Kreis Viersen Landtagswahl: Der Wahlkreis Viersen II

Kreis Viersen · Knapp 94.000 Wahlberechtigte können bei der Landtagswahl am 14. Mai im Wahlkreis Viersen II ihre Stimme abgeben. Wer sind die Kandidaten? Wodurch zeichnet sich der Wahlkreis aus? Und wie funktioniert das noch mal mit den zwei Stimmen?

Noch 18 Tage bis zur Landtagswahl. Im Wahlkreis Viersen II machen sich insgesamt sieben Kandidaten Hoffnung, dem neuen Landtag anzugehören.

Wer sind die Kandidaten?

Der Kreiswahlausschuss hat vor drei Wochen alle sieben eingegangenen Wahlvorschläge genehmigt. Für die CDU tritt Marcus Optendrenk an. Der Nettetaler wurde bei der Landtagswahl 2012 direkt gewählt. Die Sozialdemokraten schicken die Nettetalerin Tanja Jansen ins Rennen. Sie tritt erstmals bei einer Landtagswahl als Kandidatin an. Mit Dietmar Brockes stellt die FDP ein Mitglied des Landtags auf. Brockes hat Listenplatz acht; sollte die FDP in den Landtag einziehen, stehen die Chancen sehr gut, dass der Schwalmtaler wieder Abgeordneter wird. Die Linke setzt auf Günter Solecki, die Grünen auf den mit 24 Jahren jüngsten Kandidaten im Kreis Viersen: Renè Heesen. Der 33-jährige Informatiker Tobias Leppkes aus Kempen ist Direktkandidat der Piratenpartei, und die AfD stellt Axel Bähren auf. Der langjährige Gelderner Gefängnispfarrer wurde auf Platz 20 der Landesliste nominiert und würde in den Düsseldorfer Landtag einziehen, wenn die AfD bei der Landtagswahl rund neun Prozent erzielt. Beim Landesparteitag in Soest löste Bähren bei den Delegierten vor allem mit seinen Attacken gegen die flüchtlingsfreundliche Amtskirche Beifallsstürme aus. "Es kann nicht sein, dass Wohlstandstheologen Politik betreiben, statt das Evangelium zu verkünden", rief der Pfarrer im Ruhestand aus. Mit den "sogenannten Schutzsuchenden begrüßen wir das tiefste Mittelalter" in Deutschland. Nach dieser Rede bestellte die Kirchenleitung Bähren ein. Auch Pfarrer im Ruhestand unterliegen dem Dienstrecht der Kirche und stehen zu ihr in einem Treueverhältnis. Bisher sei es außerhalb seiner Vorstellungskraft gewesen, dass engagierte Christen für diese rechtspopulistische Partei kandidieren könnten, sagte der Präses der evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski. AfD-Vorstandsmitglied Armin Paul Hampel hat die Parteimitglieder aufgefordert, aus der Kirche auszutreten. Ob Bähren diesen Schritt gehen will, war gestern nicht zu erfahren; er war telefonisch nicht zu erreichen. Der Pfarrer im Ruhestand ist Mitglied der Gruppe "Christen in der AfD".

Was zeichnet den Wahlkreis aus?

Fünf Städte und Gemeinden gehören zum Wahlkreis Viersen II. Er ist mit zusammen 93.893 Wahlberechtigten der kleinere der beiden Viersener Wahlkreise. Zum Vergleich: Im Wahlkreis Viersen I - zu ihm gehören die Stadt Viersen, die Stadt Willich und die Gemeinde Schwalmtal - sind am 14. Mai 111.000 Menschen wahlberechtigt. Tönisvorst bildet gemeinsam mit einem Teil der Stadt Krefeld einen eigenen Wahlkreis.

Die Kommunen im Wahlkreis Viersen II unterscheiden sich nicht nur durch ihre Einwohnerzahl: Während in Kempen beispielsweise jeder Einwohner im Schnitt über ein Einkommen von knapp 23.500 Euro verfügt, sind es in Grefrath gerade mal rund 20.000 Euro. Und in Nettetal, Brüggen und Niederkrüchten liegt das verfügbare Einkommen bei weniger als 21.000 Euro je Einwohner. Wie gut sind die Kommunen auf den demografischen Wandel eingestellt? Den höchsten Anteil von Einwohnern ab 60 Jahren hat Grefrath mit mehr als 30 Prozent. Zugleich ist dort auch der Anteil der Unter-18-Jährigen mit weniger als 15 Prozent am geringsten. In Kempen hingegen sind 19 Prozent der Einwohner jünger als 18 Jahre. Den geringsten Anteil an "Einwohnern 60+" hat Niederkrüchten mit 27,1 Prozent. Unterschiedlich entwickelt hat sich auch die Einwohnerzahl: Zwar sind alle Kommunen im Wahlkreis in den vergangenen 30 Jahren gewachsen, aber unterschiedlich stark: Grefrath verzeichnet ein Plus von acht Prozent, Kempen von elf, Nettetal von 13. Spitzenreiter aber sind Brüggen (+23 Prozent) und Niederkrüchten (+34 Prozent). Auch der Ausländeranteil variiert stark: In Grefrath liegt er mit 6,0 Prozent nicht mal halb so hoch wie in Nettetal (12,2 Prozent).

Zugleich ist die Einwohnerdichte in Nettetal mit 500 Menschen pro Quadratkilometer doppelt so hoch wie in Niederkrüchten (226).

Wie funktioniert das noch mal mit den zwei Stimmen?

Mit der Erststimme entscheidet der Wähler mit darüber, welcher Kandidat seinen heimatlichen Wahlkreis mit einem Direktmandat vertritt. In jedem der 128 Wahlkreise des Landes genügt bei der Erststimme die einfache Mehrheit: Wer als Direktkandidat die meisten Stimmen in einem Wahlkreis erhält, ist gewählt. Sind die Direktmandate vergeben, ziehen mindestens 53 weitere Abgeordnete über die Landesliste ihrer Partei ins Parlament ein. Hier zählt der Stimmenanteil der Partei an den Zweitstimmen. Nur Parteien, die mindestens fünf Prozent dieser Gesamtstimmenzahl erreichen, ziehen ins Parlament ein.

(mrö)
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