Jugendschutzkammer des Landgerichts Mutmaßlicher Kinderschänder vor Gericht

Viersen/Nettetal · Bundeskriminalamt und Generalstaatsanwaltschaft hatten im Frühjahr mit Fotos nach einem Kinderschänder gefahndet. Wenig später wurde der Viersener Dirk K. in einem Krefelder Hotel verhaftet. Bald beginnt der Prozess.

 Unter anderem in dieser Dachgeschosswohnung in Nettetal soll der Tatverdächtige die Kinder missbraucht haben.

Unter anderem in dieser Dachgeschosswohnung in Nettetal soll der Tatverdächtige die Kinder missbraucht haben.

Foto: Röse, Martin

Es könnte gut sein, dass eine aufsehenerregende Fahndung im Frühjahr ein jahrelanges Martyrium mehrerer Kinder beendet hat: Das Landgericht Mönchengladbach erhebt Anklage gegen einen 46-jährigen Viersener wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern und Herstellung und Verbreitung kinderpornografischer Schriften in 16 Fällen. Der Tatverdächtige war Anfang April nach einer Öffentlichkeitsfahndung in einem Krefelder Hotel gefasst worden. Prozessauftakt soll am 25. September sein. Die laut Anklage geschädigten Kinder treten als Nebenkläger auf. Dem Viersener droht eine Haftstrafe zwischen zwei und 15 Jahren.

Der Fall hatte im Frühjahr viel Aufmerksamkeit erregt: Das Bundeskriminalamt und die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt hatten Ende März öffentlich nach einem mutmaßlichen Sexualstraftäter gefahndet. „Eine heiße Spur führt nach Viersen“, erklärte Oberstaatsanwalt Georg Ungefuk von der Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft damals. Die Ermittlungsbehörden veröffentlichten Fotos aus einer Dachgeschosswohnung, um an Informationen zu gelangen, woher der Täter stammt. Daneben bat die Generalstaatsanwaltschaft auch Streifenwagenbesatzungen um erhöhte Aufmerksamkeit. Wie sich kurz darauf herausstellte, befand sich die Wohnung in Nettetal. Auch Selfies des Angeklagten wurden von den Ermittlungsbehörden öffentlich verbreitet. „Er hat die beiden Kinder als seine eigenen ausgegeben“, berichtete damals eine Nachbarin. „Wir haben uns deshalb nie Gedanken darüber gemacht, die gingen hier häufig ein und aus.“

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Viersener vor, im Zeitraum vom April 2014 bis zum März 2018 in 16 identifizierten Fällen sexuelle Handlungen an Kindern vorgenommen und diese gefilmt oder fotografiert zu haben. Die Aufnahmen habe er über das sogenannte Darknet („dunkles Netz“) verbreitet. Das Darknet ist ein verschlüsselter Bereich des Internet, dessen Teilnehmer ihre Verbindungen untereinander manuell herstellen. Bei der Fahndung reichten die Tatvorwürfe nur bis ins Jahr 2017. Bereits im März 2018 lief die Fahndung, Anfang April klickten die Handschellen. Insgesamt hätten die Ermittlungsbehörden 3800 einschlägige Bild- und Videodateien bei dem Angeklagten gefunden. Eines der auf den Aufnahmen abgebildeten Kinder wurde laut Staatsanwaltschaft im Oktober 2005 geboren, das andere im Februar 2011. Die Aufnahmen wurden laut den Ermittlungsbehörden in den Wohnungen des Angeklagten in Nettetal und Viersen angefertigt.

„Die Verhandlung ist grundsätzlich öffentlich“, erklärte Gerichtssprecher Fabian Novara am Dienstag. „Das Gericht kann die Öffentlichkeit zum Schutz der Persönlichkeitsrechte der beteiligten Personen vorübergehend ausschließen.“ Insgesamt wurde der Prozess auf vier Hauptverhandlungstage terminiert. Ein Urteil könnte Ende Oktober fallen.

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