Viersen Katzenfutter lockt auch die Ratten an

Viersen · Immer wieder füttern Bürger in Viersen streunende Katzen. Das führt an einigen Stellen, wie zuletzt im Bereich Gerberstraße/Ecke Kanalstraße, zu einer Rattenplage. Dann treten die Schädlingsbekämpfer auf den Plan.

 Jürgen Hutten (links) und Azubi Stefan Reimer bekämpfen die Rattenplage in Viersen an der Gerberstraße/ Ecke Kanalstraße.

Jürgen Hutten (links) und Azubi Stefan Reimer bekämpfen die Rattenplage in Viersen an der Gerberstraße/ Ecke Kanalstraße.

Foto: busch

Jürgen Hutten blickt in ein tiefes Loch in der Erde. Am Fuß eines Baumstammes haben sich Ratten durch das Erdreich und die Wurzeln gegraben. Der Unterboden ist so ausgehöhlt, dass er an einigen Stellen schon einsackt. Deswegen hat die Stadt Viersen an der Gerberstraße/ Ecke Kanalstraße auf der Rasenfläche rund um den Baum einen Bauzaun aufgestellt. Hutten ist Schädlingsbekämpfer und arbeitet für die Kempener Firma SPS. Die Stadt hat ihn beauftragt, die Rattenpopulation in der Stadt unter Kontrolle zu halten.

 Essensreste und Müll locken sie an: Ratten kommen häufig durch den Kanal an die Oberfläche.

Essensreste und Müll locken sie an: Ratten kommen häufig durch den Kanal an die Oberfläche.

Foto: Lammertz

An der Gerberstraße hat Hutten jetzt angefangen, Köder mit Rattengift auszulegen. Der Köder ist ein Hafergemisch mit einem Mittel, das die Blutgerinnung hemmt - sogenannte Antikoagulantien. Die Ratten fressen es oder kommen durch ihr Fell in Kontakt mit dem Gift. Wenn sie sich dann putzen, nehmen sie es über das Lecken auf. Ein bis zwei Tage dauert es, bis sie innerlich verbluten. Erst werden sie immer schwächer und ziehen sich in ihren Bau zurück. Damit Hunde nichts von dem Gift fressen, ist die Stelle großzügig abgesperrt. "Sicherheit geht über alles", sagt Hutten. Ob das Gift wirke, merke man, wenn sich Spinnengewebe über dem Ausgang des Rattenbaus bilde.

Er weiß, dass im Grunde die Menschen an der Rattenüberpopulation schuld sind. Sie werfen alles weg. Auf der Grünfläche an der Gerberstraße/ Ecke Kanalstraße liegen auch jetzt noch leere Schnapsflaschen, Essensreste und Müll. Der Gulli wenige Meter weiter liegt voll mit Abfall. "Kein Wunder, dass sich die Ratten hier wohl fühlen", sagt Hutten. Wahrscheinlich sind die Ratten an dieser Stelle durch den Kanal gekommen, vermutet der Auszubildende Stefan Reimer. Ansonsten fände man die abgetragene Erde irgendwo neben dem Erdloch.

Dass Hutten und Reimer für die Rattenbekämpfung dort auf den Plan gerufen wurden, hat aber noch einen anderen Grund: In der Nachbarschaft gibt es jemanden, der auf der Grünfläche Futter für wildernde Katzen bereitstellt. Aber das Katzenfutter lockt die Ratten an. Vorher stand an dieser Stelle eine Köderbox der Firma SPS. Hutten hat schon oft beobachtet, dass Katzenfutter davor stand, wenn er die Boxen kontrollierte. "Wenn Konkurrenzfutter da ist, gehen die Ratten nicht an die Köder."

Bislang sei die Rattenpopulation kein großes Problem, heißt es in einer Mitteilung der Stadt. Hutten arbeitet hart daran, dass dies so bleibt. Aber Tierliebhaber, die streunende Katzen füttern möchten, machen ihm einen Strich durch die Rechnung. Überall in der Stadt findet er auf seinen Kontrollfahrten solche Futterstationen. So auch in der Greefsallee, wo früher die Firma Draftex ihr Werk hatte. Dort steht gut versteckt unter Kiefernzweigen ein kleines Katzenhäuschen mit Nass- und Trockenfutter und einer Wasserschale. Vor dem Eisentor eines Firmengeländes stehen weitere leer gefressene Futterschälchen. Die Katzen hocken keine zwei Schritte entfernt im Gebüsch.

So etwas kann Hutten nicht verstehen. "Uns sieht man ja auch nicht gerne", erzählt er. Häufig würden er und seine Kollegen als Giftmischer beschimpft. Dabei sei das Problem mit den Ratten von Menschen gemacht.

(RP)
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