Brüggen Junge Kunst aus der Fundgrube

Brüggen · Kinder und Jugendliche aus Bracht haben innerhalb der vergangenen zwei Monate zahlreiche Kunstwerke geschaffen. Von heute Abend an werden sie der Öffentlichkeit gezeigt.

 Von ihrem "Atelier" an der Altkevelaerstraße aus tragen die jungen Künstler ihre Werke in den Ausstellungsraum an der Marktstraße 3. Dort sind sie von heute Abend an zu sehen.

Von ihrem "Atelier" an der Altkevelaerstraße aus tragen die jungen Künstler ihre Werke in den Ausstellungsraum an der Marktstraße 3. Dort sind sie von heute Abend an zu sehen.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Hut-Lampen, bunte Hänge-Wolken aus Rohren, ein PC-Spiegel, ein Drache, in dem unter anderem Abluftrohre und ein Adventskalender verarbeitet wurden — das alles sind Kunstprodukte, die bei JiB (kurz für "Jung in Bracht") entstanden sind. Dieses zweimonatige Projekt unter der Leitung von Silke S.Hoe Beckstedde erwies sich als echt Fundgrube, und das in vielerlei Hinsicht.

"Zum einen fanden sich hier viele Kinder und Jugendliche zusammen, um sich mit Materialien und Farben auszuprobieren. Zum anderen gab es tatsächlich einiges zu entdecken, und zwar in den Räumen, die wir kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen haben", sagt Initiatorin Beckstedde und meint eine alte Fahrradwerkstatt plus angrenzender Wohnung und drei Garagen, in denen noch einige brauchbare Materialien zu finden waren. Zu Beginn der Aktion wurde zudem zu einer Material-Sammelaktion aufgerufen, und da kam einiges zusammen, was für die einzelnen Projekte genutzt werden konnte: Hüte, Farben, Luftballons, Papier, Karton, Modelliermasse, Bilderrahmen und sogar Teile aus der Dentallabor-Technik. Genug Material also, um sich künstlerisch auszutoben.

Rund 20 Kinder und Jugendliche haben sich beteiligt und fiebern nun auf die offizielle Eröffnung der Ausstellung hin. "Auch hier haben wir wieder viel Unterstützung erfahren", erklärt Beckstedde. So können ehemalige Praxisräume genutzt werden, das Haus wird erst zum 15. April wieder vermietet. Am Eingang stehen mehrere Stellwände, an denen Uli Berger die Fotos seines Lightpainting-Projekts (Lightpainting steht für Malen mit Licht) auf gehängt hat. "Wir sind abends mit Lampen durch den Ort gegangen und haben im Dunkeln Fotos gemacht", erläutert Berger. Durch diese Form der Fotografie entstehen tolle Effekte. So ist beispielsweise ein trockener Brunnen im Foto wieder zu einem Wasserlauf gekommen.

Ein Raum ist dem Fotokrimi gewidmet: einem besonderen Projekt. Marie Wagner, Sara Sötje und Laura Assel kennen sich seit der Grundschule und waren sofort begeistert von der Idee. "Uns war klar, dass wir eine Fotogeschichte machen wollten, und haben zuerst an einen Comic gedacht", erzählt Laura. "Aber dann haben wir uns für einen Krimi in Bildern entschieden." Das Drehbuch zu schreiben, sei leicht gewesen, ergänzt Sara. Auch "Stoff" hätten sie ausreichend gehabt, der hätte locker noch für drei weitere Bücher gereicht. Doch nun wird erst einmal ihr Erstlingswerk präsentiert, eine ganze Wand dient der Fotopräsentation des "Tatorts" und der anschließenden Ermittlungsarbeit. Besonderen Spaß hatten sie beim Anrühren des falschen Bluts, einem verdickten Kirschsaft. Als "letzte Tat" wurde das Tatmesser in rote Farbe getaucht. Fertig ist der Fotokrimi.

Die Idee dazu hatte Sozialarbeiterin Kathrin Lehnen, die leicht zu überzeugen war, bei dem Jugendkunstprojekt mitzumachen: "Fotografie ist meins, es ist das, was ich kann." Bei der Umsetzung des Krimis habe sie geholfen und auch gern die Rolle der Leiche übernommen, aber die Mädchen seien sehr schnell sehr sicher gewesen und hätten tolle Ideen gehabt. "Das ist das Tolle an diesem Projekt", erklärt Lehnen. "Alle, die mitgemacht haben, hatten auch etwas davon." Und nun stehe der Aktion ein schöner Abschluss bevor: mit der Ausstellung. "Die Produkte hängen an der Wand, viele Leute schauen sich das an. Das gibt einen Extra-Zuwachs an Selbstvertrauen."

Vertrauen in sein Können hat auch Tobias Helmer. Der Zwölfjährige hat aus Holz ein rot beleuchtetes Kunstobjekt geschaffen. "Ich arbeite gerne mit Elektrik. Die Idee dazu hatte ich durch ein Bild von einer Lampe, so etwas wollte ich auch bauen", erzählt er. Etwa zwei Wochen habe er daran gearbeitet. Würde er es verkaufen, falls während der Ausstellung ein Interessent auf ihn zukäme? "Auf keinen Fall, das möchte ich behalten!"

(eva)
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