2018 im Kreis Viersen Rückblick auf ein stürmisches Jahr
Am 18. Januar richtet der Orkan ?Friederike? massive Verwüstungen im Kreis Viersen an. Jörg Brockes, Betreiber des Kletterwalds Niederrhein auf den Süchtelner Höhen, steht vor seinem verwüsteten Lebenstraum. ?Und das in einer Dimension, die selbst beim größten Optimisten Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung aufkommen lässt?, sagt er. 70 Prozent der Fichten auf dem 28.000 Quadratmeter großen Gelände sind umgeknickt; insgesamt beschädigte der Orkan rund 15.000 Bäume in Viersen. Brockes und sein Team bauten wieder auf, dann kam im trockenen Sommer eine Borkenkäferplage; die Schädlinge befielen die 100 Bäume auf dem Gelände. 2020 will Brockes mit dem Kletterwald die Süchtelner Höhen verlassen. Als das Jahr erst drei Tage jung war, hatte das Sturmtief ?Burglind? schon eine erste Vorwarnung gegeben: Strommasten knickten um, Straßen wurden überflutet, tischtennisballgroße Hagelkörner prasselten darnieder ? und 60 Passagiere saßen über Stunden im RE13 fest. Am 16. Mai wirbelte ein Tornado durch den Kreis Viersen. In Viersen-Boisheim wurden 50 Häuser abgedeckt, am Friedhof knickten nahezu alle Bäume um.
Der 15. Juni 2018 ist ein lauer Sommerabend. Im Casinogarten in der Viersener Innenstadt strömen Hunderte Menschen zusammen, bringen Blumen mit, stellen Kerzen auf. Dann ziehen sie friedlich durch die Innenstadt. Die Viersener sind entsetzt, denn dort im Casinogarten ist kurz zuvor ein 15-jähriges Mädchen getötet worden. Ihr Ex-Freund hatte Iulia mit einem Messer erstochen – wohl aus Eifersucht. Der 17-Jährige ist wegen Mordes angeklagt. Zwei weitere Jugendliche sind ebenfalls angeklagt. Ihnen soll der Täter von seinen Mordabsichten berichtet haben, doch sie zeigten ihn nicht an.
Der Lkw-Fahrer, der am 27. Dezember 2017 auf der A61 eine Polizistin tötete, wird im Juli zu zwei Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt.
Der Künstler Gunter Demnig verlegt am 5. Dezember 15 Stolpersteine zum Gedenken an NS-Opfer in Süchteln. Im Sommer hatten Bürger ein Bürgerbegehren angestrengt, damit in Viersen die Gedenksteine ohne Wenn und Aber verlegt werden dürfen. Mit Erfolg: Der Stadtrat schaffte das zuvor geltende Vetorecht von Hauseigentümern ab.
Am 29. November liefert ein Kran eine rund 6500 Kilogramm schwere Sumpfeiche zum Alten Markt in Dülken. Es ist fast der Schlusspunkt der Umgestaltung des Ortskerns, die deutlich kürzer dauerte als erwartet (nachdem die Debatte, ob tatsächlich alle vorhandenen Bäume gefällt und ersetzt werden sollen, deutlich länger dauerte als die Verantwortlichen annahmen). Jetzt ist der Platz besser für Veranstaltungen gerüstet, Papierkörbe werden in Kürze nachgeliefert – und die Baukosten liegen mit unter 650.000 Euro unter der Kalkulation.
Am 25. Oktober können René Bongartz aus Brüggen und Jeya Caniceus (li.) aus Kempen feiern: Die rheinische Martinstradition wird als immaterielles Kulturerbe des Landes NRW anerkannt. Für die Initiatoren ein erster Schritt im Bemühen, Martins-Bräuchen mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.
Im April nimmt die Stadt Viersen ihre Interims-Rettungswache in Betrieb. Ein neues kreisweites Konzept ist aus Sicht der Stadt überflüssig.
Im Februar finden die elften und letzten Schneeglöckchentage in Hinsbeck statt. Veranstalterin Marlu Waldorf hört altersbedingt auf.
Im August konnten die ersten Mieter in das wohl ambitionierteste Wohnbauprojekt in Viersen einziehen: Nach anderthalbjähriger Verspätung wurde die Klimaschutzsiedlung fertig. Für knapp elf Millionen Euro errichtete die Wohnungsgenossenschaft 48 Wohnungen – inklusive Garage fürs gemeinsam genutzte Car-Sharing-E-Auto.
Mitte Juli ist die einst imposante Blutbuche auf dem Leuther Friedhof in Nettetal Geschichte. Wegen Pilzbefalls wird der zuletzt knapp 23 Meter hohe Baum gefällt. Die Arbeiten dauern rund drei Tage. Zuletzt hatte der Stamm einen Umfang von gut 6,30 Metern.
Am 5. Juni wurde sie geliefert: Die „Zirbel“, 13. Kunstwerk der deutschlandweit beachteten Viersener Skulpturensammlung, geschaffen vom Kölner Künstler Gereon Krebber, wirkt wie ein Wesen aus einer anderen Welt. In den sozialen Netzwerken flog manchem Bürger vom spitzen Kopf der Hut.