Wechsel in Brüggen-Bracht „Wir waren immer schick und lustig“

Brüggen · Die langjährigen Bracher Obermöhnen Marlis Flüggen, Mike Terporten und Brigitte Hamacher geben den Schlüssel weiter. Sie haben junge Nachfolgerinnen gefunden. Was sie über Masken, Geselligkeit und Sekt erzählen.

Obermöhnen aus Bracht nehmen nach 20 Jahren Abschied
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So waren 20 Jahre als Obermöhnen

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Foto: Buschkamp

Obermöhne in Bracht zu werden – das wünschte sich Manuela Wolters schon als 15-Jährige. Jetzt erfüllt sie sich mit Steffi Wiesner (45) diesen Wunsch: Die beiden übernehmen die Nachfolge der langjährigen Brachter Obermöhnen Brigitte Hamacher, Mike Terporten und Marlis Flüggen. Nach 20 Jahren gibt das karnevalsbegeisterte Trio den Schlüssel ab – auch wenn sie natürlich gern an Altweiber 2023 beim Rathaussturm in Bracht dabei sind. Nur nicht mehr in der ersten Reihe.

Brigitte Hamacher erinnert sich noch gut an ihren ersten Rathaussturm als Obermöhne: „Das war 2002 – wir waren sehr aufgeregt.“ Gekleidet als alte Frauen in Schwarz, mit weißer Bluse und Hut, stürmten sie Altweiber das Rathaus, sicherten sich den goldenen Schlüssel der Macht und verteilten rote Rosen.

 Die drei Brachter Obermöhnen (v.l) Marlis Flüggen, Mike Terproten und Brigitte Hamacher geben den Schlüssel ab an Steffi Wiesner und Manuela Wolters.

Die drei Brachter Obermöhnen (v.l) Marlis Flüggen, Mike Terproten und Brigitte Hamacher geben den Schlüssel ab an Steffi Wiesner und Manuela Wolters.

Foto: Buschkamp

Unterstützt von ihrem Kegelklub „Golden Girls“ hatte sich Hamacher mit Mike Terporten und Marlis Flüggen entschieden, in die Fußstapfen von Obermöhne Sofia Overdick zu treten. Es seien durchaus große Fußstapfen gewesen, erinnert sich Hamacher, und die Aufregung vor dem ersten Rathaussturm sei groß gewesen. „Umso erleichterter waren wir, als alles gut geklappt hat“, erinnern sich die drei lächelnd.

Beim Rathaussturm 2020 in Bracht mit den Obermöhnen Mike Terporten (l.) und Brigitte Hamacher übte Steffi Wiesner (r.) schon mit.

Beim Rathaussturm 2020 in Bracht mit den Obermöhnen Mike Terporten (l.) und Brigitte Hamacher übte Steffi Wiesner (r.) schon mit.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Und es klappte auch in den folgenden 19 Jahren mehr als gut. Das karnevalsbegeisterte Trio schaffte es mit vielen Unterstützern, weitere Frauen um sich zu sammeln. Sie machten sich schön alt und stürmten Jahr für Jahr, angeführt von Marlies Flüggen, Brigitte Hamacher und Mike Terporten, die Amtsstube. „Anfangs waren es nur 30, heute sind es 130“, lautet ihre zufriedene Bilanz.

 Der Möhnensturm in Bracht (hier ein Foto von 2010) ist von Jahr zu Jahr gewachsen. Vor 20 Jahren feierten deutlich weniger Frauen.

Der Möhnensturm in Bracht (hier ein Foto von 2010) ist von Jahr zu Jahr gewachsen. Vor 20 Jahren feierten deutlich weniger Frauen.

Foto: Busch, Franz-Heinrich (bsen)/Busch, Franz Heinrich (bsen)

Aus einem Fundus an Kleidungsstücken wurden jedes Jahr die Kostüme zusammengestellt, manches wurde genäht, anderes gekauft. Um Masken machten sich die Brachter Obermöhnen keine Gedanken. Die hätten sie schon beim ersten Mal weggelassen – zu unbequem. Was ihnen wichtig war: die Kostüme aufeinander abzustimmen. „Wir waren immer schick“, sagen sie. Das zeigen unzählige Fotos, die Brigitte Hamacher aus den 20 Jahren der Rathausstürme gesammelt hat, neben Zeitungsartikeln und Briefen. Viel Material, das sich noch heute alle gerne anschauen. „Es war eine schöne Zeit. Wir hatten immer viel Spaß“, erzählen sie – auch wenn es an Altweiber zunächst nur zum Frühstück ein Gläschen Sekt und dann über Tag leinen Alkohol mehr gab.

Auch Bürgermeister Gerhard Gottwald bestürmten die Möhnen.

Auch Bürgermeister Gerhard Gottwald bestürmten die Möhnen.

Foto: Busch, Franz-Heinrich (bsen)/Busch, Franz Heinrich (bsen)

Auch Steffi Wiesner und Manuela Wolters spüren beim Gedanken an ihren ersten Rathaussturm als Brachter Obermöhnen ihre Herzen schneller schlagen. „Das sind schon sehr große Fußstapfen, in die wir da treten“, sagt Wiesner. Zumal beide den Anspruch haben, die Tradition zu bewahren, aber auch eigene Akzente zu setzen.

Neue Obermöhnen und der erste Rathaussturm seit 2020: Das wird ein kompletter Neustart für die Brachter Möhnen. Und auch schwierig, wie Steffi Wiesner meint. Sie fragt sich: „Wie werden sich die Leute nach der Corona-Pandemie verhalten? Machen sie überhaupt wieder mit?“ Eine Herausforderung. Gut, dass sie die Kostümfrage bereits geklärt haben.

Dass ihre Nachfolgerinnen die ideale Besetzung sind, daran zweifelt Brigitte Hamacher nicht eine Sekunde. Was das Möhnentum für sie ausmacht: „Wir haben immer gern zusammen gefeiert, bei uns war niemand allein.“

Das ist es auch, was Steffi Wiesner als gebürtiger Siegerländerin gefällt. Die Krankenschwester ist mit einem Ur-Brachter verheiratet, lebt seit zehn Jahren in Bracht, ist seit fünf Jahren bei den Möhnen dabei und genauso karnevalsbegeistert wie am ersten Tag. „Einfach mal einen Tag alle Sorgen vergessen und gemeinsam feiern“: Das gefällt ihr an Altweiber. Und 2023 feiert sie wieder – nur eben in der ersten Reihe.

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