Nettetal Kochen, eine Frage des Mutes

Nettetal · Seit 40 Jahren frönen sie gemeinsam einem außergewöhnlichen Hobby. 13 Frauen und ein Mann bilden eine Kochkursusgruppe. Jetzt stand das Weihnachtsmenü im Jubiläumsjahr auf dem Programm.

Das Menü liest sich wie das eines Sterne-Restaurants. Maronen-Schaumsuppe, Lammrücken mit Auberginen, Nudeln mit Rahmstreifen und Pilzen, gefüllte Dorade mit Kartoffel-Grästl und Parmaschinken und zum krönenden Abschluss Nougatmousse mit Mango-Limetten-Sauce. Was Dorothee Thielen da vorgeschlagen hat, lässt einem das Wasser im Mund zusammen laufen. Doch hinsetzen und genießen ist bei den zwölf Frauen und dem einen Mann, die sich allesamt auf dem Thielen-Hof in Lobberich eingefunden haben, nicht angesagt. Vielmehr heißt es Ärmel hochkrempeln und auf die vier Küchen, die sich im Kochstudio Thielen befinden, verteilen und ran an die Arbeit.

Anfang in Familienbildung

Doch so richtig nach Arbeit sieht es gar nicht aus. Vielmehr sind alle mit viel Spaß beim Schälen, klein Schneiden, Anbraten, Würzen und Pürieren. Es wird gelacht und gescherzt, während es in den Töpfen vor sich hin brodelt. "Kochen ist keine Kunst, sondern eine Frage des Mutes", scherzt Karl-Hermann Endepols, der als einziger Mann inmitten der Frauengruppe den Kochlöffel schwingt. Seit nunmehr 40 Jahren kochen insgesamt 14 Personen mehrmals im Jahr zusammen. Angefangen hat dabei alles mit einem Kochkursus, der 1960 in der Familienbildungsstätte Viersen angeboten wurde. "Wir waren damals schon eine richtig nette Gruppe, und irgendwie blieben wir alle zusammen und kochten gemeinsam Kursus für Kursus", erinnert sich Irmtrud Thelen. Niederrheinische Küche, festliche Menüs, quer durch Deutschland – Vielfalt war in all den Jahren angesagt. Damals war Edi Hegemann der Koch, der die Gruppe leitete, und gekocht wurde in der Küche der Süchtelner Hauptschule. Vor rund 20 Jahren übernahm dann Thielen die Gruppe. Der ein oder andere verließ die Gruppe, und neue kamen hinzu, aber seit rund elf Jahren hat sich die Kochriege nicht mehr verändert.

"Ich bin die letzte Neue, die dazu gekommen ist. Mein Mann gehörte der Kochgruppe an, und als er verstarb, wurde ich hier vor elf Jahren aufgenommen", erzählt Christel Strucken. Seit vier Jahren kocht man allerdings nicht mehr in Süchteln, sondern in Lobberich. Die gelernte Wirtschafterin Thielen baute nämlich auf dem heimischen Hof ein eigenes Kochstudio auf. "Damals habe ich gesagt, entweder kommt ihr alle mit oder ihr müsst euch eine neue Köchin suchen", erzählt Thielen mit lachenden Augen. Die Gruppe musste nicht lange überlegen und verlegte ihr Kochdomizil nach Lobberich. Dreimal im Frühjahr und dreimal im Herbst trifft man sich hier zum gemeinsamen Kochen unter der Leitung von Thielen. Aber nicht nur das. Gemeinsame Radtouren und Feiern gehören ebenfalls dazu.

Anekdötchen gibt es aus den vier Jahrzehnten wie Sand am Meer. Dass Zucker mit Salz verwechselt wurde, ist nur eines davon. Gelernt habe man in den Jahren viel, und geschmeckt habe es immer, sind sich alle einig. Und auch das aktuelle Weihnachtsmenü lässt keine Wünsche offen und macht Lust auf weitere gemütliche Kochabende.

(RP)
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