Naturschutz im Grenzland Mit Leitanlagen auf der sicheren Seite beim Amphibienschutz

Grenzland · Etliche ehrenamtliche Helfer sind zum Schutz der Frösche, Kröten und Molche im Einsatz. Die Untere Naturschutzbehörde vom Kreis Viersen unterstützt in Kooperation mit den Straßenbaulastträgern feste Leitanlagen.

 Matthias Nickel und Monika Deventer von der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Viersen kontrollieren eine Leitanlage für Amphibien.

Matthias Nickel und Monika Deventer von der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Viersen kontrollieren eine Leitanlage für Amphibien.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Die Swalmener Straße in Brüggen führt über vier Kilometer entlang des Elmpter Schwalmbruchs. Damit gehört sie zu den Straßen, die Jahr für Jahr von zahlreichen Amphibien gekreuzt werden, die aus dem Waldgebiet auf der einen Seite zu den Gewässern auf der anderen Seite gelangen möchten, um sich dort zu paaren und zu laichen. Die Populationen von Fröschen, Kröten und Molchen hätten dabei keine Chance zu überleben, wenn sie sich über die stark befahrende Straße bewegen würden. Sie queren die Straße unterirdisch.

Möglich macht es eine fast 1,5 Kilometer lange Leitanlage zum Schutz der Amphibien vom Kreis Viersen. Die Swalmener Straße wird dabei rechts und links mit einer Leitanlage begleitet, die auf dem größten Teil der Strecke bei normaler Straßenbenutzung nicht zu sehen ist, weil sie auf Straßenniveau liegt. „Bei der Leitanlage handelt es sich um Metallprofile in L-Form samt einer Aufkantung am oberen Rand“,  erklärt Matthias Nickel von der Unteren Naturschutzbehörde vom Kreis Viersen. Die Profile werden bodengleich mit dem Straßenbelag an den Seiten der Straßen, wo die Amphibienwanderungen stattfinden, eingesetzt. In der Regel sieht der Autofahrer die Anlagen gar nicht, es sei denn, die Örtlichkeiten lassen einen bodengleichen Einbau nicht zu, so dass die Metallplatten am Rand hoch stehen und daher zu sehen sind, wie es an einigen Stellen an der Swalmener Straße der Fall ist.

„Wo abgehende Waldwege die Straßen kreuzen, kommen Rinnen zum Einsatz, durch die die Amphibien fallen und so ebenfalls in der Leitanlage landen. Die Tiere bewegen sich an dem Metallhindernis, bis der Durchgang zur anderen Seite kommt“, erklärt Monika Deventer, von der Unteren Naturschutzbehörde vom Kreis Viersen. Unter der Straße erfolgen die eigentlichen Querungen. Dafür führen Tunnel von einer Seite zur anderen. Es sind teilweise Altanlagen in Form von Betonröhren und teils neuere Modelle, die trapezförmig daherkommen. Letztere kommen den Amphibien entgegen. Auf dem geraden Boden können sie sich besser bewegen, als in den Rundungen der Röhren. Doch egal, welches Modell es ist, die Tiere bewegen sich von der einen Seite der Leitanlage zur anderen Seite, während die Fahrzeuge entlang der Fahrbahndecke über sie hinweg fahren.

Im Kreis Viersen gibt es an den entsprechenden Stellen von Amphibienwanderungen mittlerweile acht dieser festen Anlagen. In Overhetfeld ist gerade eine Anlage saniert geworden, die der Kreis Viersen dank der Förderung vom Land mit Mitteln der Europäischen Union finanzieren konnte. Aber überall dort, wo es solche Anlagen nicht gibt, sind die Amphibien auf die ehrenamtliche Hilfe von Naturschützern angewiesen, die zur Laichzeit Zäune aufstellen, Eimer eingraben und die Tiere Tag für Tag sammeln, um sie dann auf die andere Straßenseite zu bringen. Dazu helfen Ehrenamtler auch bei den Straßensperrungen, die zwischen 19 Uhr und 8 Uhr ebenfalls als Schutzmöglichkeit genutzt werden.

„Ein Amphibienbestand kann dauerhaft nicht überleben, wenn 20 bis 25 Prozent der fortpflanzungsfähigen Tiere sterben“, informiert Nickel. Werden keine Schutzmaßnahmen ergriffen, liegen die Verluste bei vier bis zu 60 Fahrzeugen stündlich zwischen zehn und 75 Prozent. Die Tiere werden dabei nicht nur überfahren. Wenn Fahrzeuge bereits mit 50 Stundenkilometern fahren, erzeugen sie einen so hohen Luftdruck, dass die inneren Organe von Fröschen, Kröten und Molchen platzen, wenn sie sich unter den Fahrzeugen befinden. Die Tiere sterben einen qualvollen Tod. „Das sind die Tiere, die auf der Straße liegen und kaum äußerliche Verletzungen aufweisen“, sagt Deventer. Daher ist es umso wichtiger, dass Autofahrer sich an die reduzierten Geschwindigkeiten halten, die solche Amphibienwanderstrecken ausweisen. Das Tempo 30 dient genau diesem Schutz.

In diesem Jahr ist es so, dass der milde Winter die ersten Tiere jetzt schon aus ihren Winterquartieren lockt und sie in Hochzeitsstimmung versetzt.  Bei abendlichen Temperaturen ab fünf Grad erwachen Amphibien aus ihrer Winterstarre. Sie haben sich dazu in Waldgebieten im Laub vergraben. Die Tiere begeben sich zu ihren Laichgewässern, um sich dort zu paaren. Dabei wandern sie in der Regel zu den Gewässern, in denen sie aufgewachsen sind.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort