Einzelhandel im Kreis Viersen Händler leiden sehr unter einem harten Lockdown

Kreis Viersen · Ab Mittwoch muss der Einzelhandel mit Ausnahme der Geschäfte für den täglichen Bedarf schließen. Dann gilt wieder ein harter Lockdown.

 Die Fußgängerzone in Viersen war am Samstag vor dem dritten Advent gut besucht. Es wurde aber nicht so eng und chaotisch, wie viele befürchtet hatten.

Die Fußgängerzone in Viersen war am Samstag vor dem dritten Advent gut besucht. Es wurde aber nicht so eng und chaotisch, wie viele befürchtet hatten.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Einen schnellen Lockdown für alle Geschäfte außerhalb des täglichen Bedarfs hat NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) bereits am Freitag gefordert. Jetzt einigten sich Bund und Länder darauf, mit einem strikteren Lockdown am Mittwoch zu beginnen. Händlervertreter im Kreis Viersen sehen diese Entscheidung differenziert.

„Es ist eine schwierige Entscheidung, und ich möchte auch nicht derjenige sein, der sie trifft“, sagt Paul Lentzen, Vorsitzender des Gewerbeverbands Schwalmtal. Es sei richtig, dass gehandelt werden müsse, aber: „Eine Schließung vor Weihnachten wird vielen Händlern das Genick brechen“, befürchtet der Geschäftsmann. Viele hätten speziell für das Weihnachtsgeschäft größere Warenbestände eingekauft. Zudem hätte das Weihnachtsgeschäft dazu beitragen können, die Einnahmen in diesem Jahr zu verbessern. „Das wird eine dramatische Geschichte“, fürchtet Lentzen. Nun müsse es für die Händler weitere Hilfen geben.

Anstelle eines kompletten Lockdowns hätte sich Lentzen nur eine Schließung von großen Verkaufsflächen oder Einkaufszentren vorstellen können, also Orten, an denen unter Umständen Menschenmassen zusammenkommen und Sicherheitsabstände unterschritten würden. „Dann könnte man kleineren Läden, in denen Zugangsbeschränkungen gelten, den Weiterverkauf ermöglichen“, so der Schwalmtaler.

Der Viersener Einzelhändler Günther Kamp begrüßt die Lockdown-Pläne: „Da rennen die bei uns offene Türen ein“, sagt er. Kamp ist in der Modebranche, verkauft vor allem Schuhe. An einem Teil seiner mehr als 20 Filial-Standorte – darunter Schuhgeschäfte in Viersen, Nettetal, Köln und Leverkusen – habe er mehr als 50 Prozent Umsatzeinbußen; seit die Gastronomie geschlossen habe, kämen deutlich weniger Kunden, erläutert er. „In einem Geschäft in Köln haben wir rund 80 Prozent Frequenzrückgang“, sagt der 68-Jährige. „Wenn man mir einen Teil meiner Fixkosten subventioniert, mache ich lieber ein paar Wochen zu in der Hoffnung, dass es in der zweiten Januarhälfte wieder erträglicher ist.“ Dann müsse auch Gastronomie gezielt wieder öffnen dürfen, um mehr Kunden in die Innenstädte zu locken.

Die Einzelhändler in der Fußgängerzone in Kaldenkirchen hatten am Samstag gut zu tun. Der Besuch war gut. „Dass Kunden vor einer Parfumerie Schlange stehen, sind Bilder, die sonst nicht üblich waren“, sagt Claudia Willers, Vorsitzende von „Kaldenkirchen aktiv“. Insgesamt waren die Städte vormittags und zum späteren Nachmittag gut besucht, teilt der Handelsverband Rheinland mit. „Auf Grund seiner gut funktionierenden Hygienevorkehrungen konnte der stationäre Einzelhandel für ein sicheres und möglichst entspanntes Einkaufen sorgen“, sagt Björn Musiol, stellvertretender Geschäftsführer beim Handelsverband Nordrhein-Westfalen – Rheinland (HVR). Der Lockdown tut dem Einzelhandel weh, so Claudia Willers. Einige bereiten pfiffige Ideen vor. Das Schuhhaus Allertz gibt allen Waren im Schaufenster Nummern, die die Kunden dann online bestellen können. Ein Blumenladen, der für den 22. und 23. Dezember viele Vorbestellungen hat, denkt über einen Abholservice vor der Ladentür nach. Den meisten Einzelhändlern war klar, dass eine Verschärfung kommt. Aber mit dem 20. Dezember hätte man besser leben können.

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