Viersen Kaum Frauen an der Verwaltungsspitze

Viersen · Frauen sind in Führungspositionen in den Verwaltungen in der Minderheit. Daran hat sich in den vergangenen Jahren wenig geändert.

Mehrheitlich sind die Verwaltungen in der Kreisstadt weiblich. 54 Prozent der Beschäftigten der Stadt Viersen waren 2013 Frauen, der Kreis kam in der jüngsten Erhebung auf 57 Prozent. Doch wer sich die Verwaltungsführung auf der Internetseite des Kreises anschaut, dem lächeln fünf Männer entgegen. Ebenso sieht es in der Stadt Viersen aus, die bisher keine Dezernentin hat. Wo sind die Frauen an der Spitze?

"Die Gleichstellung von Frau und Mann ist auch heute noch nicht vollständig verwirklicht", sagte die städtische Gleichstellungsbeauftragte Bettina Gläser-Kurth, als jüngst der Frauenförderplan vorgestellt wurde. Diesen Plan müssen Verwaltungen alle drei Jahre erstellen, um die Gleichstellung voranzutreiben. Neben einer Auswertung der Beschäftigtenzahlen enthält er einen Katalog mit Maßnahmen, mit denen die Verwaltung ihre Mitarbeiterinnen fördern will.

Zumindest den Zahlen nach haben diese Maßnahmen bisher kaum Wirkung gezeigt. 41 Führungspositionen hat die Stadtverwaltung Viersen derzeit besetzt. Unter den Dezernenten, Fachbereichs- und Abteilungsleitern sind zehn Frauen. Das entspricht einer Quote von 24 Prozent — in etwa so viel hatte die Verwaltung bereits, bevor sie 2001 den ersten Förderplan erstellt hat. In der Kreisverwaltung lag die Frauenquote in Führungspositionen bei etwa 25 Prozent. Kreis und Stadt bleiben damit hinter dem Durchschnitt in Deutschland zurück, wo 30 Prozent der Führungspositionen im öffentlichen Dienst von Frauen besetzt sind. "Der Frauenanteil sinkt, je lukrativer die jeweilige Besoldungs- oder Entgeltgruppe bezeichnet werden kann", heißt es im Frauenförderplan des Kreises.

Die Gründe dafür sind vielfältig. Gläser-Kurth beobachtet, dass Männer häufig anders auftreten als Frauen. Zudem fördern einige männliche Chefs ihre Geschlechtsgenossen besonders intensiv. Den Hauptgrund für die Unterschiede sieht die Gleichstellungsbeauftragte aber in der Teilzeitarbeit. Sechs Prozent der Männer in der Verwaltung arbeiten in Teilzeit, gegenüber 59 Prozent der Frauen. Die meisten von ihnen entschieden sich nach der Geburt ihres ersten Kindes dafür. Befördert würden sie dann nur noch selten. So gebe es bislang keine Personen in Führungspositionen, die mit verringerter Stundenzahl arbeiten. Auch Doppelspitzen aus zwei Teilzeit-Kräften sind in der Stadtverwaltung nicht zu finden.

Gläser-Kurth fordert nun einen Arbeitskreis aus Politik und Verwaltung, der quer denkt und neue Ideen entwickelt, damit Frauen auch mit Kindern künftig die gleichen Möglichkeiten offenstehen wie ihren Kollegen. Außerdem wäre es ihr lieb, wenn der Frauenförderplan ausgeweitet werden könnte auf beide Geschlechter: Schließlich müssen auch die Männer gefördert werden, beispielsweise, wenn sie in Teilzeit arbeiten möchten. Der Frauenförderplan muss nach Auffassung von Gläser-Kurth somit ein Familienförderplan sein.

Dass es nicht nur so ist, dass Frauen berufliche Aufstiegsmöglichkeiten haben möchten, sondern dass sie in den Spitzenjobs auch gebraucht werden, ergibt sich aus dem demografischen Wandel. "Auf gut qualifizierte Frauen, die früher auf Grund ihrer Familienplanung für einige Jahre ganz oder teilweise nicht erwerbstätig waren, kann in diesem Umfang nicht mehr verzichtet werden", steht im Förderplan des Kreises. Ebenso wie der Plan der Stadt sieht er erneut vor, die Frauenquote in Führungspositionen in den nächsten drei Jahren zu erhöhen.

(RP)
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