Trockenheit in Viersen Viersener helfen Stadt beim Gießen

Viersen · Rund 40 Viersener haben am Mittwoch der Stadt beim Gießen von 18.000 jungen Bäumen geholfen. Diese wurden erst im Frühjahr gepflanzt und könnten wegen Trockenheit sterben. Für Samstag ist die nächste Gießaktion geplant.

 Rund 40 Viersener folgten am Mittwochmorgen dem 11.000 Liter fassenden Wasserwagen in den Wald, gossen von dort aus nicht gut zugängliche Jungbäume.

Rund 40 Viersener folgten am Mittwochmorgen dem 11.000 Liter fassenden Wasserwagen in den Wald, gossen von dort aus nicht gut zugängliche Jungbäume.

Foto: Stadt Viersen

Mit Eimern und Gießkannen gewappnet verteilen knapp 40 Erwachsene und Kinder Wasser auf dem trockenen Boden. Dünne Baumstämme ragen aus den Nadeln und dem Laub, dazwischen Sand und Staub. Noch hängt an den Zweigen grünes Laub, doch die Jungpflanzen brauchen dringend Wasser. „Es geht jetzt darum, die Pflanzen so lange am Leben zu halten, bis der nächste Regen kommt“, sagt Rainer Kammann, Förster der Stadt Viersen. Erst im Frühjahr waren, auf mehrere Flächen in den Süchtelner Höhen verteilt, insgesamt knapp 18.000 junge Bäume gepflanzt worden. Dabei hatten auch Bürger mit geholfen.

Durch das trockene und heiße Wetter in den vergangenen Wochen drohen die neu angepflanzten Bestände zu sterben. Ein weiteres Problem: Nicht an alle Stellen im Wald kommen Mitarbeiter der Stadt mit Wassertankern heran. „Die Stadt hat für die Bewässerung auch neue Bewässerungsanlagen gekauft“, sagt Kammann. Knapp 2000 Euro hat die Investition gekostet, die aber auch langfristig bei Bewässerungsbedarf im Stadtgebiet zum Einsatz kommen soll. Jedoch seien die fünf Sprinkleranlagen nicht an jedem Standort das effektivste Mittel zum Bewässern, sagt Kammann.

Abgesehen davon sei es dringend nötig, möglichst alle Flächen zu bewässern in einer kurzen Zeit. „Das bekommen wir nur mit unseren Mitarbeitern nicht abgedeckt“, sagt Kammann. Also rief die Stadtverwaltung die Bürger auf, zu helfen – mit einem kollektiven Bäumegießen am Mittwochmorgen in Nähe des Kletterwalds. Ausschlaggebend für die Aktion sei gewesen, dass am vergangenen Wochenende der Regen nicht im erhofften Maße eingetreten sei, sagt der Stadtförster. „Wir haben im Team am Wochenende miteinander telefoniert, gefragt, bei wem es im Ort vielleicht regnet und wie es nun aussieht.“ Doch spätestens am Montag sei klar gewesen: Im Wald muss gegossen werden.

Mit einem gemieteten Wassertanker stellt die Stadt knapp 11.000 Liter Wasser zur Verfügung. Erst wandert das Wasser in schwarze Kübel, von dort aus werden dann Eimer und Gießkannen befüllt und zu den Bäumen getragen. Alle zehn Minuten etwa müssen die Kübel wieder aufgefüllt werden, aus einem dicken, gelben Schlauch schießt das Wasser heraus.

„Wir wohnen ganz in der Nähe vom Wald, und uns war das Problem schon vor einiger Zeit aufgefallen“, sagt Kerstin Höflich. „Eine Freundin und ich sammeln auch Unterschriften für eine Petition, damit in Viersen der Klimanotstand ausgerufen wird.“ Als sie von der Gieß-Aktion erfuhr, beschloss sie, mit ihren beiden Töchtern Carla und Anne (beide sieben Jahre alt) dabei mitzumachen. Die beiden würden ab und zu auch Bäume auf Flächen des Nabu gießen, sagt die 40-jährige Viersenerin. „Wir waren auch bei der Ratssitzung, in der Rainer Kammann von dem dramatischen Zustand des Waldes berichtet hat.“ Durch die Sturmschäden aus 2018 und 2019 seien die Baumbestände stark geschwächt, und auch der Borkenkäfer sei zu einem großen Problem geworden, sagt der Förster. Bestimmt 20 Eimer haben sie zu dritt bislang verteilt auf der Lichtung mit den kleinen Bäumen. Die Gießkannen und Eimer gezählt habe er nur am Anfang, sagt hingegen Jörg Dickmanns. Der 47-Jährige ist mit seinen beiden Kindern da, Katharina (4) und Johannes (8). „Mir hat das Spaß gemacht“, sagt der Achtjährige und findet, so was könnte er auch häufiger machen.

Doch wenn alles gut läuft, bleibt die Aktion am Samstag die letzte. Bereits für Samstag ist Regen angekündigt, „aber dann gießen wir trotzdem“, sagt der Förster. Außerdem habe Erde, wenn sie stark ausgetrocknet ist, etwas Benetzungswiderstand – das heißt, das Wasser wird nicht aufgenommen, sondern fließt weg und trägt auch Erde mit ab. Daher sei es wichtig, die Bäume langsam anzugießen. Damit einer der Jungbäume richtig Wasser aufnehmen kann, müsse dieser erstmal mit knapp 20 Litern Wasser versorgt werden.

 Die vierjährige Katharina gießt mit ihrem Gießkännchen einen Jungbaum.   Foto: Julia Esch

Die vierjährige Katharina gießt mit ihrem Gießkännchen einen Jungbaum.  Foto: Julia Esch

Foto: Julia Esch

Startpunkt für die Gießaktion am Samstag, 20. Juli, ist der Parkplatz am Kletterwald in den Süchtelner Höhen. Auch am Samstag wird der Wassertanker mit 11.000 Litern zur Verfügung stehen, zusätzlich wird ein LKW der Stadt Viersen 6000 Liter Wasser zur Verfügung stellen. Kammann hofft auf Andrang: „Dann sieht man hoffentlich manche wieder, die im Winter beim Pflanzen mitgeholfen haben.“

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