Kamelle, Komik und Kostüme So jeck war das Wochenende im Grenzland

Lobberich · In Sälen in Viersen, Brüggen und Nettetal feierten am Wochenende die Karnevalisten mit Prinzenpaaren und viel jeckem Programm. Wir geben einen Überblick über die Veranstaltungen.

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So jeck war das Wochenende im Grenzland

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Foto: Knappe, Jšrg (jkn)

Lobberich Michael Zillekens musste nicht nur eine Feuerprobe bestehen. Erstmals stand er als Sitzungspräsident beim bunten Abend des Karnevalskomitees Lobberich (KKL) auf der Bühne des vollbesetzten Seerosensaales und musste immer mal wieder ein überwiegend jugendliches Publikum bändigen, das schon sehr früh auf den Stühlen stand.

Er musste sich aber auch in die Phalanx des Brühler Gardekorps einreihen und seine Tanzkünste zeigen – auch mit einem Degen in der Hand. Er machte das so gut, dass ihm das Tanzmariechen einen Orden umhängte. Da für den Mariechen-Tanz nicht die richtige Musik zu finden war, spielten die Gardisten eben einige kölsche Lieder – wie das später auch die Dröpkes-Band (Mönchengladbach) tat. Musik und Tanz waren Trumpf an diesem Abend, denn über die Bühne wirbelten die Mini-Mäuse und Funkenmariechen von KKL und der Karnevalsgesellschaft Fidele Heide (KFH), die Lollipop-Showtanzgruppe (Breyell) sowie die Tanzgarde Blau-Weiß der KFH – letztere allerdings etwas gemächlicher, da sie aus gestandenen Männern besteht.

Dagegen hatten es der Bauchredner Jörg Jara und Comedian Jerome Amende (Hinsbeck) als Paul Panzer sichtlich schwerer gegenüber dem Entertainer Mr. Tomm, der als „Stimme der Stars“ das Publikum begeisterte. Viel beklatschte Schlussnummer war die Playbackshow von KKL/KFH-Mitgliedern, moderiert von Stefan Silbereisen alias Maximilian Timmermanns. Vater Thomas, 19 Jahre lang Sitzungspräsident, genoss den Auftritt nun unten im Saal am Tisch des KKL-„Aufsichtsrats“.

Kaldenkirchen Überall wimmelte es von bunten Gestalten am Samstagabend in Kaldenkirchen. Im Saal Zur Mühle feierten Clowns, Hippies und viele farbenfrohe Karnevalisten den ersten bunten Abend der Spielgemeinschaft Kolping Karneval. Sitzungspräsident Karsten Janz führte durch die abendliche Veranstaltung zum „Lachen, Schunkeln und Singen“.

Der Eröffnungstanz begeisterte im bayerischen Stil. Dafür inspirieren ließ sich die Showgruppe auf dem Münchener Oktoberfest und brachte die Stimmung nun nach Nettetal. In einem schwungvollen Medley tanzten die Mitglieder unter anderem zu Liedern von Andreas Gabalier. Auch dabei war natürlich das Nettetaler Stadtprinzenpaar, Hubert I. und Rita I., die nun schon zum dritten Mal dieses Amt ausüben. Zum ersten Mal dagegen traten in diesem Jahr die Kellergeister zusammen mit der Drei-Meter-Elferrat-Truppe auf.

In ihrer Parodienummer vermischten sie Comedy mit Tanz und führten eine außergewöhnliche Geburtstagsparty auf. Die Kolping Tanzmariechen bekamen besonders viel Applaus. Sie wirbelten durch die Lüfte und zeigten den Zuschauern atemberaubende Figuren. Für Lacher sorgten Büttenredner wie „deä drujje pitter“ oder das Zwiegespräch von Jan und Jonas. Die bunte Mischung lud zum Mitmachen und Mittanzen ein. Auch an den nächsten zwei Wochenenden wird es wieder einen bunten Abend geben. „Zwei ausverkaufte Säle erwarten uns“, sagte Janz.

Hinsbeck Zur Freude der Kinder veranstaltete die Karnevalsgesellschaft Hinsbecker Jüüte (KGHJ) am vergangenen Samstag im Jugendheim wieder ihre Kinderkarneval-Sitzung. Hierbei zeigte die KGHJ wieder ein tolles, auf den Nachwuchs abgestimmtes Programm, wobei alle Punkte von eigenen Leuten dargestellt wurden. Für Musik und Stimmung sorgte auch in diesem Jahr Roland Zetzen.

Es ist immer wieder erfreulich, wie engagiert die Kinder sind. Ob der Clown Johanna mit Ralf und Naomi, die Tänze der kleinen Garde oder der Flamingo-Schwarzlichttanz – alle gaben ihr Bestes und brachten sich und den Zuschauern viel Freude. Höhepunkt war wie immer die Ermittlung des Hinsbecker Kinder-Jüütenprinzen.

Um allen Kindern, unabhängig von Alter, Herkunft und Geschlecht, gleiche Chancen zu geben, wurde dieser erstmals unter den anwesenden Kindern ausgelost. Natürlich war die Spannung groß, bevor der dreijährige Zaharias l. (Panagiotidis) als Gewinner feststand und vom Ortsvorsitzenden Heinrich Ophoves mit der Einkleidung und Übergabe der „Jüüt“ inthronisiert wurde. „Ein cooler Bursche“, stellte die Präsidentin der KGHJ, Margret Hendrix, anschließend fest. „Er nahm es wie ein Profi und wusste, was er wollte.“

Der Kinder-Jüütenprinz wird beim Hinsbecker Veedelszoch und beim Nettetaler Karnevalszug in Kaldenkirchen im Turm des KGHJ-Gesellschaftswagens mitfahren. Doch damit ist es nicht getan, denn hinzu kommen Auftritte bei den Schützen in Hinsbeck, in Lobberich, Meerbeck und in Dülken.

Leuth Büttenreden, Zwiegespräche, Tänze und eine Playback-Show – der Karnevalsverein Löther Rieser feierte im ausverkauften Saal Dückers seinen Büttenabend. Während das Pfarrorchester spielte, zog traditionell der Elferrat in den Saal. Danach kamen wie immer die Kinder an die Reihe: Die vierte Klasse der Grundschule zeigte eine Playback-Show mit jeder Menge Tanz, dieses Mal allerdings zum 33-jährigen Bestehen des Kinderkarnevals als Dreigestirn mit Prinz Robin Elsner-Neal, Bauer Jonas Willkomm und Prinzessin Lena Nelißen. Durch das Programm führten die Sitzungspräsidenten Alexander Büschkes und Thomas Schrörs. Auf der Bühne begeisterten die Midi- und die Maxi-Funkenmariechen. Letztere sind gerade dabei, in eine große Garde reinzuwachsen, die bald auch bei anderen Veranstaltungen auftreten soll.

Für etliche Lacher sorgte Redner Alexander Heymann, der erstmals seine beiden Söhne mitgebracht hatte: „Was habt Ihr denn heute so getan?“, fragte er. „Nichts“, antwortete ein Sohn. „Aber das hast du doch gestern schon gemacht.“ - „Ja, aber ich bin damit nicht fertig geworden.“

Wie das so geht, wenn sich zwei Lehrerinnen auf der Toilette unterhalten, zeigten Rowena und Oriane Gommans bei ihrer „Klokonferenz“. Während die eine unbedingt reden wollte, gefiel das der anderen so gar nicht – bald schon schrien sie sich an, die Zuschauer amüsierten sich. Mit dabei war wieder die Vorsitzende Renate Bein als Walburga Knickebein. Wie immer zog sich die Leutherin im 80er-Jahre-Kleid und mit Dutt auf dem Kopf selbst durch den Kakao. Thema dieses Mal: die Midlife-Crisis. „Inzwischen schwitzt man, ohne etwas dafür tun zu müssen“, sagte die 50-Jährige. Der jecke Merlin (Jürgen Janßen) stand zum dritten Mal auf der Bühne.

Viersen Die Karnevalsgesellschaft (KG) Hoseria Viersen mit dem Sitzungspräsidenten Peter Hillekes an der Spitze verlieh bei der Galasitzung im evangelischen Gemeindehaus unter dem Motto „Im Märchenwald“ dem gebürtigen Viersener Frank Schippers (45), kurz „Schippi“ genannt, das 52. Goldene Viersener Herz. Sein Vorgänger Wolfgang Genenger erklärte: „Er muss sich das Herz verdienen und elf Personen aufzählen, die ihn in seiner karnevalistischen Laufbahn begleitet haben.“

Ein Herz wurde Schippers abgezogen, da er in Willich wohnt. So rettete ihn nur noch seine Lebensgefährtin Gitte: Er heiratet sie in diesem Jahr. „22 Jahre wilde Ehe sind genug“, meinte Genenger amüsiert. „Schippi“, einstiger Karnevalist des Jahres bei der Stadt Willich, ist Geschäftsführer des Fidelen Kränzchens Viersen (FKV) und moderiert bei der Großen Viersener Karnevalsgesellschaft den närrischen Frühschoppen und Seniorenkarneval. Ihm zu Ehren trat zu seiner großen Überraschung das FKV-Männer-Ballett auf.

Die Hoseria-Funken sorgten für den Auftakt der Galasitzung: Ihre große Garde und Kindergarde tanzten mit Begeisterung wie das Viersener, Prinzenpaar Thilo I. (der 11. Stadtprinz der KG Hoseria) und Ute I., sowie die Viersener Prinzengarde. Die Stimmung stieg an: Die Stroßeräuber und kölsche Adler rockten den Saal. „Die Becker und Frau Sierp“ strapazierten mit Thekentratsch die Lachmuskeln. Die Fauth-Dance-Company trat zweimal auf – einmal mit Männer-Ensemble.

BRÜGGEN Bei der Galasitzung der Burggarde Brüggen in der Burggemeindehalle war die Stimmung ausgelassen. „Wir alleine bringen 111 Akteure auf die Bühne“, sagte Stephan Moers, 1. Kommandeur der Burggarde Brüggen. Zusammen mit Frederike Bors moderierte er den närrischen Abend.

Die Burggarde erfreute mit Auftritten ihrer Burgmäuse, Nachwuchsgarde und großen Garde, Solomariechen Hannah Brenner sowie mit ihren Burgfräuleins. Mit voller Hingabe tanzten die wohl gerade dem Wasser entstiegenen Schwalmnixxen männlicher Art auf „YMCA“ und „Samba de Janeiro“. Hits der 90er-Jahre präsentierten 22 Mädchen und drei Jungen aus der Burggarde und Prinzengarde Niederkrüchten mit einem hinreißenden Showtanz (unter Diana Moers).

Vor der Pause begeisterte die Band Altkölsch aus den Burggarde-Eigengewächsen René Heimes, André Reischert, Kai Riedel und Christian Schmitz das jecke Publikum. Die Trullas ut Brügge (Anja Simons, Anke Scheerers-Müller, Anja Bonsels-Schrynemakers und Margit Jürgens) bezauberten das Publikum mit einem lustigen, etwas aus dem Ruder gelaufenen Tanz. Die Rednerin Stewardess Marina (Willems) und das Redner-Duo S&Z lockerten wie Antje Pikantje die Lachmuskeln. Als die Nettetaler Kleinstadtrokker zum Schluss auftraten, bebte noch einmal der Saal.

SÜCHTELN Stimmung herrschte bei der Galasitzung des Festausschusses Süchtelner Karneval (FSK) im ausverkauften Josefshaus. Das Prinzenpaar Daniela I. (Erkes) und Gregor I. (Mackes) zog unter Klängen des Fanfarencorps der Prinzengarde St. Tönis auf die Bühne. Mit dabei war das kleine Prinzenpaar, Elias I. und Sabrina I. „Die Galasitzung ist für uns etwas ganz Besonderes“, sagten Daniela I. und Gregor I. „Normalerweise sind wir aktiv dabei, um bis zur letzten Minute selbst Hand anzulegen.“

Die kleine und große Süchtelner Tanzgarde zeigten ihr Können. Aus ihren Reihen präsentierten 20 Mädchen einen Showtanz unter dem Motto „Süchteln greift nach den Sternen“ – aus eigener Feder und eigenständig einstudiert. Die Prinzengarde Süchteln war vergangenes Jahr mit ihrem „Last Dance“ in den Ruhestand gegangen. Nun schickt sie für sich das Süchtelner Tanzmariechen Sina Otten als ihre Solotänzerin auf die Bühne. Der FSK ehrte für 25 Jahre Mitgliedschaft Hubert Oistrez (Präsident der Großen Viersener Karnevalsgesellschaft), Olaf Fander und Kurt Blomberg. Neben den Rednern Thorsten Baer und der Een on der Anne rockten die Bands Filue und Palaver den Saal.

SCHWALMTAL Die Ungerather Karnevalsfreunde gaben bei ihrer ersten Sitzung Gas – rund viereinhalb Stunden abwechslungsreiches Sitzungsprogramm unterhielten die Gäste in der Waldnieler Achim-Besgen-Halle. Zu Anfang der kurzweiligen Sitzung gedachten die UKF-Mitglieder des im vergangenen Jahr plötzlich gestorbenen Präsidenten Peter Maaßen. Alle Mitglieder standen auf der Bühne und sangen gemeinsam „Wenn am Himmel die Stääne danze“.

Der neue Sitzungspräsident Andreas Veken moderierte danach durch das Programm. Als Eisbrecher sorgten die jungen Karnevalsfreunde für Stimmung bei der Überlegung, wie es bessere Lehrer geben könnte. Den Supersommer betanzten die UKF-Kids und brachten fröhlich Schwung in die Halle. Musikalisch heizten die Sänger der Juxkapell dem Publikum mit bekannten Liedern ein. Etwa bei „Ich han de Musik bestellt“ wurde sofort mitgesungen und geschunkelt. Der Auftritt von „Dorftrottel“ Bernd Maaßen ist eine liebgewonnene Tradition. Beim Besuch bei einer Wahrsagerin mit Alex Hausmann und Julia Gravendyck erfuhr das Publikum, wie eine Aura-Fotografie funktioniert, wenn man ganz viel Prinzessin und Fee darin sehen möchte: „Ich kann dat janze auch noch durch Photoshop jagen, aber dat wird dadurch auch nich besser.“ Höhepunkt waren die Stewardessen Michael Pongs und Mario Dritter.

NIEDERKRÜCHTEN Bei der bunten Nacht der Prinzen des Brempter Karnevalsvereins Maak Möt gaben sich die Prinzengarden nicht die Klinken in die Hand, die meisten blieben da. Und das machte den Unterschied zu einem traditionellen Prinzenbiwak aus.

Der Parkplatz vor der Niederkrüchtener Begegnungsstätte war gesäumt von den Reisebussen der regionalen Karnevalsgesellschaften. Zum ersten Mal organisierte die vergangenes Jahr neu gegründete Prinzengarde von Maak Möt die bunte Nacht. In der Session 2015/16 entschloss sich der Verein, statt eines Prinzenbiwaks eine Veranstaltung anzubieten, bei der die Vereine aus der Region die ganze Nacht gemeinsam Spaß haben und feiern – und zudem der Eintritt frei ist für die karnevalsbegeisterten Bürger. So traten in der Begegnungsstätte nicht nur 13 Karnevalsgesellschaften auf der Bühne auf, fast 20 Gesellschaften von Langenfeld und Wesel bis Baesweiler feierten im Saal gemeinsam.

 Beim bunten Abend des Karnevalskomitees Lobberich im Seerosensaal spielten die Gardisten kölsche Lieder. Musik und Tanz waren Trumpf an diesem Abend.

Beim bunten Abend des Karnevalskomitees Lobberich im Seerosensaal spielten die Gardisten kölsche Lieder. Musik und Tanz waren Trumpf an diesem Abend.

Foto: Knappe, Jšrg (jkn)

Musik- und Tanzbeiträge wechselten sich auf der Bühne ab. Ob in Rot-Weiß, Blau-Gelb oder als Zombies und Wikinger – die Auftritte der Tanzgarden überzeugten mit Akrobatik und Einfallsreichtum. Jede Gesellschaft hatte sich für ihren Auftritt etwas einfallen lassen. Die Baesweiler brachten beispielsweise auch hochprozentigen Fruchtsaft mit auf die Bühne, den Carsten Scholz, Vorsitzender der Prinzengarde, dann probieren musste. Sie heizten mit „Ritmo de la noche“ und „Macarena“ dem Publikum ein. Einige in der Halle verteilte Tänzerinnen zeigten auf den Stühlen stehend dann, wie man dazu richtig tanzt. Stimmung grandios – die Narren begeistert.

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