Schwalmtal Kinder trainieren für großen Auftritt

Schwalmtal · Die Ballettschule Waldniel führt am 25. und 26. November "Frau Morgenrötes Spielzeugladen" in der Achim-Besgen-Halle auf. Die Geschichte ist frei erfunden — und nur die Schülerinnen kennen sie bislang

Nicht allen Mädchen aus der Dienstagsgruppe fällt es leicht, das Geheimnis zu wahren und Eltern, Freunden und Verwandten nichts über das Stück "Frau Morgenrötes Spielzeugladen" zu verraten, das sie bald in Waldniel aufführen. Dazu gehören eine große Bühne, Scheinwerferlicht, auf die einzelnen Darbietungen abgestimmte Kostüme und viel Lampenfieber. "Das kommt immer erst kurz vorher, da bekommt man vor dem großen Auftritt richtig Herzklopfen", erzählt die 17-jährige Hannah Jonas, die eine der Hauptrollen als "gute Fee" bekommen hat.

Die Geschichte entstammt der Fantasie von Ballettlehrerin und Inhaberin der Ballettschule Waldniel, Ariane Vootz. Über die Tänze, Kostüme und Musik ist Stillschweigen vereinbart. "Es soll das Publikum überraschen", sagt Vootz, die die Ballettschule 2006 eröffnete.

Im Saal trainieren die Mädchen schon seit einem Jahr. "Ihr könnt euch beim Betreten der Bühne Zeit lassen, die Füße strecken - und das Lächeln nicht vergessen! Ihr seid doch die Guten", ruft die Ballettlehrerin den tanzenden Mädchen zu. Viel verraten möchte die Dozentin nicht, schließlich soll bis zum Ende das Geheimnis um "Frau Morgenrötes Spielzeugladen" bewahrt bleiben. Doch den Grundgedanken verrät sie: "Es geht um Spielzeug, das lebendig wird", sagt Vootz. Der Blick geht in den großen Spiegel: Sitzen die Schritte? Sind die Beine gestreckt? Was den Tänzerinnen besonders wichtig ist: "Sind wir synchron?", fragt die 13-jährige Elena.

Die Kostüme stellt die Ballettschule aus dem Fundus, es werden auch viele neue gekauft oder genäht. Hannah Jonas schwärmt von ihrem Tutu und dem passenden Body, der mit Perlen und Pailletten bestickt ist. Dafür müssen die Tänzerinnen nichts zahlen, es ist in ihrem monatlichen Beitrag enthalten. Hannah möchte in die Fußstapfen von Vootz treten und in Düsseldorf Bühnen- und Tanzpädagogik studieren. Seit sieben Jahren tanzt sie bei Vootz Ballett und hat bei der Aufführung gleich vier Auftritte.

Die Gruppen tragen am Tag der Aufführung nicht nur dasselbe Kostüm, sie verzichten auch auf Nagellack und Schmuck. "Wir schminken uns selbst, ganz natürlich, vielleicht noch roter Lippenstift. Und die Haare sind zu einem Dutt gebunden", sagt die 13-jährige Pauline. Das würde zu ihrem Tanz gut passen, meinen die Mädchen. Einen Fächer haben sie, dazu sollen sie arrogant schauen und den Kopf etwas heben. Vootz gibt Tipps und achtet darauf, woran sie mit den Mädchen in den letzten Tagen vor den großen Aufführungen noch arbeiten muss. "Seid elegant, leichte Sprünge, fünfte Position", ruft sie. Die Mädchen korrigieren, beginnen erneut. "Es dreht sich bei den Aufführungen nicht nur alles um Ballett. Wir haben auch Hip Hop, Jazzdance und kreativen Kindertanz im Programm", sagt Vootz.

Für die zehnjährige Tabea ist es das erste Mal, dass sie bei der Ballettschule auf einer Bühne steht: "Ich bin aufgeregt, habe Angst mich falsch zu drehen oder Schritte zu vergessen", gibt die Schülerin aus Overhetfeld zu. Die anderen Mädchen beruhigen sie, wollen die fünf Minuten ihres Auftritts in vollen Zügen genießen. Als Vootz vor über einem Jahr mit den Vorbereitungen begann, machte sie sich viele Gedanken, zu welcher Gruppe welcher Tanz passt. "Ich habe dann nach Können der einzelnen Gruppen entschieden", sagt die Tanzpädagogin. Sie weiß aus Erfahrung, dass es bei Aufführungen hinter den Kulissen schnell hektisch werden kann. Deshalb versucht sie, ihre Schülerinnen zu beruhigen. "Du hast zwar nur drei Minuten Zeit, in das Kostüm der guten Fee zu schlüpfen,", sagt Vootz zu Hannah, "aber mach dir keine Sorgen, wir schaffen das."

Alle freuen sich auf den Auftritt. In zwei Jahren werden die Mädchen wieder auf der Bühne stehen. Welche Ideen Vootz dann hat, bleibt ein Geheimnis, welches sie wieder nur mit ihren Tänzerinnen teilen wird.

(janj)
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