Kochprojekt ist Klassiker in Viersen Austausch bei exotischen Gerichten
Viersen · Speisen aus anderen Ländern essen, sich dabei untereinander austauschen: Das bot das Kochprojekt „Vom Hindukusch bis nach Viersen“. Dass dabei, anders als geplant, nicht gekocht wurde, störte nicht.
Wie Integration durch den Magen geht, das konnten jetzt die Besucher des Interkulturellen Kochprojekts im „Treff Mitte“ erleben. Dort lautete das Motto: „Vom Hindukusch bis nach Viersen“. Anders als angekündigt, wurde nicht vor Ort gekocht, sondern gemeinsam gegessen. Die Speisen hatte die tamilische Familie Kethiswaran zubereitet.
Das interkulturelle Kochprojekt ist fast ein Klassiker der Integrationsagentur der Diakonie Krefeld-Viersen. Zuletzt hatte man sich Gerichte aus dem Mittelmeerraum und aus Syrien schmecken lassen. Wenn Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen an einem großen Tisch zusammensitzen, sind Toleranz und Respekt gefragt. Die Familie Kethiswaran war davon ausgegangen, dass es nicht jeder so scharf mag wie sie. „Nicht scharf“ stand deshalb vor den Speisen.
Rund 20 Menschen waren dabei, in den Pausen wurden unterschiedliche Geschichten erzählt. Angeliki Asimkopoulou von der Integrationsagentur der Diakonie Krefeld-Viersen war mit der Resonanz „sehr zufrieden“. Auch die 50-Jährige hatte etwas zu erzählen: „Ich habe Germanistik studiert und bin in der Finanzkrise nach Deutschland emigriert. Diese Entscheidung habe ich nie bereut.“ Einsamkeit kenne sie nicht, viele Verwandte würden im Raum Krefeld leben.
Bereits seit dem Beginn der interkulturellen Wochen 2014 gibt es das Kochprojekt in Viersen. Die vielen herzlichen Umarmungen zeigten, dass die Gäste sich kennen und schätzen. Als Hauptgericht gab es Biriyani-Reis und Lamm-Curry, als eine Art Snack Frühlingsrollen und zum Abschluss einen Pudding, wie ihn die Tamilen lieben.
Singhm Kethiswaran (62) erzählte im Laufe des Essens die Geschichte seiner Familie: Der Familienvater hatte in Deutschland eine Lehre zum Landwirt absolviert, jetzt arbeitet er in einem großen Fotolabor in Mönchengladbach, in dem etwa Fotobücher entstehen. Man habe früher schon daran gedacht, in die Heimat zurückzukehren. Die Kinder seien in Deutschland fest verwurzelt. Sohn Shana (27) war jetzt stets zur Stelle, wenn dem Vater mancher deutsche Begriff nicht einfiel. Er hat sein Medizinstudium abgeschlossen, was die Familie stolz macht.
Nimet Said ist Syrerin, wurde 1961 in Deutschland geboren. Sie bietet Sozialberatung in der Beratungsstelle Arbeit in Viersen. Malaka und Amal, zwei ältere Damen aus Syrien, sprachen den Deutschen unisono ein Kompliment aus: „Wir waren in Kairo und in der Türkei, aber in Deutschland werden wir mit mehr Würde behandelt.“ Das Essen schmeckte ihnen sehr, aber es gehe nichts über die arabische Küche, diese Bemerkung konnten und wollten sie sich nicht verkneifen. Übrigens: Mitveranstalterin des Events war die Stadt Viersen, vertreten mit Nina Himmelspach-Fischer und Murad Qortas.