Schwalmtal Kiesabbau: Jetzt spricht der Kirchenvorstand

Schwalmtal · Nach dem Verkauf des Pastorsfeldes in Lüttelforst gab es erhebliche Proteste. Vertreter der Kirche wehren sich gegen persönliche Angriffe

 Das Pastorsfeld in Lüttelforst ist ein Kirchengrundstück. Die Pfarrei St. Matthias hat beschlossen, es an das Tiefbauunternehmen Sanders zu verkaufen.

Das Pastorsfeld in Lüttelforst ist ein Kirchengrundstück. Die Pfarrei St. Matthias hat beschlossen, es an das Tiefbauunternehmen Sanders zu verkaufen.

Foto: Busch

Nachdem der Kirchenvorstand von St. Matthias Schwalmtal Ende Mai beschloss, das Pastorsfeld in Lüttelforst an das Tiefbauunternehmen Sanders zu verkaufen, gab es in Lüttelforst erhebliche Proteste. Denn auch die Bürgerstiftung Lüttelforst hatte bei der Kirche ein Angebot abgegeben. Ziel des Tiefbauunternehmens: weiter Kies in Lüttelforst abbauen. Ziel der Bürgerstiftung: den weiteren Kiesabbau verhindern.

Lange Zeit hüllte sich die Kirche zu der Entscheidung in Schweigen. "Wir haben uns bewusst zurückgehalten, weil wir nicht zusätzlich Öl ins Feuer gießen wollten", erklärte Pfarrer Thorsten Aymanns, Vorsitzender des Kirchenvorstands von St. Matthias, gestern bei einer Pressekonferenz im Waldnieler Pfarrhaus. Mit der Zurückhaltung ist es nun vorbei: Aymanns hat einen Brief an alle Gemeindemitglieder in der Pfarrei St. Matthias Schwalmtal verfasst, der auf der Internetseite der Pfarrei (www.sankt-matthias-schwalmtal.kibac.de) veröffentlicht wird - ohne vertragliche Details.

Die Proteste, die Leserbriefe, die Gespräche hätten ihn und die Vertreter des Kirchenvorstands nun motiviert, doch an die Öffentlichkeit zu gehen, erläuterte Aymanns: "Unseren Leuten wurde Bestechlichkeit vorgeworfen, Mitgliedern des Kirchenvorstands wurde vorgeworfen, aus persönlichem Interesse gehandelt zu haben", so der Pfarrer. Zudem haben die Vorsitzenden von vier Gemeindeausschüssen - Helmut Tacken für Amern St. Anton und St. Georg, Adele Schuren für St. Gertrudis Dilkrath, Hans-Georg Rohbeck für St. Mariae Himmelfahrt Waldnieler Heide und Richard Gregorius für St. Michael Waldniel - mit dem Vorsitzenden des Pfarrgemeinderats, Klaus Schroers, und dem stellvertretenden Vorsitzenden des Kirchenvorstands, Franz Vochsen, eine gemeinsame Erklärung formuliert. Darin weisen sie darauf hin, dass es sich bei dem Beschluss des Kirchenvorstands, das Grundstück an Sanders zu verkaufen, um "das Ergebnis eines demokratischen Entscheidungsprozesses" handelte - "nicht um den einsamen Beschluss der Pastöre".

Damit stellen sich die Vertreter der Gemeindeausschüsse (ohne Lüttelforst) und des Kirchenvorstands hinter die Priester, die in Lüttelforst massiv kritisiert worden waren. "Von einer Entscheidung der Amtskirche ,von oben' zu sprechen, ist angesichts der 16 gewählten Kirchenvorsteher völlig unzutreffend", heißt es in der Erklärung weiter.

In seinem Brief an die Gläubigen nimmt Pfarrer Aymanns Stellung zu den Vorwürfen, die der Kirche in den vergangenen Wochen gemacht wurden. So ging beispielsweise das Gerücht, der Gewinn aus dem Verkauf des Grundstücks sollte nicht der Kirche St. Jakobus Lüttelforst zugute kommen, sondern zur Finanzierung der Grabeskirche St. Anton Amern genutzt werden. Das sei nicht wahr, so Aymanns: Der gesamte Erlös sei für Sanierung und Erhalt von St. Jakobus bestimmt. Die Kirchenvertreter erklärten gestern, dass es rechtlich nicht möglich sei, das Geld für eine andere Kirche einzusetzen - "sonst würden wir uns strafbar machen", so Schroers.

Aymanns beantwortet auch die Frage, warum der Kirchenvorstand das Grundstück an Sanders verkauft habe, nicht an die Bürgerstiftung. Dabei werde vorausgesetzt, dass beide Angebote gleich gut waren, so Aymanns. Aber: Beide Angebote ließen sich schwer vergleichen, da es nicht nur um unmittelbar zu zahlende Beträge ging. Für den Kirchenvorstand entscheidend sei "die rechtliche und finanzielle Sicherheit beider Angebote zum Zeitpunkt der Entscheidung" gewesen. Nach Würdigung aller Argumente und Fakten habe sich der Vorstand für das Angebot entschieden, das größere Sicherheit für St. Jakobus bot: das von Sanders.

Aymanns Schreiben angefügt sind weitere Informationen des Kirchenvorstands, auch zum Hin und Her der Angebote. Aymanns verwehrt sich gegen den Vorwurf, die Kirche habe das Grundstück für den Kiesabbau verkaufen wollen. "Wir haben immer versucht, der Stiftung noch eine Chance zu geben", so Aymanns. Fairerweise habe man beide Bieter über das Angebot des jeweils anderen informiert.

Der Grundstücksverkauf ist vollzogen, das Geld von Sanders bei der Kirche eingegangen. Rechtlich ist die Sache abgeschlossen. Kirchenvertreter fürchten, dass es mit den Protesten in Lüttelforst nicht vorbei ist. Das belaste das seelsorgerliche Arbeiten, sagte Aymanns, "aber ich kann nicht mehr anbieten, als jedem zu sagen: Ich bin für dich da."

(RP)
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