Kreis Viersen Kerosin-See im Grundwasser entdeckt

Kreis Viersen · Bisher wurden bereits 140 000 Liter Flugbenzin aus dem Untergrund des früheren Flughafens der Royal Air Force in Elmpt abgepumpt. Ursache ist ein über Jahre nicht erkanntes Leck im Leitungsnetz. Der Kreis berichtete über Altlasten.

 2015 sollen die Briten die Javelin Barracks verlassen. Unter dem Gelände des Militärflughafens wurde eine dicke Schicht Kerosin entdeckt.

2015 sollen die Briten die Javelin Barracks verlassen. Unter dem Gelände des Militärflughafens wurde eine dicke Schicht Kerosin entdeckt.

Foto: Busch

Atombomben? Die Frage, ob sie auf dem RAF-Flughafen "Bruggen" in Elmpt gelagert seien, löste nur ein nachsichtiges Lächeln bei britischen Verbindungsoffizieren aus. "Selbstverständlich" gab es keine. Das war die stereotype Antwort bis zum Abzug der Royal Air Force (RAF) aus Elmpt. Auch der in vielen Medien berichtete Unfall mit einer Bombe, die von einem Transportwägelchen gefallen war, bewegte niemanden, zuzugeben, dass diese Waffe in Elmpt lagerte.

Der Kreis Viersen hat sich mit solchen Versicherungen nicht zufrieden gegeben. Er hat im vergangenen Jahr mit einer "orientierenden Untersuchung" des ehemaligen Flughafens begonnen. Dazu zählen auch radiologische Untersuchungen. Eine Strahlenbelastung wurde aber nicht registriert. Dies berichtete Dieter Kumstel, der das Amt für Technischen Umweltschutz in der Kreisverwaltung leitet, dem Umweltausschuss des Kreistags. Aber vor einigen Jahren wurde unter einem von fünf Tanklagern für Kerosin ein Leck in der Leitung entdeckt. Leitungen verbanden die Lager, die an eine Pipeline angeschlossen waren.

Das Leck wurde bei Kontrollen nicht erkannt. Kerosin in großen Mengen sickerte in den Boden und schwimmt in einer Höhe von bis zu einem Meter auf dem Grundwasser in 20 Metern Tiefe. Seit Beginn der Sanierung wurden 140 000 Liter ans Tageslicht befördert. Die Briten haben einen siebenstelligen Betrag für die Sanierung gezahlt. Ob sie nach ihrem endgültigen Abzug 2015 weiter zahlen, wusste Kumstel nicht.

Die Orientierungsuntersuchungen, die das Land, der Kreis und die Gemeinde mit unterschiedlich hohen Beiträgen finanzieren, sind auf drei Jahre ausgelegt. Gefunden haben die Experten bisher Tenside in einem Feuerlöschteich und Kerosin unter einer Werkstatt. Die Gesamtkosten betragen 750 000 Euro. Gerechnet werden muss weiterhin mit unangenehmen Überraschungen.

Die gab es 1992 auch in St. Tönis beim Textilunternehmen Kress. Das 1874 gegründete Unternehmen meldete dreimal Insolvenz an, bevor es 2001 endgültig unterging. Seine Überbleibsel belasten seit Jahrzehnten Erdreich und Grundwasser mit LHKW — leichtflüchtigen halogenierten Kohlenwasserstoffen zum Entfetten von Rohtextilien. Seit 1994 läuft die Sanierung. Bei Beginn der Sanierung wurden 35 000 Mikrogramm LHKW je Liter Grundwasser aus dem Untergrund geholt. Im vergangenen Jahr waren es 1200 Mikrogramm. Der Grenzwert für Trinkwasser beträgt 10 Mikrogramm pro Liter, allerdings wird dort kein Trinkwasser gefördert.

Abgesaugt wurden in 18 Jahren rund 7200 Kilogramm des Giftstoffes. Dies reicht, um 720 Millionen Kubikmeter Wasser zu verseuchen, also so viel, wie alle Bürger und Gewerbebetriebe im Kreis Viersen in 30 Jahren verbrauchen. Kumstel bereitete den Ausschuss darauf vor, dass Sanierungen von versuchtem Grundwasser "langwierig und kostspielig" sind.

(RP/rl/top)
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