Viersen „Keine Parallelgesellschaft!“

Viersen · Die Viersener SPD will den Ausländerbeirat nach der Kommunalwahl durch einen Integrationsrat ersetzen. Das Ziel: In dem neuen Gremium sollen auch Vertreter aller Ratsparteien aktiv mitarbeiten.

 Alfons Görgemanns.

Alfons Görgemanns.

Foto: SPD

Die Viersener SPD will in der (Ausländer-)Politik neue Wege gehen. "Wir Kommunalpolitiker dürfen in diesem Punkt nicht kneifen. Die SPD will den Ausländerbeirat nach der nächsten Kommunalwahl 2009 durch einen Integrationsrat ersetzen", so SPD-Partei- und Fraktionsvorsitzender Alfons Görgemanns im Gespräch mit der Rheinischen Post.

Einen entsprechenden Vorschlag will seine Partei in den kommenden Wochen mit den anderen Fraktionen des Rates besprechen. "Außerdem soll die Verwaltung den Auftrag erhalten, ein Konzept zu erarbeiten", ergänzt Jochen Häntsch, Vorsitzender des Sozialausschusses.

Hohe Arbeitslosigkeit

So soll nach der Kommunalwahl ein Drittel der Mitglieder des Integrationsrates aus gewählten Ratsvertretern bestehen. "Damit haben die Vertreter der ausländischen Mitbürger immer noch eine Mehrheit. Der Vorteil ist, dass wir in einem solchen Gremium gezwungen sind, uns mit den dortigen Themen intensiver zu beschäftigen", erklärt Görgemanns selbstkritisch. "Wir dürfen in Viersen keine Parallelgesellschaft entstehen lassen." Für die beiden SPD-Politiker wichtig: Zahlreiche Vertreter des Ausländerbeirates —— darunter dessen Vorsitzender Onur Sahinbas — würden die Umwandlung in einen Integrationsrat ausdrücklich begrüßen. Entsprechende Erklärungen wurden jetzt bei einem Treffen im Viersener Forum abgegeben, zu dem Häntsch unter dem Thema "Die Integrationsbemühungen der Stadt Viersen bezüglich der türkischstämmigen Mitbürger/innen" eingeladen hatte.

Vor allem der Blick auf die hohe Arbeitslosigkeit unter den Türken gibt Anlass zur Sorge. "Die Arbeitslosenquote bezogen auf alle sozialversicherungspflichtig Beschäftigten betrug im Dezember 2005 für die deutschen Arbeiter und Angestellten in unserer Stadt 16,3 Prozent. Die Arbeitslosenquote bei Mitbürgern mit türkischen Pass lag bei 34,1 Prozent", beschreibt Häntsch die Situation. "Ein wesentlicher Grund für die Differenz ist die fehlende Berufsausbildung. 85,9 Prozent der arbeitslosen Türken waren ohne abgeschlossene berufsausbildung." Eine Voraussetzung für künftige Chancengleichheit auch beim gesellschaftlichen oder politischen Leben ist für den SPD-Politiker eine ausreichende Sprachkompetenz der Türken. "Eine besonders wichtige Institution zur Förderung des Sprachvermögens der Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund ist der Kindergarten", so Häntsch. Das Problem: Nur rund 20 Prozent dieser Kinder verfügen über die Sprachkompetenz ihrer deutschen Altersgenossen. Allerdings: Nach zwei- bis dreijährigem Kindergartenbesuch haben rund die Hälfte der kleinen Türken gar keine Sprachdefizite mehr, bei weiteren 30 Prozent haben sich diese deutlich verringert. Häntsch: "Ein Problem ist allerdings, dass einige türkische Eltern ihre Kinder überhaupt nicht oder nur für kurze Zeit in den Kindergarten schicken."

(RP)
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