Umfrage der IHK Wirtschaft will wieder mehr investieren
Kreis Viersen · Die Industrie- und Handelskammer (IHK) legt ihren aktuellen Konjunkturbericht vor. Die Maßnahmen zur Sicherung der Gasversorgung, auch unterschiedliche Rettungsschirme, haben gut funktioniert.
Die Konjunktur im Rheinland ist großen Problemen unterworfen, wird aber von den Unternehmen mittlerweile weit besser beurteilt als noch im Herbst. Das ist das Fazit der jüngsten Konjunkturumfrage der IHK Mittlerer Niederrhein und der IHK Düsseldorf. Zwischen dem 15. und 20. Januar hatte die Kammer insgesamt 850 Unternehmen mit rund 80.000 Beschäftigten zu ihren Erwartungen befragt.
Das Ergebnis zeigt eine „Stabile Lage, jedoch mit weiter großen Unsicherheiten“, wie die Präsentation übertitelt ist. Es sei mit einer rückläufigen Wirtschaftsleistung zu rechnen, die aber deutlich schwächer ausfiele, als noch im Herbst erwartet worden war. „Die größten Risikofaktoren bleiben Energiepreise und -verfügbarkeit, Fachkräftemangel und Rohstoffverfügbarkeit beziehungsweise Lieferketten. Sie werden jetzt aber weniger dramatisch gesehen, als noch im Herbst“, sagt Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein. Vor allem das Ausbleiben der noch vor dem Winter befürchteten Gasmangellage habe dazu entscheidend beigetragen. „Dafür gibt es unterschiedliche Gründe. Einerseits hat die Industrie einen großen Anteil daran selbst, denn sie konnte insgesamt rund 20 Prozent Gas einsparen. Aber natürlich ist es auch einfach Glück, dass durch das fast durchgehend milde Wetter weniger Gas gebraucht wurde“, sagt Steinmetz.
Interessant auch, dass die Unternehmen auf die gestörten Lieferketten durch eine deutliche Verschiebung ihrer Investitionsausrichtung reagieren. „Vor allem China verliert in den Investitionsplanungen deutlich an Bedeutung. Nur noch 9,7 Prozent der Unternehmen planen, dort zu investieren. 2019 waren es noch 24,1 Prozent. Dafür steigt die Investitionsneigung in Europa deutlich an“, sagt der Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf, Gregor Berghausen.
In der Tat sind die Zahlen beeindruckend. 74,8 Prozent der Unternehmen planen Investitionen in Euroland (2019: 65,5%). Weitere 17,5 Prozent wollen in Resteuropa (ohne UK) investieren (2019: 10,3%). Das zeigt: Die Resilienz gegen Einflüsse von Außen steht bei den Unternehmen sehr hoch auf der Agenda. Umso verwirrender scheint zunächst, dass die Bereitschaft von Industrie und Handel, in Umwelt- und Klimaschutz zu investieren, seit Herbst rückläufig ist (22,2 %, Herbst noch 27,5%). „Das ist aber eine Entwicklung auf hohem Niveau. Im langjährigen Trend sind das immer noch sehr hohe Zahlen. Viele Unternehmen haben aber auch festgestellt, dass die Anlagen, wie beispielsweise Photovoltaik, schlicht nicht verfügbar sind. Außerdem gibt es in der aktuellen Unsicherheit einen generellen Trend, auf Sicht zu fahren, wie man so schön sagt“, erläutert Berghausen, fügt aber hinzu: „Wir raten den Unternehmen weiterhin, in diesem Bereich zu investieren. Einerseits gibt es viele Fördermittel von Bund, Land und Kommunen. Andererseits amortisieren sich diese Investitionen meist sehr gut. Sie erhöhen die Sicherheit und die Resilienz für Krisen.“ Ein Lob für die Entwicklung der vergangenen Monate zollt Steinmetz: „Wir begleiten die Handlungen der Regierung traditionell ja durchaus kritisch. Aber ich muss sagen: Die Maßnahmen zur Sicherung der Gasversorgung, auch unterschiedliche Rettungsschirme, haben gut funktioniert. Die Politik hat hier wirklich gut und entschlossen agiert“, betont der Hauptgeschäftsführer.
Generell sei die Entwicklung, auch aufgrund eines im Vergleich zu den Erwartungen guten Weihnachtsgeschäfts im Einzelhandel, besser als noch im Herbst befürchtet. Grund zur Euphorie bestehe aber nicht. Die meisten Indizes liegen auf oder unter dem zehnjährigen Mittel, das nicht zuletzt durch die Corona-Krise deutlich geprägt ist. Eine nachhaltige Erholung leide auch weiter unter den bekannten Problemen, vor allem dem Fachkräftemangel. Dadurch sei es kaum möglich, auf Chancen auch entsprechend zu reagieren.
Einige Branchen würden in ihrer noch guten Auslastung auch noch von einem soliden Auftragsbestand profitieren. Was geschieht, wenn dieses Polster aufgebraucht ist, wird die Zukunft zeigen.