Viersen Krebber stellt sein Kunstwerk auf

Viersen · An einem Autokran schwebte gestern die 2,1 Tonnen schwere Bronze-Plastik von Gereon Krebber auf ihren Platz im Park am Busbahnhof. Die wuchtige "Zirbel" soll wie etwas Fremdes auf die Passanten wirken, sagt der Künstler

 Mit einem Autokran wird die Skulptur "Zirbel" an ihren Platz gehoben. Die Bronze-Plastik wiegt 2,1 Tonnen. Der Künstler Gereon Krebber (links) half dabei, sein Werk auf dem Fundament zu befestigen.

Mit einem Autokran wird die Skulptur "Zirbel" an ihren Platz gehoben. Die Bronze-Plastik wiegt 2,1 Tonnen. Der Künstler Gereon Krebber (links) half dabei, sein Werk auf dem Fundament zu befestigen.

Foto: Jörg Knappe

Kurz bevor die Skulptur auf ihrem Fundament im Boden verankert wird, legt der Künstler noch mal selbst Hand an - mit Handfeger und Kehrblech. Während die Löcher ins Fundament gebohrt werden, fegt Gereon Krebber den Bohrstaub zusammen. Für den 45-jährigen Künstler ist das Aufstellen seiner neuen Bronze-Plastik in der Viersener Skulpturensammlung ein spannender Moment. Mit einem Autokran wurde das 2,1 Tonnen schwere Gebilde auf seinen Platz im Park direkt am Busbahnhof gehievt.

Krebber ist mit der Bleibe für seine "Zirbel" zufrieden. "Das ist eine schöne Schnittstelle. In der Ecke des Parks, an der man im Halbrund vorbei läuft und direkt am Busbahnhof gelegen", sagt Krebber. Gemeinsam mit Albert Pauly, dem Vorsitzenden des Vereins für Heimpflege, hat der in Köln lebende Künstler den Platz ausgesucht.

Krebber mag das Spannungsfeld, das sich aus Standort und Skulptur ergibt: Hier das Kommen und Gehen am Busbahnhof, die Mobilität, der flüchtige Alltag; dort die wuchtige, schwarze Plastik mit ihren unkontrollierten Ausbuchtungen. Fast wirkt die Bronze-Statue wie ein Alien aus einem Science-Fiction-Film: fremdartig, träge, wuchernd, gewrungen, urwüchsig. "Sie wirkt fremd, und das soll auch so sein", sagt Krebber, dessen Werken man nachsagt, dass sie "innerlich pochen". Wer die "Zirbel" anschaut, kann das nachvollziehen. In einer Hinsicht ist der Künstler positiv überrascht: "Ich hatte die Oberfläche rauer in Erinnerung, aber die schwarz-matte Patina passt gut zu der Formkraft", sagt der Professor der Kunstakademie.

Ihren Titel "Zirbel" trägt die Bronze-Skulptur nicht zufällig: "Zirbel" kommt klanglich den "Wirbeln" von Anthony Cragg nahe. Cragg war Krebbers Lehrer, und Craggs "Wirbelsäule" steht in Sichtnähe der neuen Plastik. "Das war ein Gesichtspunkt bei der Auswahl des Standorts", sagt Albert Pauly.

Von der Ecke, in der die "Zirbel" nun steht, sieht man weitere Skulpturen: Erwin Heerichs klassisches, geradliniges "Monument", Wang Dus zerklüftete Plastik "China Daily", einer zerknüllten Zeitung nachempfunden, und Günter Haeses filigranes Drahtgebilde. "Optimus II", das anmutet wie eine Raumsonde.

Krebber hat außerdem Descartes' Sicht der Zirbeldrüse fasziniert. Der französische Aufklärer sah in der kleinen Drüse im Gehirn den Sitz der Seele. Krebber hat ihr nun eine gedrungene, bewegte Form gegeben, die an einer Stelle gerade abgeschnitten ist.

Der Verein für Heimatpflege hatte Krebber um eine Skulptur für die Sammlung gebeten. "Wir kennen ihn seit Jahren als Mitglied in der Jury für die Kunstgenerator-Stipendiaten", sagt Pauly. Der Verein für Heimatpflege hat die Skulptur mit Hilfe der Sparkassenstiftung, des Kunstkreises Viersen und mehrerer privater Spender erworben. "Wir reden über Kunst, nicht über Kunstpreise. Wir haben noch nie Haushaltsmittel der Stadt dafür ausgegeben", sagt Pauly. Die "Zirbel" ist die 13. Plastik der Viersener Skulpturensammlung. Der Heimatverein rief die Sammlung ins Leben. Sie begann 1989 mit drei Werken.

(RP)
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