Niederkrüchten Leben in der Idylle

Niederkrüchten · Im Feriendorf Venekoten sind heute 90 Prozent der Häuser ständig bewohnt. Am Wochenende feiert die Siedlung das 50-jährige Bestehen

Niederkrüchten: Leben in der Idylle
Foto: Frank Föhles

Mit fünf Musterhäusern fing alles an. Nun feiert die Siedlung Venekoten am kommenden Wochenende das 50-jährige Bestehen. Von vier Straßen führen heute 41 Stichwege zu 311 Wohnhäusern. Die Hochhäuser "Alpha" und "Omega" mit 72 Wohnungen bieten den Blick auf den Venekotensee. Das durch Ausbaggern von Sand und Kies entstandene Gewässer gab dem Feriendorf seinen Namen. Im Laufe der Jahrzehnte ist daraus ein Ortsteil von Niederkrüchten geworden, in dem 90 Prozent der Häuser ständig bewohnt sind.

Der Immobilien-Kaufmann Rolf Peltzer wollte Familien in Krefeld, Düsseldorf und im Ruhrgebiet einen Aufenthalt an Wochenenden anbieten. Zunächst sollte das Feriendorf in Wegberg gebaut werden, Wegen einer geplanten Panzer-Werkstatt wich Peltzer nach Elmpt aus. Peltzer sowie seine Partner Heinrich Fleißgarten und Hans Bonsels kauften von der damaligen Gemeinde Elmpt 460.000 Quadratmeter Wald- und Heidefläche für 2,50 Deutsche Mark pro Quadratmeter. Allerdings entpuppte sich das Gelände als Sumpf. Wo bis zu ihrer Begradigung in den 1930er-Jahren die Schwalm verlaufen war, wurden die Investoren mit einer sumpfigen Auenlandschaft konfrontiert.

Wegen der extremen Mücken- und Bremsenplage verweigerte das Katasteramt eine Vermessung der Grundstücke. Diese wurde schließlich durch zwei Fachleute durchgeführt, die sich wie Imker verkleidet hatten. Wegen des nicht tragfähigen Bodens mussten die Grundstücke vom Sumpf befreit werden, bevor armierte Bodenplatten auf eine Kiesschicht gesetzt wurden. Die Investoren profitierten vom Wiederaufbauwillen der Nachkriegszeit. Heutzutage wäre der Bau des Feriendorfs im Naturpark Maas-Schwalm-Nette nicht möglich.

Die fünf Musterhäuser stießen auf großes Interesse. Schon nach kurzer Zeit hatte die Ferienheim GmbH mehr als 100 Käufer, aber nur 50 fertiggestellt Häuser. Die Bauzeit dauerte von 1967 bis 1972. Die Häuser ohne Keller und Speicher waren zwischen 50 und 85 Quadratmeter groß. Angeboten wurden fünf Typen, sie kosteten zu Beginn zwischen 54.000 und 80.000 D-Mark. Einige Häuser haben zwei oder drei Ebenen. Die Bewohner der ersten Stunde erinnern sich noch daran, dass es statt der heutigen Straßen und Stichwege nur Trampelpfade und Feldwege gab. Weil die Straßenbeleuchtung fehlte, mussten die Menschen bei Dunkelheit Taschenlampen mitnehmen.

Zwei markante Ereignisse prägen die Geschichte Venekotens: Eine Gasexplosion an der Straße "Am Mühlenbach" forderte 1985 sechs Verletzte. Ein Haus wurde dabei zerstört. Im Jahr 2000 wurde das Eingangstor durch eine Kollision mit einem Lkw schwer beschädigt. Die Interessengemeinschaft Venekotensee (IGV) sorgte für einen teilweisen Wiederaufbau. Die IGV, 1973 gegründet, unterhält die Versorgungshäuser mit den Strom- und Wasserzählern der Wohnhäuser. Sie vertritt die Interessen der Venekotener.

Jedes Grundstück war 540 Quadratmeter groß. Dafür musste Erbpacht bezahlt werden. Im Laufe der Zeit sind fast alle Grundstücke in das Eigentum der Venekotener übergegangen - noch etwa zehn sind übrig. Viele Flächen wurden erweitert. Die Besitzer kauften von der Gemeinde die benachbarten "Zwischengrundstücke" zum Gartenland-Preis.

Außerdem bot die Gemeinde den Bürgern den Kauf von Parzellen für Garagen und Stellplätze an. Den Anstoß hatte der Super-Sommer 2003 gegeben: Damals erlebte Venekoten einen Ansturm auf den See, Autos der Besucher blockierten alle Stellplätze. Seit 2010 gibt es 32 zusätzliche Garagen.

Der Autor Aribert Hermans (70) lebt seit 1993 in Venekoten. Der Journalist im Ruhestand engagiert sich in der Interessengemeinschaft Venekoten.

(RP)
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