Viersen Klassisches Jazz-Trio im "arrangement-leeren Raum"
Viersen · Das Stefan Schöler Trio bot aktuellen Jazz vom Feinsten.
Das deutsch-niederländische Stefan Schöler Trio machte dem Jazzfestival alle Ehre. Hier auf Bühne 2 ging es wirklich um Jazz. Der Klever Pianist Stefan Schöler nennt seine Musik stilistisch Neobop. Er nimmt also die traditionellen Techniken von Swing und Bebop auf, er greift Kompositionen von Gershwin, Cole Porter, Miles Davis und Carla Bley auf, und mit den Erfahrungen eines heutigen Jazzers mit Improvisationen etwa im Freejazz macht er etwas ganz Neues, Eigenständiges daraus.
Er prägt ein schönes Bild, als er beschreibt, dass die klassische Harmonik für ihn nur der Bademantel für gewagte harmonische Verbindungen ist. Der schlaksige junge Mann setzt sich an den Flügel, scheint fast hineinzukriechen, aber bei seinen flinken Läufen über die Tasten wagt er den Sprung in tiefes Wasser voller überraschender Strömungen.
Bei seinen Neukompositionen kann er sich auf zwei Partner verlassen, die ihn nicht nur begleiten, sondern ihn immer wieder auffangen und zum Luftholen nach oben holen: der Bassist Rico de Jeer und der Schlagzeuger Thijs Bastiaans. Das Trio in der klassischen Besetzung Klavier, Bass, Schlagzeug hat große Vorbilder. Schölers Trio schiebt die Tradition beiseite und bietet leichthändig ihr homogenes Zusammenspiel an. Wenn Schöler davon spricht, Musiker müssten nach der modernen Wahrheit suchen, dann klingt das arg hochgestochen, doch beim Zuhörer versteht man diese ernsthafte Suche, die auf der Kenntnis des Alten und der Neugier nach neuen Klangwelten fußt. Dazu passt, dass Schöler auch elektronisch "fremdgeht".