Schwalmtal Kita-Umbau wird deutlich teurer

Schwalmtal · Die Einrichtung des Kindergartens in Vogelsrath soll jetzt nicht 240.000 Euro, sondern rund 335.000 Euro kosten. Damit kommen auf die Gemeinde auch höhere Kosten zu. Doch im Rat wurde deutlich, dass es keine Alternative gibt

 Der Kindergarten in Vogelsrath wurde im Sommer 2011 geschlossen. Zum 1. August öffnet er jetzt wieder als zweigruppige Einrichtung. Träger ist das Deutsche Rote Kreuz, 25 Kinder sind bislang dort angemeldet.

Der Kindergarten in Vogelsrath wurde im Sommer 2011 geschlossen. Zum 1. August öffnet er jetzt wieder als zweigruppige Einrichtung. Träger ist das Deutsche Rote Kreuz, 25 Kinder sind bislang dort angemeldet.

Foto: Franz-Heinrich Busch

So hatten sich die Politiker im Schwalmtaler Gemeinderat die Wiedereinrichtung des Kindergartens in Vogelsrath nicht vorgestellt: Der Umbau soll jetzt deutlich teurer werden als zunächst angenommen. Weil die Gemeinde zehn Prozent der Kosten übernimmt, muss Schwalmtal mehr zahlen. Insgesamt werden für Baumaßnahmen und Ausstattung voraussichtlich 335.000 Euro fällig.

Weil die Kosten gestiegen sind, musste die Verwaltung jetzt den Rat fragen, ob die Gemeinde mehr Geld ausgeben darf als vorgesehen. Denn im Haushalt für 2017 hatte die Verwaltung 40.000 Euro für die Wiedereinrichtung des Kindergartens eingeplant. Jetzt sollen es 24.500 Euro mehr sein. Der Rat stimmte in seiner jüngsten Sitzung zu.

Seit 2011 steht das Gebäude leer. 40 Jahre lang hatten Kinder dort gespielt, dann wurde die Einrichtung geschlossen: Es gab zu wenig Kinder. Die Kirche als Träger gab den katholischen Kindergarten St. Georg auf, die Gemeinde Schwalmtal verkaufte das Gebäude. Inzwischen hat sich die Lage geändert: Immer mehr Kinder besuchen auch unter drei Jahren einen Kindergarten, in Schwalmtal fehlten Kita-Plätze.

Die Fraktion der Grünen hatten einen Kita-Neubau favorisiert, Gemeindeverwaltung und Kreisjugendamt sollten dafür ein Konzept erstellen. Doch die anderen Fraktionen folgten dem Vorschlag nicht - Konzept, Planung, Neubau hätten zu lange gedauert. Mehr Plätze mussten so schnell wie möglich her. Also schlug die Verwaltung vor, den Kindergarten in Vogelsrath vom heutigen Privateigentümer zu mieten und wiederzubeleben. Das Deutsche Rote Kreuz übernahm die Trägerschaft. Zum 1. August soll der Kindergarten jetzt wieder eröffnen.

Die Verwaltung hatte das Thema der Mehrausgaben nun nichtöffentlich im Rat besprechen wollen. Doch auf Antrag der Grünen wurde öffentlich darüber diskutiert. Grünen-Fraktionschef Jürgen Heinen warf erneut die Frage auf, ob mit Blick auf die erwarteten Kosten ein Neubau nicht doch besser gewesen wäre - und zwar an anderer Stelle. Denn Vogelsrath war immer ein "Taxi-Kindergarten" - und wird, auch das ist den Fraktionen klar, immer einer sein: Eltern werden ihre Kinder dorthin fahren müssen.

Heinen wies auch darauf hin, dass die angenommenen Kosten für die Wiedereinrichtung des Kindergartens in den vergangenen Monaten immer weiter gestiegen seien: Nach einer ersten Begehung ging man von 130.000 Euro aus, dann waren es 240.000 Euro. Inzwischen ist klar, dass der Kindergarten zweigruppig sein und auch Kinder unter drei Jahren aufnehmen soll. Dafür müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden. Und Heinen gab zu bedenken: "Wir binden dort Steuermittel in einer nicht unbeträchtlichen Höhe. Das ist nicht in Ordnung."

Sozialamtsleiter Werner Bongartz erklärte, dass ein Neubau deutlich teurer wäre: Pro Gruppe müsse man rund 450.000 Euro rechnen, bei einem zweigruppigen Kindergarten wären das 900.000 Euro: "Das ist eine ganz andere Dimension." Der Fraktionsvorsitzende der CDU, Thomas Paschmanns, warf Heinen vor, seine Argumente hörten sich wie ein "Nachkarten" an, weil sich die Grünen doch einen Neubau gewünscht hätten. Zur Kostensteigerung bemerkte Paschmanns, er finde es schwierig, wenn Mitarbeiter von Gemeindeverwaltung und Kreisjugendamt die Kosten schätzten und nicht ein Architekt.

Hans Schneider (SPD) gab zu bedenken, dass die Gemeinde mit der Inbetriebnahme des Kindergartens in privates Eigentum investiere. Vielleicht kündige der Eigentümer ja nach fünf Jahren den Vertrag und eröffne einen privaten Kinderhort? Sein Fraktionskollege Marco Kuhn stellte klar: "Die Diskussion um einen Neubau ist gelaufen. Wir müssen den Weg jetzt weiter gehen, so schwer es auch fällt." Auch Hans-Jürgen Heinrichs (FDP) betonte, er sehe keine Alternative. Und "dass es mit ein paar Eimern Farbe nicht getan ist, haben wir alle gewusst."

Ganz vom Tisch ist die Hoffnung auf einen Kita-Neubau in Schwalmtal aber nicht. CDU-Chef Paschmanns versicherte: "Wenn wir die Baugebiete Burghof III und Burghof IV entwickeln dürfen, sprechen wir über einen Neubau."

(RP)
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