Brüggen Kein Schokoticket mehr

Brüggen · Brüggener Gesamtschüler haben zum Schuljahresbeginn eine enttäuschende Nachricht erhalten: Sie dürfen ab Oktober das Schokoticket nicht mehr nutzen. Gemeinde und Schule bemühen sich um eine neue Lösung.

Schüler und Schülerinnen der Gesamtschule wollen heute Mittag vor dem Brüggener Rathaus demonstrieren. Sie fühlen sich diskriminiert, so Kim Küppenbender, weil sie "für mehr Geld weniger Leistung und Bewegungsraum geboten bekommen". Das Schokoticket hatte Schülern auch in der Freizeit nahezu unbegrenzte Bewegungsfreiheit im VRR-Gebiet zwischen Hagen und Mönchengladbach beschert. Eine Alternative, das YoungTicketPlus, ist mit 38 Euro deutlich teurer und gilt erst nach 19 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen VRR-weit. Allerdings: Die Gemeinde Brüggen hatte nie einen Vertrag mit den Verkehrsbetrieben geschlossen, die Schokotickets waren also irrtümlich gewährt worden. Und dieser Irrtum wird von den NVV jetzt korrigiert.

Schülerspezialverkehr in Brüggen

Die Gemeinde trifft an der aktuellen Entwicklung keine Schuld: "Wir fahren den Schülerspezialverkehr mit der Firma Kessels. Einen anderen Vertrag haben wir nie gehabt", erklärte Schulamtsleiter Wilfried Bouscheljong. Dennoch stehe die Gemeinde im Kontakt mit der Gesamtschule und wolle nach den Herbstferien ein gemeinsames Gespräch mit NVV-Vertretern führen.

Gesamtschulleiter Joachim Wagner kennt das Problem aus zahlreichen Anfragen der rund 40 betroffenen Schüler. Und er hat seine "Hausaufgaben" gemacht, kennt sich jetzt bestens aus mit Abo-Tarifen, "Waben" und "Anspruchsberechtigung". Die Wurzel des Problems erklärte er so: "Die Schüler haben bisher nichts Illegales getan. Allerdings hatte der Sachbearbeiter des Verkehrsbetriebs wohl nicht den richtigen Überblick. Jetzt ist es aufgefallen, dass diese Schokotickets jeder vertraglichen Grundlage entbehrten." Das Schokoticket koste eigentlich 48,20 Euro. Gemeinden, die entsprechende Verträge abgeschlossen haben, zahlen 37 Euro pro Fahrtberechtigten, die Anspruchsberechtigten nur 11,20 Euro. So genossen Gesamtschüler größere Flexibilität, die sie auch brauchten, wenn der Unterricht später begann oder früher endete.

Erschüttert haben den Schulleiter die "schwindelerregenden Preise", die über 15-Jährige beispielsweise für die einfache Fahrt zwischen Brüggen und Mönchengladbach zahlen müssen: 4,50 Euro. Jüngere zahlen dafür nur 1,30 Euro. Diese Altersstaffelung findet Wagner nicht mehr gerecht: "Sie stammt noch aus der Zeit, als Schüler mit 14 aus der Schule kamen und eigenes Geld verdienten." Jetzt müssten ältere Schüler, die den Brüggener Spezialverkehr nicht nutzen möchten, rund 25 Euro im Monat mehr aufbringen. "Besonders Oberstufenschüler mit verstreuten Stunden über den Tag brauchen das Ticket. Außerdem haben wir als Schüler ein Recht auf Mobilität, zumal Brüggen in einer Randlage liegt", argumentiert Kim Küppenbender. Joachim Wagner versicherte, man werde am "runden Tisch" eine Lösung suchen.

(RP)
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