Niederkrüchten Krüchtener für Schul-Erhalt

Niederkrüchten · Die Realschule Niederkrüchten kämpft um ihr Überleben. Schulpflegschaftsvorsitzende Dagmar Buchholz überreichte über 2200 Unterschriften an Bürgermeister Herbert Winzen. Unterstützung kommt von CDU und FDP.

Exakt 2258 Bürger haben sich im Rahmen der Unterschriftenaktion für den Erhalt der Realschule ausgesprochen. Ein beeindruckendes Ergebnis, doch für das Weiterbestehen sind andere Zahlen maßgeblich — leider, sagt Bürgermeister Herbert Winzen.

"Ich hätte auch unterschreiben können. Wer will schon, dass die Realschule nicht erhalten wird? Aber die Realität sagt etwas anderes", so Winzen. 34 Anmeldungen hatte die Realschule 2010. In den kommenden fünf Jahren werden es nach der Prognose des Schulentwicklungsplans zwischen 32 und 40 pro Schuljahr sein. Nötig wären laut Vorgabe 56 Anmeldungen.

Noch vor zwei, drei Jahren wurde ernsthaft über eine Erweiterung diskutiert. "Wir hatten in der Spitze 78 Anmeldungen", erinnert sich Winzen. In drei Jahrgängen musste die zweizügige Realschule sogar drei Eingangsklassen bilden. Kinder aus Wegberg, Merbeck oder Arsbeck, die nach Niederkrüchten kommen wollten, mussten abgelehnt werden.

Eigentlich ist die Realschule eine Vorzeigeschule. Sie trägt das Gütesiegel "Individuelle Förderung", beteiligt sich erfolgreich an einem landesweiten Projekt zur Senkung der Sitzenbleiberquote und nimmt am Modellversuch zur Einführung des Fachs Wirtschaft teil.

Doch der Trend geht offenbar Richtung Gymnasium und Gesamtschule. Allein 60 Niederkrüchtener Grundschulabgänger wechselten zuletzt auf die Gesamtschule Brüggen, so Winzen. Dagmar Buchholz möchte das Ruder herumreißen, ein Konzept entwickeln, eine Werbeaktion starten. Doch das braucht Zeit — und die fehlt. Nur bis Ende des Jahres läuft die Frist zur Teilnahme am Modellversuch Gemeinschaftsschule. Am 14. Dezember entscheidet der Rat: Kommt die Gemeinschaftsschule, in der Realschule und Hauptschule nach und nach aufgehen? Oder schließt man eine Kooperation mit Schwalmtal?

Hierzu findet am Donnerstag eine gemeindeübergreifende Ältestenratssitzung statt. CDU und FDP sind vom Modellversuch Gemeinschaftsschule, den die rot-grüne Landesregierung auflegt, nicht überzeugt. "Die Gemeinschaftsschule ist ein Experiment, von dem keiner weiß, ob es für die Kinder gut oder schlecht ist. Ich möchte nicht, dass unsere Kinder Versuchskaninchen sind", sagt CDU-Fraktionschef Werner Hommen. Ähnlich sieht es FDP-Kollege Michael Otto: "Wir sind nicht der Meinung, dass die Gemeinschaftsschule die Art Bildung sicherstellt, die wir anstreben. Wir stehen für den Erhalt der Realschule."

So oder so steht die Politik vor einem Dilemma. Hommen: "Wenn wir für die Gemeinschaftsschule sind, sind wir die Totengräber der Realschule. Wenn wir gegen die Gemeinschaftsschule sind, sind wir die Totengräber des Schulstandorts."

(RP)
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