Energiesparen im Kreis Viersen Klassenzimmer nur noch 20 Grad warm
Kreis Viersen · In den weiterführenden Schulen im Kreis Viersen soll während der Heizperiode die Raumtemperatur um zwei Grad abgesenkt werden. So wollen die Städte und Gemeinde Energie sparen. Wie viel bringt das?
Hintergrund: Um angesichts der ausbleibenden Gaslieferungen aus Russland eine Gasmangellage im Winter zu vermeiden, sind die Städte und Gemeinden gehalten, freiwillig 15 Prozent Energie einzusparen. Dieses Ziel aber erreichen die Kommunen nicht, ohne Schulen mit einzubeziehen.
Die Stadt Viersen beispielsweise kommt mit ihrem bisher beschlossenen Maßnahmenpaket auf ein Einsparpotenzial von 11,8 Prozent. Für ihre Liegenschaften verbrauchte die Stadt im Durchschnitt der vergangenen drei Jahre jährlich knapp 2,4 Millionen Kubikmeter Gas. Knapp 1,1 Millionen Kubikmeter davon entfielen auf die Schulen. Durch die nun beschlossene Absenkung der Raumtemperatur in weiterführenden Schulen lassen sich weitere 3,3 Prozent Energie einsparen, kommt die Stadt Viersen auf 15,1 Prozent Energieeinsparung. Die Absenkung der Raumtemperatur in Grundschulen würde weitere 1,3 Prozent Energieeinsparung bringen, ist zurzeit aber nicht vorgesehen. In den Schulen ließe sich auch deutlich mehr Energie sparen, ohne an der Temperatur zu drehen, heißt es bei der Stadtverwaltung. Und zwar, in dem die Lüftungsanlagen auf Normalbetrieb umgestellt würden. Im Zuge der Corona-Pandemie hatte die Stadtverwaltung die fest installierten Anlagen auf 100 Prozent Frischluftzufuhr umgestellt, um eine Verbreitung der Coronaviren einzudämmen. Üblicherweise werden lediglich 20 Prozent Frischluft zugeführt. „Die Rücksetzung dieser Anlagen auf ihren Normalbetrieb birgt ein zusätzliches Potenzial von knapp fünf Prozent, ist jedoch dem Gedanken der Corona-Prävention gegenläufig“, heißt es von der Stadtverwaltung.
In der nächsten Sitzung des Stadtrats stehen das Maßnahmenpaket und weitere mögliche Sparmaßnahmen auf der Tagesordnung. So führt die Stadtverwaltung auch Maßnahmen auf, „die bei einer verschärften Eskalationslage herangezogen werden könnten“. Für diese einschneidenden Maßnahmen müssten aber zunächst gesetzliche Vorgaben geändert werden.
In der höchsten Stufe ist nicht nur der vollständige Verzicht auf Kulturveranstaltungen und die Schließung aller Sporthallen mit eigener Heizungsanlage, der Verwaltungsstandorte in Viersen-Dülken und Viersen-Süchteln sowie der Zentralbibliothek aufgeführt, sondern auch der Verzicht auf Schul- und Kitabetrieb. Würden all diese Maßnahmen umgesetzt, könnten insgesamt knapp 29 Prozent Energie eingespart werden.
Bereits kurz nach der Ausrufung der Alarmstufe des Gas-Notfallplans hatte die Verwaltung ein erstes Paket mit Sofortmaßnahmen beschlossen: So werden Sporthallen seither nur noch auf 17 statt 18 Grad geheizt, die Wassertemperatur in den Hallenbädern wurde abgesenkt, die Betriebszeiten der Wasserrutsche im Bad Ransberg verringert. Größter Einsparposten des ersten Pakets aber waren Heizungsoptimierungen und -reparaturen in den städtischen Gebäuden. Das Einsparpotenzial liege bei 3,8 Prozent. Insgesamt spare das erste Maßnahmenpaket 6,8 Prozent, so die Verwaltung.
Das zweite Maßnahmenpaket enthält die Schließung der Stadtverwaltung zwischen den Jahren und den hydraulischen Abgleich der Heizungen am Erasmus-von-Rotterdam- und Clara-Schumann-Gymnasium. Zudem sah es die Absenkung der Raumtemperatur in den öffentlichen Gebäuden auf 20 Grad Celsius statt 22 Grad Celsius vor. Damit könne die Stadt Viersen weitere 1,8 Prozent Energie einsparen, so die Verwaltung.
Nachdem das Bundeskabinett Ende August die Energie-Einsparverordnung zur kurz- und mittelfristigen Senkung des Gas- und Stromverbrauchs beschloss, setzt die Stadt bereits weitere Maßnahmen um. Dazu gehört, dass die Raumtemperatur in den Verwaltungsgebäuden, der Feuerwache und der Festhalle auf 19 statt auf 20 Grad festgelegt wird. Flure, Hallen, Foyers sollen grundsätzlich nicht mehr geheizt werden. Allerdings: Um Feuchtigkeitsschäden zu vermeiden, werden insbesondere Gemeinschaftsräume, die nicht komplett im Gebäudeinneren liegen, auf 13 bis 15 Grad beheizt. Mit den Maßnahmen aus Paket 1 und Paket 2 sollen so 11,8 Prozent Energie gespart werden.
Die Stadt weist darauf hin, dass unter Einhaltung aktueller Vorschriften auch weitere Maßnahmen denkbar wären – zum Beispiel eine Absenkung der Raumtemperatur in Kitas um zwei Grad auf dann 20 Grad Celsius. Das Einsparpotenzial ist aber mit 0,6 Prozent relativ gering.