Viersen Kunst bewegt auf Schloss Moyland

Viersen · Auf Schloss Moyland entdecken Ausflügler den Park, Kräuter- und Rosengarten - und lassen sich vielleicht einfangen von der Kunst: Es lohnt sich, hinzugehen und Joseph Beuys zu entdecken.

Viersen: Kunst bewegt auf Schloss Moyland
Foto: Gottfried Evers

Romantisch spiegeln sich die Zinnenkränze der Türme und Mauern im breiten, stillen Wassergraben. Als wäre es immer schon so gewesen, streckt auch der Nordturm seinen mächtigen Turmhelm in den blaugrauen Niederrhein-Himmel. Eine Landmarke, die dem Auto- oder Fahrradfahrer von der Bundesstraße 57 kommend lange auf dieser scheinbar ewig geradaus laufenden Straße anzeigt: Hier liegt Schloss Moyland. Hier musst Du hin, gucken, wie die Zinnen sich im Wasser spiegeln, durch den Park streifen, durch den Kräuter- und den alten Rosengarten, und Dich vielleicht von der Kunst einfangen lassen, die Moyland in seinen Mauern birgt, die im Park hinter der Biegung des Weges überraschen.

 Das Aggregat von Joseph Beuys im Gewölberaum des Schlosses.

Das Aggregat von Joseph Beuys im Gewölberaum des Schlosses.

Foto: Evers

Die Landmarke verspricht nicht zu viel: Es lohnt dort hinzugehen, den Schamanen Joseph Beuys zu entdecken und hinterher mit Blick über den Park auf der Terrasse des Cafés die Seele baumeln zu lassen und einen Capuccino zu trinken. Idylle pur eben.

Eine Idylle, die kommendes Jahr erst 20 Jahre alt wird: Moyland war eigentlich zerstört. Ruine. 1945 bei den Kämpfen um den Niederrhein ins Visier der Artillerie geraten, nach dem Krieg verfallen, weil sich keiner um das alte Gemäuer kümmerte. Bis Ende der 1980er-Jahre beschlossen wurde, hier den Beuys-Schatz aus der Sammlung van der Grinten zu verwahren. Als Hort der Kunst hinter liebevoll sanierten mittelalterlichen Zinnen aus der Tudorzeit in einem Barockschloss, in dem sich schon Philosoph Voltaire und König Friedrich der Große trafen. Land, Schlossherr und Kunstsammler gründeten eine Stiftung und Moyland sollte ein Kultur-Leuchtturm am Niederrhein werden. Das versprach der damalige Minister- und späterere Bundespräsident Johannes Rau, als Moyland 1997 endlich fertig war und eröffnete.

Doch Moyland schockierte mit der Eröffnung zunächst einmal die Fachwelt mit einer Hängung, die alles auf die Wände brachte, was die Sammlung hergab. Als dann die Sammler van der Grinten aus Altersgründen ausschieden, fand sich nach dem schnellen Rücktritt von Peter Dering 2005 kein Nachfolger für die künstlerische Leitung. Ein jahrelanges Hickhack ließ keinen Gedanken an Idylle zu.

Im Mai 2009 übernahm dann die Kunsthistorikerin Bettina Paust das Ruder, verabschiedete sich von der Sammlerpräsentation und befreite die Wände: Seitdem werden alle halbe Jahre im gesamten Schloss die Bilder ausgetauscht. "Kunst.Bewegt" heißt das Motto, das die Präsentation der eigenen Sammlung zu bestimmten Themen immer neu fügt und zu regelrechten Wechselausstellungen werden lässt: Klar geordnet, unter ein Thema gestellt, tun sich gerade bei Beuys immer wieder neue spannende Facetten auf. "Wir wollen in der ständigen Sammlung zeigen: Wo sind die Impulse, die Beuys gesetzt hat?", sagt Paust. So, wie vor geraumer Zeit die starken Frauen bei Beuys. So, wie derzeit die Präsentation des Unterwasserbuches - auf wasserfester Plane gedruckt. Doch der Drucker vergaß den Heftrand, so dass die Seiten zur "3 Tonnen Edition" wurden, zur Kunst für jedermann, nachdem Beuys in jedes Blatt nochmals gearbeitet hatte.

"Seit Jahren schärfen wir auch das Ausstellungsprogramm - und versuchen jedes Jahr eine Ausstellung zum Thema Natur zu machen", sagt Paust. Denn es gibt nur wenige Museen, die wie Moyland Natur und Kunst verbinden. "Natur und Kunst" heißt es auch derzeit in der großen Ausstellungshalle, die einen wunderbaren Weg von der deutschen Romantik zu den Bildern der in die Wald von Barbizon ziehenden Franzosen bietet: Vom Romantiker Spitzweg über den Naturalisten Corot bis zum Realisten Courbet.

Im Juni folgt der nächste Trip in die Natur: Dann heißt es "Lasst Blumen sprechen! Blumen und künstliche Natur seit 1960". Das wird eine Ausstellung mit Werken von Andy Warhol, Gerhard Richter, Joseph Beuys, Georg Baselitz, Jörg Immendorff, David Hockney oder Pipilotti Rist. Darüber hinaus werden aktuelle Arbeiten jüngerer Künstler gezeigt, die sich auf ganz unterschiedliche Weise mit dem Thema Blumen auseinandergesetzt haben, unter anderem Alexandra Regan Toland, Chiara Lecca, Vera Lossau und Anja Ciupka, verspricht Kurator Dr. Alexander Grönert.

(RP)
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