefährlich. Da muss jeder einsichtig sein", erklärt Ordnungsdezernent Ralf Corsten die Auflagen. Zudem gäbe es Engpässe hinsichtlich der Betreuung unter anderem durch die Feuerwehr aufgrund der zugenommenen Umzüge. "Wir wollen diesen Ausuferungen mit den neuen Regeln auch ein stückweit entgegenwirken. Vielleicht schließen sich so kleinere Züge den großen historischen Zügen an", sagt Corsten. Das Thema geht am 18. September Ordnungs- und Straßenverkehrsausschuss.

(tref)
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