Viersen Kirche aus Holz und Lehm

Viersen · Am Sonntag, 9. September, ist wieder bundesweit "Tag des offenen Denkmals". Diesmal geht es um Gotteshäuser. Die Rheinische Post stellt einige Kirchen in Viersen vor. Im ersten Teil St. Helena in Helenabrunn.

Eine steile Hühnerleiter geht es empor — und dann steht der Besucher überwältigt über dem Innendach der Kirche St. Helena in Helenabrunn. Zwei große Rippengewölbe über dem Mittelschiff und jeweils drei kleinere über den beiden Seitenschiffen tragen die Decke — alle aus Holz geformt und mit Lehm ausgefacht. Hier ist auch gut zu sehen, dass die großen Säulen, die im Innenraum der Kirche stehen, ebenfalls aus mit Lehm ummanteltem Holz sind: nicht aus einem Stamm, sondern jeweils aus zwei Hälften zusammengefügt. Sonst würden sie sich im Laufe der Zeit verwinden, erläutert Dipl.-Ing. Klaus Schaffrath. Der Architekt erhielt vor einigen Jahren gemeinsam mit seiner Kollegin Ingrid Michiels-Corsten den Auftrag von der Kirchengemeinde und dem Bistum Aachen, die vom "echten Hausschwamm" befallene Kirche zu sanieren.

Urbau von 1666

Ein "Ort der Einkehr und des Gebets" — so das Thema des "Tag des offenen Denkmals" in diesem Jahr — war die Kirche St. Helena schon seit Jahrhunderten. Immerhin geht sie auf den Urbau von 1666 zurück und wurde lediglich immer wieder erweitert und vergrößert. Doch dieser Ort des Gebetes wurde immer unsicherer, ja gefährlich für die Gottesdienst-Besucher. Denn das Gotteshaus ist mit Ausnahme der Außenmauern komplett aus Holz (und nicht etwa Eiche, sondern Tanne-Fichte) und Lehm gebaut. Und wenn sich da einmal Nässe ausbreitet, wie zum Beispiel durch die vielen Löcher im Dach, dann sind dem Hausschwamm wahrlich Tor und Tür geöffnet.

Dass der Denkmalschutz ein Wörtchen mitzureden hatte, macht Viersens Denkmalpflegerin Ellen Westerhoff klar. Denn bei der gründlichen Sanierung des Gotteshauses wurde auch gleich das eine und andere umarrangiert, nicht immer zum Gefallen der Gemeindemitglieder. Doch als alles fertig war, als sie die herrlichen, auch inzwischen 80 Jahre alten Mosaike im Chor plötzlich in ihrer Gänze sehen konnten, als das vergoldete Tabernakel an seinem repräsentativen Platz hinter dem Altar mit diesem und dem Taufbecken im Eingang eine gerade Linie bildete — da waren alle begeistert.

Hell und luftig geworden

In den beiden "Seitenaltären" stehen jetzt Maria mit dem Kind und Matthias. In der Fastenzeit werden die in der Sakristei aufgefundenen hölzernen Retabel-Bilder vor der Gottesmutter geschlossen und erst Ostern wieder geöffnet. Viel Geld hat die vollständige innere und äußere Sanierung der Kirche gekostet. Doch seit der Fertigstellung Pfingsten 2005 genießen immer mehr Gläubige die Stille in der so hell und luftig gewordenen Kirche, durch deren gereinigte und reparierte bunte Fenster ungehindert das Licht strömen kann.

(RP)
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