Viersen Malen mit dem Bügeleisen

Viersen · Eine ungewöhnliche Maltechnik praktiziert Sybille Buchwald. Sie beschäftigt sich mit Enkaustik: "Was ich hier ausübe, ist eine 3000 Jahre alte Maltechnik." Jetzt hat die Viersenerin ihre Galerie "Megina Art" eröffnet.

 Seit nunmehr zwei Jahren praktiziert die Viersenerin Sybille Buchwald eine spezielle Maltechnik, bei der in Wachs gebundene Farbpigmente heiß auf einem Maluntergrund aufgetragen werden.

Seit nunmehr zwei Jahren praktiziert die Viersenerin Sybille Buchwald eine spezielle Maltechnik, bei der in Wachs gebundene Farbpigmente heiß auf einem Maluntergrund aufgetragen werden.

Foto: Busch

"Ich bügle jeden Tag eine Runde", meint Sybille Buchwald lächelnd, greift zu dem kleinen Bügeleisen, das auf dem Holzbrett liegt und schaltet es ein. Es dauert nur wenige Sekunden, dann ist die benötigte Temperatur vorhanden. Buchwald hat allerdings keinen Korb mit Bügelwäsche neben sich stehen. Vielmehr trägt sie vorsichtig mittels mehrmaligen Reibens eines blauen Wachsblocks an der Bügelfläche Wachs auf diese auf. Ein Blick fällt auf die DIN A 6 große Karte, die vor ihr liegt, dann setzt sie das Bügeleisen auf die noch weiße Fläche und zieht es über die beschichtete Oberfläche. Blaue Schattierungen entstehen.

Mit einem Tuch wischt Buchwald die Bügelfläche ab, um kurz darauf die Spitze des Eisens mit gelbem Wachs zu versehen. Auf der Karte ist auf einmal eine Kerze zu sehen. Buchwald wechselt vom Bügeleisen zum Enkaustik-Pen, um mit schwarzem Wachs einen Docht zu ziehen. Stück für Stück entsteht vor den Augen der Künstlerin ein aus Wachs gemaltes Bild mit einer Kerze, die vor dem blau melierten Hintergrund matt schimmernd brennt. "Was ich hier ausübe, ist eine 3000 Jahre alte Maltechnik, die sich Enkaustik nennt", erklärt Buchwald.

Seit nunmehr zwei Jahren praktiziert die Viersenerin die spezielle Maltechnik, bei der in Wachs gebundene Farbpigmente heiß auf einem Maluntergrund aufgetragen werden. Der Begriff Enkaustik leitet sich dabei aus dem griechischen Wort enkauston ab, was übersetzt nichts anders als einbrennen heißt. Eigentlich stieß die Künstlerin, die sich ansonsten mit der Acrylmalerei beschäftigt, durch Zufall auf die Enkaustik. "Ich habe im Internet ein Bild gesehen und war begeistert. Die Technik faszinierte mich", erinnert sie sich. Buchwald kaufte kurzentschlossen ein Einsteiger-Set für Enkaustik und setzte sich mit der etwas anderen Maltechnik auseinander. Es kamen immer mehr Arbeitsmaterial und Wissen über diese Form des Malens zusammen. Buchwald malte mit dem Bügeleisen und dem Pen samt seinen vielen verschiedenen Aufsätzen auf den unterschiedlichsten Materialien.

Angefangen von dem speziell beschichteten, hitzebeständigen Enkaustik-Papier über Holz bis zu Steinen. Dazu brachte sie Fremdmaterial wie Maschendraht oder Papiertücher in ihre Bilder ein. "Ich experimentiere mit Leidenschaft", bemerkt Buchwald. Die Werke, die dabei entstehen, sind unterschiedlichster Art. Es gibt liebliche Landschaften, abstrakte und gegenständliche Werke als auch aktuelle Themen, die Buchwald in ihren Bildern verarbeitet.

So entstanden kurz nach den Attentaten in Paris Bilder, in denen sich die Viersenerin mit diesen Ereignissen auseinandersetzte. "Meine Bilder entwickeln sich aus einem inneren Prozess heraus, geleitet von meinen Stimmungen und meiner Intuition", beschreibt sie ihre künstlerische Vorgehensweise.

Buchwald benutzt auch Saeta-Wachs für ihre Arbeiten. Dieses trägt die Künstlerin mit dem Heißluftföhn auf und bearbeitet das flüssige Wachs mit den unterschiedlichsten Spachteln. Um anderen Menschen ihre Werke zugänglich zu machen, eröffnete sie Anfang November ihre Galerie namens "Megina Art". Wobei der Name an ihre verstorbene Hündin Maggie angelehnt ist, die "mich über Jahre beim Malen begleitet hat. Wenn ich in mein Atelier ging, folgte Maggie und blieb die ganze Zeit bei mir", verrät Buchwald. Für das nächste Jahr plant die Viersenerin erste Enkaustik-Kurse in ihrem Atelier.

(tref)
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