Viersen Kanew braucht dringend Hilfe

Viersen · Viersener Bürger kämpfen seit Jahren um eine Verbesserung der Lebensbedingungen in der ukrainischen Partnerstadt.

Noch am Tag zuvor hatte Fritz Meies mit dem Bürgermeister von Kanew ein langes Telefonat geführt. Fazit: Viersens ukrainische Partnerstadt braucht dringend auch weiterhin Hilfe aus Deutschland. Denn schon jetzt gibt es kaum Lebensmittel für die 30 000 Einwohner, Zucker, Salz und Brot fehlen gänzlich. Der Gaspreis wurde zum 1. April um 208 Prozent erhöht, die Nebenkosten für eine Wohnung steigen so, dass von einer monatlichen Durchschnitts-Rente von umgerechnet 40 Euro gerade mal 10 Euro zum Leben bleiben.

Meies, der zur Hauptversammlung gut 30 von insgesamt 220 Mitgliedern der Freunde von Kanew begrüßte, kämpft als deren Vorsitzender seit Jahren um eine Verbesserung der Lebensbedingungen in Viersens ukrainischer Partnerstadt, die jetzt 200 Flüchtlinge aus dem Osten der Ukraine aufnehmen musste. Diese haben nichts als ihr Leben gerettet - es fehlt an Betten, Kleidung, Lebensmitteln, Heizung, Strom, Wasser, eben an allem. So bestand der Transport, der vor wenigen Tagen aus Viersen nach Kanew geschickt wurde, vor allem auch aus Kleidung für diese Menschen, die bei der noch immer herrschenden Kälte jämmerlich frieren.

Nach den großen Projekten des Vereins - die einzige Altenstube in der Region, das Reha-Zentrum für inzwischen 122 behinderte Kinder und der Neubau des Krankenhauses, der endlich eröffnet werden konnte, als auch Kiew seinen Teil bezahlt hatte - kümmert sich Fritz Meies derzeit vor allem um die Flüchtlinge. Als er jetzt nach Kanew flog, nahm er neben Spenden auch viele Medikamente mit, vor allem für die kranken Kinder. Und noch etwas wird in Kanew dringend benötigt: Kerzen! Denn die beiden Kohlekraftwerke erhalten keine Kohle mehr aus dem Osten und schalten immer wieder für mehrere Stunden den Strom ab. Allein das Krankenhaus ist durch einen Generator abgesichert.

"Wie wird die Krise enden?" Meies ist überzeugt, dass Russlands Präsident Putin nicht nachgibt, er braucht einen Zugang zur Krim. So haben der Viersener Verein noch eine ganze Menge zu tun. Finanziell stehen die "Freunde von Kanew" gut da, so dass sie auch künftigen Aufgaben gerecht werden können. Schatzmeister Thomas Gütgens bedankte sich für die vielen Geldspenden und betonte noch einmal, dass die Vorstandsmitglieder alle Kosten aus eigener Tasche bezahlen. Nach einstimmiger Entlastung des Vorstandes wählte die Versammlung Iris Einhaus zur neuen Schriftführerin, die künftig dem Verein "außer Geld auch Zeit" spenden will. Meies dankte zum Schluss seiner Frau Sigrid, die ihn immer unterstützt und gerade gemeinsam mit Harry Wilms ein schwerkrankes Kind aus Kanew mit seiner Mutter vom Flugplatz abgeholt hatte zur Behandlung in der Viersener Kinderklinik.

(flo)
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