Viersen "KulturMenue" in der Villa Marx startet erfolgreich

Viersen · Die Konzertreihe verbindet gute Musik und gutes Essen, serviert am gedeckten Tisch

Vorher weiß man bei einem neuen Veranstaltungskonzept ja nie so richtig, wie es angenommen wird. Um so mehr darf sich die Villa-Marx-Gesellschaft freuen, dass ihr der Start in die Reihe "KulturMenue Villa Marx" auf Anhieb glückte. Für maximal 60 Teilnehmer war der erste Abend gedacht. Eine Vorbestellung war erforderlich - und schnell waren alle Karten verkauft.

Der Niederrheiner, davon sind die Veranstalter überzeugt, fühlt sich dann am wohlsten, wenn er gute Musik und gutes Essen an einem passenden Ort genießen kann. Für dieses Konzept bietet die Villa Marx einen ausgezeichneten Rahmen. Und damit keine Hektik durch Umräumen entsteht, wird auf Stuhlreihen verzichtet. Man sitzt bequem an Tischen, die schon vorher eingedeckt wurden. Aber wie sich das gehört, wird nicht während des Konzerts gegessen. Erst in der Pause wird serviert - und vor Beginn des zweiten Teils wieder abgeräumt. Die Zuhörer fühlten sich bei dieser Veranstaltungsform sichtlich wohl.

"Weltbekannte Komponisten am Niederrhein" war der Premierenabend überschrieben. Dabei ging es nicht darum, mit oft zu hörenden Ohrwürmern zu punkten. Im Gegenteil. Die Komponisten sollten gerade von einer weniger bekannten Seite vorgestellt werden, allerdings mit einer berechtigten Ausnahme. Der 1854 in Siegburg geborene Engelbert Humperdinck ist heute fast nur noch durch seine Märchenoper Hänsel und Gretel bekannt. Da war es schon sinnvoll, den Abend mit Melodien aus dieser Oper zu beginnen und eingängige Weisen wie "Brüderchen komm tanz mit mir", "Ein Männlein steht im Walde" und "Abends, will ich schlafen gehen" in Erinnerung zu rufen. Dem Niederrhein war Humperdinck lange verbunden; er lebte von 1877 bis 1887 in Xanten. Und: er kannte bestens den Viersener Bahnhof - vom Umsteigen bei seinen häufigen Fahrten zu Konzerten in Krefeld oder Mönchengladbach.

Eine weit weniger als Hänsel und Gretel bekannte Komposition Humperdincks, ein charmantes Salonstück für Violoncello und Klavier, war in einer mustergültigen Darbietung zu hören. Die junge, in Südkorea geborene Cellistin Ji-Eun Noh spielte mit warmer Tongebung und Eleganz.

Etwas robuster klang das Instrument der Geigerin Judith Oppel bei zwei Sätzen aus der "F-A-E-Sonate", zu der sowohl Schumann als auch Brahms je einen Satz beigesteuert hatten. Der Sachse Schumann war Musikdirektor in Düsseldorf, der Hamburger und Wahl-Wiener Brahms ein oft und gerngesehener Besucher bei Robert und Clara Schumann.

Als sicherer Klavier-Begleiter und Ensemblespieler bewährte sich Christian Ubber. Recht ausführliche, allerdings sehr informative Erläuterungen steuerte der Humperdinck-Biograf und Verantwortliche der neuen Kulturreihe, Tim Michalak, bei.

Wenig bekannte, dabei durchaus interessante Werke des Kölners Max Bruch und des Bonners Ludwig van Beethoven rundeten das Programm ab.

(-tr)
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