Kreis Viersen Nitrat-Plan: Landwirte in großer Sorge

Kreis-Landwirt Paul-Christian Küskens rechnet damit, dass die geplanten Maßnahmen der Bundesregierung zum Gewässerschutz das Aus für viele kleinere landwirtschaftliche Betriebe im Kreis Viersen bedeuten.

 „Vor allem kleinere Betriebe können Probleme bekommen“, sagt Paul-Christian Küskens, Vorsitzender der Kreisbauernschaft.

„Vor allem kleinere Betriebe können Probleme bekommen“, sagt Paul-Christian Küskens, Vorsitzender der Kreisbauernschaft.

Foto: Franz-Heinrich Busch/Busch

Die Landwirte im Kreis Viersen müssen mit schärferen Düngevorgaben rechnen. Die Bundesregierung hat der Europäischen Kommission Vorschläge zukommen lassen, in denen sie darlegt, wie die Nitratbelastung im Grundwasser gesenkt werden soll. Ein Vorschlag: In sogenannten „roten Gebieten“ wie dem Kreis Viersen, in denen die Nitratwerte besonders hoch sind, müssen die Bauern im Betriebsdurchschnitt 20 Prozent weniger düngen als bisher. Paul-Christian Küskens, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Krefeld – Viersen, ist besorgt: „Ich bin mir nicht sicher, ob alle Bauern bereit sind, das zu machen. Ich gehe davon aus, dass etliche kleinere Betriebe  aufhören werden.“

Ziel der Bundesregierung ist zum einen, die Gewässer zu schützen – außerdem soll vermieden werden, dass die EU-Kommission die Bundesrepublik zum zweiten Mal wegen unzureichender Umsetzung der EG-Nitrat-Richtlinie verklagt. Neben der Reduzierung der Düngung strebt die Bundesregierung unter anderem eine Mengen-Obergrenze in Höhe von 170 Kilogramm Stickstoff je Hektar und Jahr pro Anbaufläche an. Die Landwirte sollen selbst entscheiden, welche Kulturen sie weiterhin nach maximalem Bedarf düngen und wo sie Dünger einsparen. Generell seien Maßnahmen zum Gewässerschutz sinnvoll, betont Küskens. Dass zu all jenen, mit denen die Landwirte jetzt schon konfrontiert sind, weitere kommen sollen, hält er jedoch für schwierig. „20 Prozent weniger düngen: Das führt uns zu dem Problem, dass wir Erntequalitäten erreichen, die wir nicht verkaufen können“, sagt er. Weniger Dünger, also weniger Nährstoffe im Boden, bedeute zum Beispiel, dass die Backfähigkeit des Getreides geringer wird, Kartoffeln kleiner bleiben, Salatblätter nicht mehr so makellos aussehen. Da müsse dann auch der Verbraucher umdenken und Produkte kaufen, die eben nicht so schön aussehen, ergänzt Küskens.

Ein konventioneller Landwirt könne seine Produkte aber auch nicht einfach teurer anbieten, „er muss sich am Markt orientieren“, erläutert Küskens. „Einem Händler ist egal, wo die Kartoffeln herkommen.“ Es sei auch eher nicht damit zu rechnen, dass geringerer Ertrag eines Produktes wie etwa Weizen den Marktpreis steigere – „das hat die Dürre im vergangenen Jahr gezeigt“.

 Die Nitratwerte im Grundwasser. Mehr als 50 Mikrogramm sind eigentlich nicht erlaubt - im Kreis Viersen liegen die Werte zum Teil deutlich darüber.

Die Nitratwerte im Grundwasser. Mehr als 50 Mikrogramm sind eigentlich nicht erlaubt - im Kreis Viersen liegen die Werte zum Teil deutlich darüber.

Foto: LANUV

Die neuen Regelungen der Bundesregierung würden auch dazu führen, dass die Landwirte noch mehr für die Landwirtschaftskammer dokumentieren müssen. „Das wird zu viel, einige stoßen an die Grenzen ihrer Bereitschaft“, sagt Küskens. Andere stehen womöglich bald auch vor einem Platzproblem: Die Bundesregierung will in nitratbelasteten Gebieten wie dem Kreis Viersen die Sperrzeit, in der das Düngen nicht erlaubt ist, um bis zu vier Wochen verlängern. Gedüngt werden dürfe dann nur noch von Februar bis zum 15. Oktober statt wie bisher bis zum 31. Oktober, erläutert der Kreis-Landwirt.  „Das heißt, die Herbstgülle darf nicht mehr raus aufs Feld.“ Sie darf erst im Frühjahr ausgebracht werden, „man braucht also mehr Lagerkapazität“.

Im vergangenen Jahr haben die Landwirte erstmals nach den Vorgaben der kurz zuvor erneuerten Düngeverordnung gedüngt, jetzt stehen wieder Änderungen an: „Der Zeitpunkt ist ungünstig“, sagt Küskens – sinnvoller wäre es doch gewesen, die Ergebnisse von 2018 erstmal auszuwerten.

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