Viersen Kunsthalle bietet unbekannten Künstlern eine Plattform

Viersen · Von Joseph Beuys bekam er Hausverbot erteilt. Als Edmund Knab als junger Mann bei dem Logistikunternehmen Kühne & Nagel arbeitete, sollte er etwas aus Beuys' Atelier transportieren. "Der Müll soll Kunst sein?", entfuhr es ihm. Leider bekam Beuys das mit und verwies ihn des Ateliers. Später wurden sie jedoch "beste Kumpels", erzählt Knab. Was er aus der Episode gelernt hat: "Nie über ein Kunstwerk urteilen. Nicht sagen: Ist das Kunst? Oder: Das kann ich auch. Höchstens: Das gefällt mir, oder das gefällt mir nicht."

 Edmund Knab (li.) betreibt mit Unterstützung seines Sohns Christopher die Kunsthalle Viersen.

Edmund Knab (li.) betreibt mit Unterstützung seines Sohns Christopher die Kunsthalle Viersen.

Foto: Jörg Knappe

Im September hat sich Edmund Knab die "Kunsthalle Viersen" zugelegt. Ein großer Name, verbindet man mit dem Begriff "Kunsthalle" doch ein großes, städtisch organisiertes Haus. Tatsächlich ist der Raum im ehemaligen Getränkecenter groß; er umfasst mehrere hundert Quadratmeter; er ist aber eine rein privat getragene Ausstellungsplattform.

Seit zwölf Jahren lebt Knab in Süchteln. In Düsseldorf führte er über viele Jahrzehnte eine Kunstspedition. Die ist nun verkauft. Seine Erfahrungen und Kontakte nutzt er jetzt auf andere Weise. Die Kunsthalle ist Teil des "Fine Art Service Süchteln", der "Bewertung, Besichtigung, Transport, Verpackung, Ausstellung und Verkauf anbietet".

Ausstellungen seien jedoch "kommerziell gesteuert"; es tauchten immer die gleichen Namen auf, meint Knab. Sein Ziel für die Kunsthalle: "Wir geben Künstlern fernab vom Mainstream eine Plattform." Die Künstler kuratieren die Ausstellungen selbst, oder sie suchen sich einen Kurator. Knab nimmt keinen Einfluss auf die Auswahl der Werke und ihre Hängung. Falls ein Katalog gewünscht wird, beteiligt sich er an der Produktion, falls die Besucher einen Verkaufswunsch äußern, stellt er den Kontakt her und erhält eine Provision. Zur Eröffnungsausstellung im September vergangenen Jahres mit Gemälden von Stefan à Wengen kamen laut Knab 300 Gäste. Seit die Kunsthalle eröffnet wurde, habe er "35 Künstler in der Warteschlange", sagt Knab.

Anfang dieses Jahres soll es eine Ausstellung geben, die entweder Arbeiten des 1997 verstorbenen Stamos zeigt, der dem abstrakten Expressionismus zugerechnet wird, oder Arbeiten des 1933 geborenen Amerikaners Norman Liebman.

Später im Jahr wird der Kölner Künstler Volker Tannert eine Ausstellung mit weiteren Künstlern organisieren. Möglicherweise werden Arbeiten des Videokünstlers Nam June Paik gezeigt. Ein Sammler möchte sich von Arbeiten des Koreaners trennen. Auch solchen Präsentationen gibt die Kunsthalle eine Plattform. Zwei bis drei Jahre gebe er sich, um in der Kunstszene Viersen Fuß zu fassen, so Knab.

(b-r)
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