Viersen Sportlerwahl auf Pump

Viersen · Der Stadtsportverband Viersen plant die nächste Sportlerwahl. Doch das kann er nur mit geliehenem Geld tun. Denn durch die späte Haushaltseinbringung der Stadt Viersen stehen die Mittel nicht rechtzeitig zur Verfügung.

 Für Sportler und den Stadtsportverband ist die Sportlerehrung ein wichtiges Ereignis. Das soll auch weiterhin stattfinden.

Für Sportler und den Stadtsportverband ist die Sportlerehrung ein wichtiges Ereignis. Das soll auch weiterhin stattfinden.

Foto: BUSCh/Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen)

Not macht  erfinderisch. Das gilt auch für Klaus-Dieter Grefkes in seiner Funktion als Vorsitzender des Stadtsportverbands Viersen (SSV). Damit die Sportlerehrung, die der SSV mit der Stadt jährlich auf die Beine stellt, am 8. März wie gewohnt ablaufen kann, lieh sich Grefkes bei einem Geldinstitut 3000 Euro. Genau die Summe, die er normalerweise von der Stadt als Zuschuss bekommt.

Doch in diesem Jahr ist alles anders: Wegen des verschobenen Haushaltsbeschlusses dürfen momentan keine freiwilligen Leistungen ausgezahlt werden, da macht der SSV mit 61 Vereinen und rund 14.000 Mitgliedern keine Ausnahme.

„Bei mir im Vorstand und aus der Verwaltung habe ich vielfach gehört, dass wir die Ehrung einfach ausfallen lassen sollen. Doch ich bin der Meinung, dass wir das nicht auf dem Rücken der Sportler austragen dürfen“, betont Klaus-Dieter Grefkes. So ähnlich argumentierte Grefkes auch Ende Januar bei der jüngsten Sitzung des Sportausschusses, als er die Politiker noch mal auf das Dilemma hinweisen wollte, in dem der SSV in Sachen Sportlerehrung steckt. Dabei ging es bei der Sitzung um einen Beschluss zur Sportförderung und gar nicht um die Zuwendung zur Sportlerehrung von 3000 Euro, sondern um die jährliche Pauschalzuwendung der Stadt an den SSV für dessen laufende Arbeit, etwa die Ausrichtung von Stadtmeisterschaften. Nach kontroversen Diskussionen wurde der Beschluss gefasst, die in den Sportförderrichtlinien festgelegte Summe von 800 auf 3000 Euro zu erhöhen. Allerdings zunächst nur für ein Jahr, weil in Zukunft im Zusammenhang mit dem Rahmenplan „Bewegtes Viersen“ über einen neuen Zuschnitt der Zuständigkeiten zwischen Stadtverwaltung und SSV nachgedacht werden soll. Und daraus könnte sich eben auch die Notwendigkeit ergeben, Gelder neu zu verteilen.

„Ich bin allerdings im Glauben aus der Sportausschuss-Sitzung gegangen, dass ich doch noch irgendwie im Vorfeld an das Geld für die Sportlerehrung komme“, sagt Grefkes. Doch das konnte gar nicht sein, denn die Stadt darf in der vorläufigen Haushaltsführung keine freiwilligen Leistungen auszahlen, über die kein Vertrag vorliegt. Zum Hintergrund: Die Verwaltung befürchtet, dass der Haushalt 2018 mit einem Minus endet – das legen Prognosen über die Pensionsrückstellungen nahe, deren Höhe erst im März feststeht. Damit Viersen die Haushaltssicherung verlassen kann, hatte Bürgermeisterin Sabine Anemüller (SPD) Steuererhöhungen in 2019 vorgeschlagen. Nur so ließe sich sicherstellen, dass der Haushalt 2019 nicht mit einem Minus endet. CDU, FDP, FürVie und Linke hatten  eine Verschiebung des Haushaltsbeschlusses durchgesetzt, um auf Grundlage gesicherter Zahlen über die Steuererhöhungen entscheiden zu können.

Als Folge daraus hatte die Bürgermeisterin bereits Ende Januar angekündigt, dass die Aktion „Viersen blüht“ ausfallen würde. Zudem gibt es keine Zuschüsse für Ferienfreizeiten und  keine zusätzlichen Mitarbeiter fürs Service-Center. Um die Folgen des verschobenen Etats abzumildern, kann teils nur privates Engagement helfen. So sind etwa für die Osterferienspielaktion des Hubert-Vootz-Hauses Mitglieder der SPD-Fraktion in die Bresche gesprungen. Sie spendeten einen Betrag von mehreren hundert Euro, damit die Aktion stattfinden kann.

Klaus-Dieter Grefkes wählte den Gang zu einem befreundeten Geldinstitut, um das Budget für die Veranstaltung vorstrecken zu können. „Die Vorbereitungen laufen ja schon seit geraumer Zeit, die Einladungen sind verschickt. So kurzfristig kann ich die Veranstaltung doch nicht absagen“, betont der SSV-Vorsitzende. Er ist grundsätzlich sehr zufrieden damit, was die Stadt Viersen für den Sport tut. Insbesondere, dass keine Nutzungsgebühren für Sportstätten erhoben werden, sei ein großer Vorteil gegenüber anderen Kommunen. Gleichwohl schreibt er den Politikern der Ratsfraktionen ins Stammbuch: „Es kann nicht sein, dass immer betont wird, wie wichtig Sport ist, dann aber bei so einer Sache gekniffen wird. An einer Ehrung darf nicht gespart werden. Schließlich vertreten die Sportler auch die Stadt nach außen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort