Viersen Kindern Legenden nahebringen

Viersen · Der Heimat- und Verschönerungsverein Süchteln will Geschichten weitergeben: Kindern in Süchtelner Grundschulen und Kindergärten soll die Heimat-, Sagen- und Legendenkultur ihres Stadtteils vermittelt werden.

 Die Spitze der versunkenen Kapelle liegt in einem kleinen Tümpel im Johannistal am Gelände der LVR-Klinik.

Die Spitze der versunkenen Kapelle liegt in einem kleinen Tümpel im Johannistal am Gelände der LVR-Klinik.

Foto: con

Vor vielen, vielen Hundert Jahren stand eine Kapelle im Johannistal. Sie war das einzige Gotteshaus in Süchteln, geweiht war sie dem heiligen Johannes. Eines Tages versank die Kapelle in der Erde. An ihrer Stelle bildete sich ein Weiher, der bis heute nicht versiegt ist. Von der Kapelle kündet nur noch die Spitze, die aus der Erde ragt - und Glockengeläut, das jedes Jahr in der Johannisnacht leise erklingt.

So erzählt sich so mancher Süchtelner eine der Sagen von der versunkenen Kapelle im Johannistal. Der Heimat- und Verschönerungsverein möchte Geschichten wie diese nach den Ferien an die nächste Generation weitergeben. Süchtelner Grundschul- und Kindergartenkinder lernen sie in einem Projekt zur Heimat-, Sagen- und Legendenkultur kennen. "Ich war überrascht, wie wenig die Süchtelner über ihren Ort wissen", erzählt Heinz Prost. Er selbst kommt nicht aus Süchteln, lebt aber seit Jahrzehnten im Ort und hat mehrere heimatgeschichtliche Bücher geschrieben. Das neue Projekt war seine Idee. Vor zwei Jahren hat er es dem Verkehrs- und Verschönerungsverein vorgeschlagen. Nun soll es das erste Projekt sein, das der Verschönerungsverein und die Süchtelner Heimatfreunde gemeinsam stemmen. Sie schließen sich in diesem Jahr zu einem Verein zusammen.

"Unser Ziel ist Nachhaltigkeit. Und die erzeugt man über die Kinder", sagt Prost. "Wenn viele Kinder von ihrer Heimat wenig wissen und kennen, wollen wir versuchen, daran etwas zu ändern", ergänzt Christian Krätz vom Verein. Er stellt das Projekt gemeinsam mit Prost und Ulrich Weinsheimer vor.

Ein Arbeitskreis hat in den vergangenen Monaten Sagen, Legenden und Beiträge zur Heimatkultur gesammelt und sich überlegt, wie man sie vermitteln könnte. In den Ferien erhalten die Grundschulen und Kindergärten Prospekte, die einen Überblick über das Angebot des Vereins bieten. So können die Kinder mit ihren Erziehern und Lehrern zum Beispiel eine Führung durch die Süchtelner Altstadt machen, eine Wanderung entlang der Fußfälle auf dem Weg zum Heiligenberg oder sich Hexen- und Teufelsgeschichten erzählen lassen. Ein weiterer Punkt wird sein, dass Heinz Prost mehr über die versunkene Kapelle berichtet- allerdings erzählt er noch eine andere Version als die vom versunkenen Gotteshaus, die folgendermaßen aussieht:

Der Raubritter Johannes lebte einst in einer prachtvollen Burg im Johannistal. Alle Menschen ringsum fürchteten sich vor ihm, denn er beraubte jeden, der seinen Weg kreuzte. Auf der Burg verprasste er mit einem Gelage seine Beute. Eines nachts zog ein heftiges Gewitter auf. Alle Gäste hatten Angst, nur Johannes erklärte, er fürchte weder Gott noch Teufel, und stieß Gotteslästerungen aus. Kaum hatte er das getan, öffnete sich die Erde. Die Burg versank mit dem Raubritter Johannes und allen, die mit ihm gefeiert hatten.

Prost findet es nicht schlimm, dass verschiedene Versionen der Legende zur versunkenen Kapelle kursieren. "Legenden und Sagen verändern sich. In jedem Jahrzehnt werden sie anders erzählt", sagt er dazu. Er jedoch möchte die Geschichte so vermitteln, wie sie in Süchteln erzählt wird.

Wichtig ist es ihm, dass die Kinder auch etwas über den wahren Kern der Sage erfahren: Also darüber, dass auch in Süchteln Raubritter gelebt haben, die die Menschen in Angst und Schrecken versetzten. Dass es auch gute Ritter gab, die andere Menschen schützten, will er gleich mit erklären.

(RP)
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