Schwalmtal Integration mal anders

Schwalmtal · Eine Reihe von Jugendtreffs bieten Kindern und Jugendlichen in Schwalmtal und Umgebung eine „zweite Heimat“. Wir stellen in den nächsten Ausgaben einige von ihnen vor. Unser Rundgang beginnt im Jugendcafé Amern.

Integration muss nicht unbedingt etwas mit Migrationshintergrund zu tun haben. „Auch bei verschiedenen Jugendszenen und Altersgruppen gilt es, ein Miteinander zu ermöglichen“, sagt Astrid Gröbel. Die 33-Jährige leitet das „Jugendcafé“ in Amern – doch auch in dem nur 68 Quadratmetern kleinen Jugendtreff prallen oftmals kleine Mikrokosmen aufeinander.

Von außen sieht das „JuCa“ ein wenig aus wie ein „Knast“, sagt Gröbel, innen jedoch wird Gemütlichkeit groß geschrieben. Herzstück ist ein Kicker – für einen Billardtisch ist kein Platz. Neben einer bunten Fotowand, vielen Spielen, einer Sitzecke und einem selbst gestalteten Graffito an der Längswand fällt auch der Computerraum sofort ins Auge. „Die PCs kommen quasi von Angela Merkel“, sagt Gröbel. Der Bundestagsabgeordnete Uwe Schummer lotste die Rechner, die von Siemens für offene Jugendeinrichtungen zur Verfügung gestellt wurden, 2006 nach Amern.

„Amern kam stets zu kurz“

Ursprünglich befanden sich in dem Gebäude Grundschultoiletten, später ein Pfarrjugendraum. Seit 2000 leitet die Diplom-Sozialarbeiterin den Jugendtreff, seit fünf Jahren als Vollzeitkraft. „Wir merkten schnell, wie groß der Bedarf war“, sagt die Jülicherin. „Waldniel war in Sachen Jugendtreffs stets gut versorgt, aber Amern kam immer etwas zu kurz.“ Da das „JuCa“ räumlich begrenzt ist, werden auch regelmäßig die Zimmer der angrenzenden Pfarre St. Anton mit benutzt. „Unsere Breakdancegruppe trainiert da etwa“, sagt Gröbel. „Und dort veranstalten wir auch mal Konzerte.“ Überwiegend gibt es jedoch einen offenen Treff: „Jugendliche haben oft Probleme damit, Verbindlichkeiten einzugehen.“ Deswegen seien beispielsweise Kochkurse weniger gut besucht.

Insgesamt hat das „JuCa“ rund 45 Stammgäste. In den Sommerferien gibt es für Kinder Ferienspielaktionen, zudem eine Fahrt an die Adria für Jugendliche, gemeinsam mit dem „Second Home“ in Brüggen.

Ein Team vom zehn ehrenamtlichen Jugendlichen unterstützt Gröbel, der jüngste ist der erst 13-jährige Max Thönissen. „Die meisten, die hier herkommen, kennt man schon aus der Schule“, sagt Kevin Brachten (14). Dennoch schließe man auch immer wieder neue Freund- und Bekanntschaften. „Kürzlich waren wir mit den Teamern am Nürburgring, wir hatten VIP-Tickets für den Langstreckenpokal“, erzählt Astrid Gröbel. „Als ein kleines Dankeschön.“

Sie bezeichnet ihr Konzept als „akzeptierende Jugendarbeit“. „Lehrer können oft nicht nachvollziehen, welche Jugendlichen bei uns als Teamer arbeiten“, sagt die 33-Jährige. „Aber bei freiwilliger Arbeit ist das Verhalten manchmal ganz anders als in der Schule.“

Sollte es mit einer neuen Immobilie klappen (das „JuCa“ plant einen Umzug in größere Räumlichkeiten) würde die bisherige Einrichtung zu einem selbstverwalteten Treff – ausschließlich in der Hand von verantwortungsbewussten Jugendlichen.

(RP)
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