Krippenspiel in St. Remigius Maria und Josef suchen eine Herberge

Viersen · Ein Mann, eine schwangere Frau und keine Herberge. Wie Albert, Clara und ihre Mitspieler für das Krippenspiel in St. Remigius proben.

 Josef trägt die Laterne und spendet Maria Zuversicht: Albert (8) und Clara (8) freuen sich auf ihren großen Tag. An Heiligabend treten sie in zentralen Rollen im Krippenspiel auf.

Josef trägt die Laterne und spendet Maria Zuversicht: Albert (8) und Clara (8) freuen sich auf ihren großen Tag. An Heiligabend treten sie in zentralen Rollen im Krippenspiel auf.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

„Das liegt an der Volkszählung. Sorge dich nicht. Wir fragen solange, bis wir etwas finden.“ Albert spricht immer wieder diese Worte. Es sind Worte, die er in seiner Rolle als Josef beim Krippenspiel in St. Remigius  zuversichtlich zu seiner Frau Maria sagen wird. Ein trautes Paar auf der Suche nach einer Herberge.

Albert steht in der Reihe der Kinder, die sich alle vor Franziska Thevessen und Martina Strumpen in der Kirche eingefunden haben. Auf der Kirchenbank direkt vor dem Altarraum stapeln sich weiße und farbige Umhänge, Felle und ein schwarzer langer Mantel. Die beiden Frauen gehören zum Team, das das Krippenspiel in St. Remigius vorbereitet. Sie sind damit beschäftigt, die Hirten, die Wirte, die Engel sowie Maria und Josef passend einzukleiden. Während die Hirten in Felle gehüllt werden und die Wirte gelb-bräunliche Umhänge erhalten, gibt es für die Engel weiße Alben: schlichte, weiße Gewänder.

 Auch Clara erhält ein solches. Allerdings nicht nur das. Martina Strumpen bringt direkt einen blauen Umhang dazu, denn die Achtjährige schlüpft nicht in die Rolle eines Engels, sondern übernimmt den Part der Maria im Krippenspiel. es wird am heutigen 24. Dezember in der Kirche St. Remigius aufgeführt.

„Ich bin schon ganz aufgeregt. Die Maria ist eine so wichtige Rolle“, sagt Clara. „Ich kenne die Weihnachtsgeschichte gut und freue mich, dass ich die Maria spielen darf“, während sie mit freudig erwartungsvollem Gesicht neben Albert steht, der die Rolle von Josef übernimmt.

 Gleich sechs Hirten gibt es im Krippenspiel (v.l.): Luisa (8), Charlotte (8), Jan (8), Justus (9), davor knien Tyler (8) und Leandru (9, r.).

Gleich sechs Hirten gibt es im Krippenspiel (v.l.): Luisa (8), Charlotte (8), Jan (8), Justus (9), davor knien Tyler (8) und Leandru (9, r.).

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

„Eigentlich wollte ich den Josef gar nicht spielen. Ich wollte nur ein Hirte sein“, sagt Albert bescheiden und schaut dabei immer wieder auf das Blatt mit dem Text, das er in den Händen hält. „Der Josef ist so eine tragende Rolle und ich habe ein bisschen Angst, dass ich sie verhauen könnte.“ Obwohl er seine Textpassagen sicher beherrscht, ist er ein wenig nervös.

Dann ist auch Albert an der Reihe und erhält seinen Mantel aus den Händen von Franziska Thevessen. Vorsichtig schlüpft der Achtjährige hinein und knöpft ihn zu. Alle Kinder sind ausgerüstet, jeder Engel erhält noch jeder ein Flambeaux.

 Sie sind die himmlischen Boten: Matilda (8), Marlia (9) und Kiara (8) verkörpern die Engel im Krippenspiel.

Sie sind die himmlischen Boten: Matilda (8), Marlia (9) und Kiara (8) verkörpern die Engel im Krippenspiel.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Achtsam tragen die Himmelsboten Matilda, Marlia und Kiara die brennenden Fackeln in den Glaskörpern vor sich her. Ihre Freude, im Krippenspiel mitwirken zu können, ist allen drei anzusehen. „Ich freue mich so auf meine Engelrolle, das kann ich gar nicht beschreiben“, strahlt Matilda (8). Einer fehlt allerdings noch und das ist der Erzengel. Amelie, die die Rolle übernimmt, wird noch vermisst. „Wenn Amelie nicht kommt, muss Matilda einspringen“, kündigt Strumpen an. Doch einige Minuten später taucht der vermisste Engel auf. Sie waren in der falschen Kirche gelandet, wie ihre Mutter erzählt. Etwas, dass alle schmunzeln lässt.

Dann beginnt die Probe für das Krippenspiel der Pfarre St. Remigius Stadtmitte. Wie in jedem Jahr wird das Krippenspiel dabei hauptsächlich von den Kommunionkindern der Gemeinde umgesetzt. Als Organisator steht der Familienmesskreis hinter der schönen Tradition. Jedes Jahr müssen die Rollen mit und ohne Text neu besetzt werden. „Alle werden angesprochen. Wer mitmachen möchte, kann sich bei uns melden, wobei natürlich auch Nicht-Kommunionkinder mitspielen dürfen“, sagt Strumpen. Die Zahl der Engel und Hirten ist nie eingegrenzt. Wollen viele Kinder mitspielen, gibt es einfach weitere Figuren.

„Maria und Josef gehen bitte einmal ans Ende des Mittelganges. Von dort starten wir die Herbergssuche“, gibt Thevessen das Startzeichen. Carla und Albert gehen in Position. Auch die drei Herbergswirte nehmen ihre Plätze ein. Sie sitzen in den Bänken am Mittelgang.

Anton, der Erzähler, der als Lukas auftritt, weil er aus dem Lukas-Evangelium vorträgt, nimmt Platz am Ambo. Wobei extra vor dem Lesepult eine kleine Bank steht, damit Anton besser das Mikrofon erreichen kann. „Ich bin Lukas. Ich habe die ganze Jesus-Geschichte aufgeschrieben“, beginnt der Zehnjährige vorzulesen. Für ihn ist es bereits das zweite Krippenspiel. Es mache ihm  so viel Freude, daher sei er wieder mit von der Partei, erzählt er. Zum ersten Mal ist er der Erzähler, im vorigen Jahr verkörperte er einen Hirten.

 Als Erzähler führt Anton (10) von der Kanzel durchs Krippenspiel.   RP-Foto: JKN

Als Erzähler führt Anton (10) von der Kanzel durchs Krippenspiel. RP-Foto: JKN

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

In der Kirche ist es indes mucksmäuschenstill. Anton berichtet von Kaiser Augustus, der eine  Volkszählung angeordnet hat, bei der sich ein jeder in seiner Heimatstadt eintragen lassen musste. Damit beginnt die Reise von Maria und Josef nach Betlehem. Auf ein Zeichen von Thevessen setzten sich Carla und Anton im Mittelgang in Bewegung.

Die Suche nach der Herberge beginnt ein. Der erste Wirt hat keinen Platz für sie, der zweite verweist sie an ein Wirtshaus, der dritte schickt sie in den Stall. Alle jungen Darsteller sind voller Konzentration bei der Sache. Souffleuse Nele hat nichts zu tun. Die Kinder haben die vergangenen zwei Wochen, seitdem sie ihre Textpassagen erhalten haben, fleißig zum Üben benutzt.

 Drei Wirte gehören zur Aufführung, verkörpert werden sie von (v.l.):  Jolina (8), Felix (8) und Felix (9).

Drei Wirte gehören zur Aufführung, verkörpert werden sie von (v.l.):  Jolina (8), Felix (8) und Felix (9).

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

„Ich habe immer mit meiner Mutter geübt“, berichtet Anton, während Clara allein gelernt hat. Derweil folgt die Hirtenszene. Passend dazu wird die hell erleuchtete Kirche mit jedem Satz der Hirten etwas dunkler. Kaum endet der letzte Satz von Hirte Nummer drei, so liegt die Kirche komplett im Dunkeln. Nur das Licht der Kerzen erhellt den Kirchenraum und verleiht den großen Tannenbaum mit seinen Strohsternen einen besonderen Glanz.

Dazu kommt ein einzelner Spot, der sich auf Amelie richtet. Sie ist schließlich der Erzengel, der die Verkündigung bringt. Das Licht der Krippe schimmert ebenfalls in den Kirchenraum. Die Krippenfiguren Maria und Josef stehen in der Krippe, in der heute, am 24. Dezember, das Jesuskind liegen wird. Ochs und Esel schauen durch das Stallfenster hinein. Zwei Schafe und zwei Hirten rahmen die mit Stroh gefüllte Krippe ein. Das orange, rote und gelbe Transparentpapier, das etwas zusammengeknittert unter den Holzscheiten des Lagerfeuers liegt, wirkt wie echt. Etwas, dass auch für den Brunnen in der Krippenszene gilt, wobei hier blaues Transparentpapier den Eindruck von Wasser hervorruft. Die von zwei Tannenbäumen und dem Stern von Bethlehem eingerahmte Krippenlandschaft präsentiert sich mehr als einfach nur weihnachtlich.

Es liegt eine besinnliche Atmosphäre in der Luft. Das empfinden auch die Kinder so, die Franziska  Thevessen zur Krippe gelotst hat. Niemand spricht dazwischen oder lacht jeder. Jeder ist sich der Bedeutung  seiner Rolle bewusst und füllt diese mit Konzentration und stiller Freude aus.

„Am Heiligen Abend werden wir hier mit ganz vielen Kindern sein. Denn jedes Kind, das die Familienmesse besucht, ist aufgefordert, sich zu uns zu gesellen und auch ein Hirte zu sein“, informiert Thevessen ihre jungen Darsteller. Dann wird der weitere Ablauf der Familienmesse besprochen, schließlich sollen die Krippenspiel-Darsteller bestens vorbereitet sein und wissen, was sie erwartet.Am Ende der Messe werden die Pfadfinder in den Mittelpunkt rücken, denn sie bringen das Friedenslicht aus Bethlehem nach St. Remigius. Ein Licht, das sich ein jeder Kirchenbesucher auch mit nach Hause nehmen kann.

Frieden gibt es auch für das traute hoch heilige Paar im Krippenspiel. Sie haben nach lange Suche ein Dach über dem Kopf.         

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