Viersen Keine Narren in der Festhalle?

Viersen · Viersens Karnevalsspitze geht in die Offensive: Sie erhebt massive Vorwürfe gegen Bürgermeister Thönnessen. Senatspräsident Frank Schiffers: "Unser Brauchtum soll an die Wand gestellt werden, da machen wir nicht mit!"

Alt-Viersens Karnevalisten sind derzeit gar nicht lustig. Sie sind empört über Äußerungen von Bürgermeister Günter Thönnessen zur (finanziellen) Situation des Winterbrauchtums in der Kreisstadt. Der Verwaltungschef hat erklärt, der Karneval könne die Festhalle für drei Veranstaltungen im Jahr mietfrei nutzen: Prinzenproklamation, Frühschoppen und Prinzenball. Gleichzeitig wurden Vorwürfe von Schwarzarbeit beim früheren vom Festausschuss durchgeführten Catering laut und behauptet, dass dabei "selbst gemachter Kartoffelsalat von Menschen ohne Gesundheitszeugnis ausgeben" worden sei.

Kriminelle Ecke

"Das ist schlichtweg eine Unverschämtheit. Hier werden die Tatsachen verdreht und wir in eine kriminelle Ecke gestellt", so Frank Schiffers, Senatspräsident des Festausschusses Viersener Karneval. So wird nach Aussage des Brauchtums-Chefs die angeblich kostenfreie Nutzung der Festhalle für Proklamation, Frühschoppen und Prinzenball "verrechnet". Schiffers: "In den anderen Stadtteilen erhalten die Karnevalisten einen direkten finanziellen Zuschuss, in Alt-Viersen bekommen wir dafür die Kaltmiete der Halle erlassen. Für alles andere wie Strom oder Ein- und Ausräumen müssen wir zahlen."

"Abenteuerlich" sind für Elmar Orta, Senator für Finanzen und hauptberuflich Steuerberater, Vorwürfe, dass es bei der früher durch den Festausschuss organisierten Ausgabe von Getränken und Speisen "Schwarzarbeit" gegeben habe. Orta: "Hier wurde alles sauber abgerechnet." Und auch die Behauptung vom "selbst gemachten Kartoffelsalat" sei eine Mär. "Als wir für das Catering zuständig waren, haben wir das Essen von Kaiser's oder der Kaisermühle bezogen. Omas Kartoffelsalat hat es bei uns nie gegeben", ergänzt Schiffers.

Richtig ist, dass die Karnevalisten mit dem Essen und dem Getränkeservice in den beiden vergangenen Jahren in der Viersener Festhalle nicht zufrieden waren. "Seit dieser Zeit sind wir verpflichtet, diese Leistungen von dem durch die Stadt eingesetzten Hallen-Caterer erbringen zu lassen", erklärt der Senatspräsident. Sein Urteil: "Weil das Essen unmöglich ist und man auf sein Bier teilweise mehr eine Stunde warten muss, bleiben uns die Gäste weg."

Trotz aller Zuschüsse beklagt der Festausschuss durch den Wegfall des eigenen Verkaufs von Getränken und Speisen ein weiteres finanzielles Loch von jährlich 8000 Euro. Daher seien eine Musikgruppe und eine Reiterstaffel für den Viersener Karnevalszug gestrichen worden. Schiffers: "Zum Jahresbeginn hat Bürgermeister Thönnessen versprochen, uns nach Aschermittwoch zu einem Gespräch einzuladen. Bis heute haben wir nichts von ihm gehört. Allerdings hat er auch nicht gesagt, welches Jahr nach Aschermittwoch er gemeint hat."

Ob der Festausschuss seine Veranstaltungen weiterhin in der Festhalle durchführen wird, ist offen: "Wir prüfen derzeit Alternativen, schließlich wollen wir den Karneval auch für die Zukunft sichern", sagt Ulrich Dahm, stellvertretender Senatspräsident.

(RP)
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