Viersen Kirschhof in Hagen wird 375 Jahre alt

Viersen · Der alte Kirschhof in Süchteln-Hagen ist ein Hof mit Tradition. Dort wird nicht nur viel gefeiert. Auch die Viersener Heimatfreunde haben auf dem Hof eine Heimat gefunden.

 Der Kirschhof in Süchteln-Hagen bedeutet vor allem den Heimatfreunden viel: Sie stellten in dem alten Fachwerkgebäude zum Beispiel ihr jüngstes Buch vor, einen Bildband über Viersen.

Der Kirschhof in Süchteln-Hagen bedeutet vor allem den Heimatfreunden viel: Sie stellten in dem alten Fachwerkgebäude zum Beispiel ihr jüngstes Buch vor, einen Bildband über Viersen.

Foto: mar-

In Süchteln-Hagen steht demnächst ein runder Geburtstag an: Der Kirschhof wird stattliche 375 Jahre alt und gilt als Schmuckstück mit einer lebendigen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Besucher, die etwas größer sind, müssen schon mal den Kopf einziehen, wenn sie dort unterwegs sind. Doch das tun sie sicher gerne, denn das Anwesen an der Landstraße von Hagen nach Anrath ist Romantik pur.

Die Viersener Heimatfreunde haben den Hof längst als Kleinod entdeckt. Bezogen auf die Geschichte der Stadt Viersen ist das Anwesen eher jung, denn erst seit der kommunalen Neugliederung gehört Hagen zu Viersen. Vorher gehörte es zu Oedt. Das stattliche Anwesen vermittelt Baugeschichte und bäuerliches Leben pur. Der Hof ist eingebettet in die typische und idyllische niederrheinische Landschaft.

Die Diplom Designerin Monika Röhm ist auf dem Anwesen zu Hause. Der Hof gehört zum Typ des Niederrheinischen Hallenhauses mit dreigeteiltem Grundriss. Das Haus wurde in Ständebauweise (Eichenholzkonstruktion) errichtet. Fünf Ständerpaare tragen das Krüppelwahndach mit Aufschiebungen. Die Giebel schützen die erneuerten Simsdächer.

Gerade einmal 19,50 Meter lang und rund 12,70 Meter breit ist das Gebäude. Die Ständer sind alle zweimal zwei Meter angelegt. Es gibt unter anderem eine große Kammer, einen Stalltrakt und eine Wohnküche mit Kamin. Das Mittelschiff ist rund sechs Meter breit und das Kerngefüge dort mehr als sechs Meter hoch. Die Fachwerkaußenwände sind mit Feldbrandsteinen ausgemauert. Die Gefache der Innenwände sind fast alle mit Lehmfechtwerk ausgeführt. Alle Böden waren bis zur Renovierung vor einigen Jahrzehnten noch lehmgestampft. Das innere Gefüge des Hofes ist nahezu vollständig erhalten geblieben. Die Kopfstreben sind zum Teil kreuzförmig ausgeschnitten. Im Wohnteil sind die Sturzriegel über den Türen kielbogenförmig ausgebildet.

Die Raumaufteilung blieb bei der Renovierung 1971 bis 1974 im Wesentlichen erhalten. Es gab früher einen Kuhstall, einen Pferdestall und zwei Kammern für Pferdeknechte. Von jeder Kammer führte eine Tür zur Deele. Im Haus befand sich ein Ziehbrunnen. Im Kirschhof selbst ist früher auch zeitweise gewebt worden. Denn Oedt war ein Weberdorf. Die Viersener Heimatfreunde, zu deren Vereinsmitgliedern auch Monika Röhm gehört, werden am 29. September von 14 bis 18 Uhr wieder ihr Erntedankfest auf dem Kirschhof feiern. Am Kirschhof kann die Entwicklungsgeschichte der niederrheinischen Bauernhausarchitektur aufgezeigt werden.

(mab)
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