Integration Kochen auf dem Lindenplatz

Süchteln · Eine geniale Outdoorküche, 30 Menschen aus neun Nationen, drei Gerichte und jede Menge Spaß: Der erste Kochabend von „Kitchen on the Run“ begeisterte die Teilnehmer. Mitmachen kostet nichts

 In der Container-Küche bereiten Einheimische und Flüchtlinge gemeinsam drei Gerichte zu. Gekocht wird zum Beispiel syrisch oder marokkanisch.

In der Container-Küche bereiten Einheimische und Flüchtlinge gemeinsam drei Gerichte zu. Gekocht wird zum Beispiel syrisch oder marokkanisch.

Foto: Knappe, Jörg (jkn)

„Hallo. Ich bin Ina. Schön, dass ihr da seid und uns in unserer Küche besucht“, begrüßt Ina Peppersack die ersten Besucher voller Herzlichkeit. Die leichte Unsicherheit bei dem ein oder anderen darüber, was sie an diesem Abend erwartet, ist wie weggeblasen. Die offene Art der 28-Jährigen vom Berliner Verein „Über den Tellerrand“ lässt Gesichter aufleuchten. Es stellt sich ein Gefühl ein, als hätte man gerade bei Freunden geklingelt, die man schon ewig kennt, um einen gemeinsamen Kochabend zu verbringen. Klingeln muss aber niemand, denn die Küche steht mitten auf dem Lindenplatz und ist bestens einsehbar.

Es handelt sich um einen ehemaligen Schiffscontainer, der von Architekturstudenten der Technischen Universität Berlin umgebaut wurde. „Kitchen on the Run“ steht in der Süchtelner Innenstadt und lädt Einheimische und Flüchtlinge zum gemeinsamen Kochen ein. Aus der Küche zieht derweil ein aromatischer Geruch. Allerdings gehört der nicht zu einem Essen, sondern wird von einem Schwarztee mit Kardamom verbreitet, den Peppersacks Kollegin Agnes Disselkamp zur Begrüßung herumreicht. Neben dem insgesamt vierköpfigen Team der mobilen Küche haben sich 26 Teilnehmer aus neun Nationen eingefunden.

Neugierige Blicke fallen auf die drei Kochinseln, die mit unterschiedlichen Lebensmitteln bestückt sind. „Wir kochen heute Abend zwei marokkanische und ein syrisches Essen. Wir kochen aber nicht nur, sondern essen zusammen und spülen danach gemeinsam ab“, informiert Disselkamp. Sie dirigiert alle Teilnehmer erst einmal an den kleinen Tisch, wo sich jeder ein Namensschild machen und aus einer Kiste mit unterschiedlichen Buttons wählen kann, was zu ihm passt. Magdalena hat sich so einen Musikbutton angeheftet und Leo einen, der Malutensilien zeigt. „Wenn euch die Gesprächsthemen ausgehen sollten, seht ihr direkt, was den anderen interessiert“, bemerkt Peppersack.

Bevor es ans Kochen geht, lädt das Team zu Kennenlernspielen ein. In einer Kreisrunde stellt sich jeder mit seinem Vornamen, seinem Heimatland und Lieblingsgericht vor, was zu einem ersten lockeren Kontakt führt. „Jetzt bilden wir alle ein Reihe und zwar dem Alter nach“, gibt Disselkamp vor. Sich nach dem Alter zu fragen und in der Reihe einzuordnen, sorgt für beste Stimmung. Von elf bis 56 Jahren reicht die Riege. Danach ist das nächst Kontaktspiel – Hände sortieren nach Handgröße – angesagt. Hände berühren sich, es wird scherzhaft verglichen und unter lautem Lachen bildet sich die nächste Reihe. Es setzt ein Dazugehörigkeitsgefühl ein, egal von wo man kommt.

Dann aber locken die Kochinseln, an denen sich bunt gemischt Gruppen von Einheimischen und Flüchtlingen bilden. Osama hat ein Rezept für marokkanischen Couscous dabei, für das er eigens einen speziellen Topf mitgebracht hat. Bei Khadija gibt es ebenfalls ein marokkanisches Gericht. Es sollen mit Fleisch und Gemüse gefüllte Teigtaschen gemacht werden. Syrisch geht es hingegen bei Zaloukh zu. Die junge Frau möchte zusammen mit den anderen einen typisch syrischen Salat zubereiten.

An den Kochinseln wird Gemüse geputzt und klein geschnippelt. Dabei wird erzählt und gelacht. Deutsch, Englisch und Arabisch inklusive Übersetzung machen die Runde. An Gesprächsthemen mangelt es nicht. Die Stimmung in der großen Outdoorküche ist bestens. Kochen ist international und verbindet, auch wenn so manche deutsche Vokabel noch fehlt. Die ersten Töpfe blubbern auf dem Herd. Es ist Zeit für eine Runde Tischkicker oder sich einfach Mal für eine kurze Pause gemütlich in die Liegestühle legen, die vor der Outdoorküche stehen. Köstliche Gerüche ziehen über den Lindenplatz während ein Teil der Gruppe schon die lange Tafel für das gemeinsame Essen vorbereitet. Eins ist klar: „Kitchen on the Run“ ist wirklich ein ganz besonderes Angebot, bei dem sich Menschen unterschiedlicher Nationalitäten näher kommen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort