Kommunalwahl 2020 Wer kommt auf den Rathaus-Chefsessel?
In den Parteien im Westkreis herrscht in diesen Tagen Hochbetrieb — sie nominieren ihre Kandidaten fürs Bürgermeisteramt. Wer jetzt schon feststeht, welche Parteien noch Kandidaten nominieren wollen — ein Überblick.
Wenn am 13. September Kommunalwahlen sind, bestimmen die Bürger nicht nur über die Zusammensetzung der Stadt- und Gemeinderäte, sondern auch darüber, wer auf den Chefsesseln in den Rathäusern Platz nehmen wird. Einen Wechsel gibt es in den fünf Städten und Gemeinden im Westkreis garantiert. Wer kandidiert? Wer ist nominiert? Ein Zwischenstand.
Amtsinhaberin Sabine Anemüller (SPD) will für eine zweite Amtszeit kandidieren. Das erklärte die 56-Jährige im September in einem Interview mit unserer Redaktion. Bei der Bürgermeisterwahl 2014 hatte sie nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit CDU-Kandidat Paul Schrömbges die Stichwahl deutlich mit 62 Prozent der Stimmen gewonnen. In dieser Woche, am 16. Januar, soll Anemüller von den SPD-Mitgliedern zur Kandidatin gewählt werden. Die CDU hat ihren Kandidaten bereits gefunden: Christoph Hopp, Leiter des Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasiums, wurde im Dezember klar zum Herausforderer gewählt. „Lasst uns das rote Rathaus stürmen“, rief er den jubelnden Christdemokraten zu, die die stärkste Fraktion im Stadtrat stellen. Nachdem die FDP bei der Wahl vor sechs Jahren auf einen eigenen Kandidaten verzichtete, nominierte der Parteivorstand in der vergangenen Woche Frank a Campo. Der Vorsitzende der Viersener Freidemokraten soll im März von den FDP-Mitgliedern gewählt werden. Grüne und Linke erarbeiten derzeit ihr Wahlprogramm, erst wenn das steht, sollen auch Personalentscheidungen fallen. Bei den Linken wird das voraussichtlich Ende Februar soweit sein, bei den Grünen im März. Ob die Wählergemeinschaft FürVie einen eigenen Bürgermeisterkandidaten benennen wird, steht noch nicht fest. Das soll sich bei einer Mitgliederversammlung Ende Januar klären. Als wahrscheinlich gilt, dass zudem der 2019 gegründete AfD-Stadtverband einen eigenen Bürgermeisterkandidaten aufstellen wird.
In Nettetal hat die CDU-Mitgliederversammlung den bisherigen Bürgermeister Christian Wagner bereits als Kandidaten gewählt. Gegen ihn kandidierte Ursula Nonninger, die sich selber eingebracht hatte und 24 Prozent der Stimmen erhielt. Wagner rutschte von 92 Prozent bei der Aufstellungsversammlung 2013 auf 75 Prozent ab. Der gelernte Jurist fing vor 18 Jahren bei der Stadt Nettetal als Beigeordneter an, ist seit 2004 Bürgermeister. Damals erhielt er im ersten Wahlgang 47,7 Prozent der Stimmen, steigerte sich bei der Wahl im Jahr 2009 auf 56,1 Prozent, erhielt im Jahr 2014 bei der vergangenen Bürgermeisterwahl 50,8 Prozent der Stimmen. Von den anderen Fraktionen hat sich bisher nur die WIN erklärt, Hajo Siemes will wieder als Bürgermeisterkandidat antreten. Er hatte bei der Wahl im Jahr 2014 seinen Hut erstmals in den Ring geworfen, erhielt 14 Prozent der Stimmen. Die anderen Parteien halten mit ihren Plänen noch hinter dem Berg. Es ist zu erwarten, dass SPD, Grüne und FDP einen gemeinsamen Kandidaten benennen.
In Brüggen will CDU-Bürgermeister Frank Gellen im Amt bleiben. Er hat dies Anfang November bekannt gegeben. Laut CDU-Vorsitzendem Günter Wynen wird es keine weiteren Bewerber aus den Reihen der CDU geben. Die Mitglieder werden am 18. Januar über Gellens Nominierung abstimmen. Zwei weitere Namen sind in Brüggen als Herausforderer von Gellen im Gespräch: So haben die Sozialdemokraten am 19. Dezember Vizebürgermeister, Rats- und Kreistagsmitglied Udo Rosowski nominiert. Es ist seine vierte Kandidatur, die zweite gegen Frank Gellen. Bei den Grünen werden die Mitglieder am 8. Februar entscheiden, ob sie den Vorschlag ihres Vorstands annehmen: Benedikt Pasch (30), Anwalt und bisher passives Mitglied der Grünen, hat Interesse an einer Kandidatur bekundet. Bei der FDP ist die Frage nach einem eigenen Bürgermeisterkandidaten laut Vorsitzendem Andreas Bist „noch offen“: „Wir werden uns voraussichtlich in den kommenden zwei Wochen entscheiden, ob wir einen eigenen Bewerber ins Rennen schicken.“ Weder die Unabhängige Brachter Wählergemeinschaft (UBW) noch die Alternative Wählergemeinschaft Brüggen (AWB) haben bisher eigene Kandidaten für das Bürgermeisteramt vorgestellt.
In Schwalmtal gibt es garantiert einen Wechsel im Bürgermeisteramt. Denn CDU-Amtsinhaber Michael Pesch steht nicht für eine weitere Amtszeit zur Verfügung – „aus persönlichen Gründen“, wie er sagt. Die Christdemokraten waren die ersten, die sich auf einen Kandidaten festgelegt haben: Am 31. Oktober 2019 setzte sich Andreas Gisbertz (43) mit 70 Prozent der Stimmen gegen Fraktionsvorsitzenden Thomas Paschmanns durch. Auch der Vorstand der Grünen hat seinen Wunschkandidaten vorgestellt: Es ist Paul Lentzen, Vorsitzender des Gewerbevereins, Geschäftsmann und Fraktionsgeschäftsführer. Endgültig entscheiden über Lentzens Nominierung die Mitglieder bei einer Versammlung im Februar. Der Vorstand der Sozialdemokraten hat am Sonntag nach einer Klausurtagung seinen Wunschkandidaten benannt: SPD-Ratsherr Heinz-Josef („Jupp“) Pascher (65). „Mit Jupp Pascher haben wir einen Kandidaten, der aufgrund seiner beruflichen Erfahrung als Leiter zweier Versicherungsbüros, seiner langjährigen Mitwirkung im Vorstand eines Schwalmtaler Sportvereins und seiner Mitgliedschaft im Gemeinderat bestens geeignet ist, die weitere Entwicklung Schwalmtals künftig als Bürgermeister gemeinsam mit dem Rat zu gestalten und zu verantworten“, sagte SPD-Vorsitzender Marco Kuhn. Die anderen Parteien haben ihre Kandidaten bisher nicht benannt.
In Niederkrüchten hat sich bisher nur der parteilose Bürgermeister Karl-Heinz Wassong erklärt. Er will wieder antreten. Wassong hatte bei der vergangenen Bürgermeisterwahl 40,4 Prozent der Stimmen erhalten, 10,8 Prozentpunkte mehr als der CDU-Kandidat und doppelt so viele Stimmen wie die SPD-Kandidatin. Die SPD entscheidet laut Vorsitzendem Marco Goertz später, wen sie ins Rennen schickt. CDU-Vorsitzender Reinhardt Lüger vertröstet auf den 14. Februar, dort solle eine finale Lösung gefunden werden, ob Wassong unterstützt wird oder ein eigener Kandidat ins Rennen geschickt wird.