Viersen Integration kann ganz einfach sein

Viersen · Der Fußballverein Blau Weiß Concordia 07/24 Viersen arbeitet mit dem neuen Clearinghaus in Viersen zusammen. Drei Flüchtlinge aus Afrika spielen in der A-Jugend mit.

 Die drei Neuzugänge Souleymanie, Laba und Mamadou (v. l.) haben keinerlei Probleme in ihrem neuen Verein.

Die drei Neuzugänge Souleymanie, Laba und Mamadou (v. l.) haben keinerlei Probleme in ihrem neuen Verein.

Foto: bsen

"Heute ist Trainingsauftakt für die neue Saison", sagt Markus Klinkhamels. Dabei lässt der Jugendleiter vom Fußballverein Blau Weiß Concordia 07/24 Viersen seinen Blick über den Kunstrasenplatz schweifen, auf dem gerade die A-Jugend zusammen mit der ersten Herrenmannschaft das Training gestartet hat.

Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen dribbeln um Pylone und lassen den Ball gekonnt um die Slalomstangen rollen. Zu ihnen gehören auch Souleymanie (17), Laba (16) und Mamadou (17). Fußball spielen macht riesig Spaß, sind sich die drei einig. Es war ein Herzenswunsch von ihnen zu spielen. Was sie bis dato kannten, war allerdings nur Straßenfußball in Afrika. Auf einem richtigen Fußballplatz spielen, das haben sie erst in Viersen kennengelernt, wo sie seit Dezember vergangenen Jahres leben, nachdem sie aufgrund der Unruhen aus ihren afrikanischen Heimatländern geflüchtet sind.

Die drei sind unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, wobei Laba und Souleymanie im neuen Viersener Clearinghaus leben und Mamadou im betreuten Wohnen zuhause ist. "Im Clearinghaus, dem ersten Zuhause für die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge, ist uns die Integration ganz wichtig. Das heißt, dass unsere jungen Bewohner auch Alltagskultur von anderen Jugendlichen erleben sollen, wie zum Beispiel beim Sport in Vereinen", betont Stephan Jansen, Gruppenleiter im Viersener Clearinghaus. Er nahm daher Kontakt zu verschiedenen Vereinen auf.

Bei Concordia traf er so auf Klinkhamels und Geschäftsführer Erich Giebmanns. Die beiden boten sofort an, einfach einmal in Sachen Training vorbei zu kommen. Ein Angebot, das Jansen gemeinsam mit Laba, Souleymanie und Mamadou gerne annahm. "Wir sind einfach toll aufgenommen worden. Als die anderen merkten, dass unsere drei keine Fußballausrüstung hatten, haben sie einen Aufruf gestartet, so dass sie kurze Zeit später Fußballbekleidung ihr eigen nennen konnten", berichtet Jansen. Anfänglich begleitete er seine Schützlinge zum Training und blieb vor Ort. Mittlerweile fahren Laba, Souleymanie und Mamadou dreimal die Woche mit dem Fahrrad zum Training. "Wir werden hier akzeptiert. Dass wir Flüchtlinge sind, spielt keine Rolle. Wir spielen gemeinsam Fußball und gehören dazu, das ist einfach toll", sagt Laba.

Seit Mai sind die drei nun auch spielberechtigt, so dass sie bei Turnieren mitspielen können. Sprachprobleme gibt es beim Fußball übrigens nicht. Laba, Souleymanie und Mamadou besuchen die Anrather Johannesschule, und es gibt zusätzlichen Sprachunterricht. "Außerdem lernen Jugendliche die Sprache am schnellsten, wenn sie mit anderen Jugendlichen untereinander sind und einfach zuhören sowie drauflosreden", weiß Jansen aus Erfahrung.

(tref)
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