Viersen Hört die Signale — in der Kreuzkirche

Viersen · Bunte Kirchenwände, Schwarzweißfotos und elektronische Musik: Kantor Daniel Plöhns reizvolles Solo-Projekt mit Pink-Floyd-Moment.

 Kantor Daniel Plöhn kombinierte sphärische Synthesizer-Sequenzen mit einem akustischen Piano.

Kantor Daniel Plöhn kombinierte sphärische Synthesizer-Sequenzen mit einem akustischen Piano.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Mit einem Countdown, vielleicht dem eines Raketenstarts, begann die Klangreise, auf die Daniel Plöhn das Publikum in der farbig illuminierten Kreuzkirche in Viersen mitnahm. Auch das erste der wechselnden Fotomotive, auf eine Leinwand im Rücken des Künstlers projiziert, erinnerte an das Thema Weltraum: die Schwarzweißaufnahme eines Radioteleskops, welches eben jene „Signals“ einzufangen pflegt, die dieser ungewöhnlichen Veranstaltung im sakralen Raum ihren Namen gab.

Gleich die ersten Klänge und Sequenzen beförderten die aufmerksame Zuhörerschaft mehrere Jahrzehnte zurück in die Zeit der späten 1970er- und frühen 1980er-Jahre: Elektronik-Pioniere wie Klaus Schulze, Tangerine Dream oder Kraftwerk waren, kaum überhörbar, die musikalischen Quellen, aus denen der Kirchenmusiker seine elektronische Inspiration schöpfte.

Die musikalisch reizvollsten Momente entwickelten sich immer dann, wenn Daniel Plöhn die sphärischen Synthesizer-Sequenzen mit dem puren, klaren Klang eines ebenfalls eingesetzten akustischen Pianos kombinierte. In rhythmisch wiederholten, stetig variierten Improvisationen entstanden dann fast meditative Klangstrukturen, stilistisch zu verorten zwischen Neoklassik und der Minimal Music eines Philipp Glass. Musik zum Zuhören und sich darauf einlassen. Den Zwischenapplaus nahm Plöhn in hörbar erfreutem wie bescheidenem Tonfall an: „Vielen, vielen Dank!“, sagte er.

Eine ebenso anspruchsvolle wie dankbare Aufgabe bot der Abend für die Licht- und Klang-Spezialisten von „Ministry of Light“. In Ergänzung der Foto-Projektionen lieferten deren farbig wechselnde Illuminationen des Kirchenraumes die ideale visuelle Untermalung für die akustisch-elektronischen Klang-Landschaften aus Synthesizer- und Piano-Sounds.

Die charakteristische Kirchen-Akustik stellte dabei eine besondere Herausforderung dar, wie Techniker Thomas Erben erklärte: „Um den besonders stark ausgeprägten Hall auszugleichen, muss das Tonsignal um Sekundenbruchteile zeitversetzt auf gestaffelt im Raum verteilten Monitorboxen ausgegeben werden.“

Auf den Kirchenbänken wäre durchaus noch Platz für mehr Zuschauer gewesen. Diejenigen, die an diesem Sonntagnachmittag den Weg in die Kreuzkirche gefunden hatten, genossen die musikalische Reise mit programmatischen Titeln wie „Fractals“, „Solitude“ oder „Spaces“.

Einmal schien da das Intro aus Kraftwerks „Computerwelt“ zu erklingen. Dann klang die helle Stimme eines – realen – Jungen durch den Kirchenraum, ein Zufall und doch so etwas wie ein Pink-Floyd-Moment. Kein Zufall: der Publikumswunsch nach Zugabe. Er wurde erfüllt.

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