Heimatserie Selbstgemachter Senf aus der Heimat

Viersen · In seiner Alt-Viersener Senfmanufaktur stellt Dietmar Päpst Senf her. Gerade bei Austauschschülern sind seine Gläser beliebt.

 Dietmar Päpst füllt den Senf in der Küche seines Ladens selbst in Gläser. „Alles echte Handarbeit“, sagt der 67-Jährige.

Dietmar Päpst füllt den Senf in der Küche seines Ladens selbst in Gläser. „Alles echte Handarbeit“, sagt der 67-Jährige.

Foto: Emily Senf

Gastgeschenke kaufen Viersens Schüler im Laden von Dietmar Päpst. Der 67-Jährige betreibt seit 2003 die Alt-Viersener Senfmanufaktur an der Remigiusstraße und spricht aus Erfahrung: „Zu mir kommen viele, die ein Stück Heimat verschenken wollen.“ Das seien eben häufig Schüler, die für einen Austausch ins Ausland gehen und etwas Typisches aus ihrer Region mitbringen wollen. Päpst hat sich darauf eingestellt. Beliebt ist sein Dreier-Pack verschiedener Senfsorten mit dem Namen „Gruß aus der Heimat“. Er selbst bezeichnet sich als „Ur-Viersener“ und lebt heute in Süchteln.

In seinem Geschäft verkaufen Päpst und seine Frau Senf im Glas: Mispel-, Holunder-, Erdbeer-, Ananas- oder Diebelssenf, um nur einige Beispiele zu nennen. Die Auswahl ist groß: Die Kunden können aus rund 180 Sorten wählen, je nach Saison hat Päpst auch etwas Neues im Programm. Derzeit steht wieder der Ostersenf im Regal. Das Grundprodukt – mittelscharfer Senf aus eigener Herstellung – hat Päpst mit Petersilie, Schnittlauch und Frühlingszwiebel verfeinert. „Der Ostersenf eignet sich gut für Eiersalat“, sagt der 67-Jährige. Seit gut zehn Jahren rührt er immer im Frühjahr wieder eine kleine Menge an.

Päpst Weg zum Senfhersteller war nicht unbedingt vorgezeichnet. Er ist gelernter Schau- und Werbegestalter, nach einigen Jahren wechselte er dann aber zur Bundeswehr. Dort entdeckte er im Offizierscasino die Liebe zum Kochen. Doch damals blieb es für ihn erst einmal ein Hobby. Von der Bundeswehr ging es weiter in die Marketingabteilung einer Einzelhandelskette.

Irgendwann aber hielt es ihn nicht mehr im Büro. Päpst begann, Konfitüren selbst zu machen, Gelees, Chutneys, zwei bis drei Senfsorten. „Das war Ende der 90er“, erinnert sich Päpst. „Ich habe die Sachen auf Tapeziertischen auf Märkten angeboten.“ Schnell war er damit so erfolgreich, dass er über das Internet verkaufen konnte. „Wir hatten so viele Bestellungen, dass wir jeden Tag Ware versendet haben, bundesweit“, sagt Päpst. Im Jahr 2000 übernahm er einen Laden an der Löh-, Ecke Gartenstraße, drei Jahre später zog er an die Remigiusstraße um. Auf 250 Quadratmetern bietet er seitdem seine Ware an – nicht nur Senf, sondern auch unter anderem 60 Sorten Chutneys, Liköre und Honig von einem Imker aus der Region. Gerne alles mit Bezug zur Heimat, verraten die Namen: Dülkener Mühlensenf, Viersener Misepelsenf und Scharfer Dülkener. Neu im Sortiment ist der Niederrheiner Senf mit Zuckerrübenkraut.

Für die Herstellung seiner Senfsorten mischt Päpst Senfmehl oder -saat mit Trinkwasser, Essig und Gewürzen. Montags bis mittwochs produziert er, donnerstags bis samstags öffnet er sein Geschäft für den Verkauf. Zehn bis 14 Tage lässt er den Senf reifen, damit sich die Schärfung auf den gewünschten Grad abbaut, dann füllt Päpst die Würzpaste in Gläser ab und beschriftet sie mit Etiketten, die er im Laden druckt. „Alles echte Handarbeit“, sagt Päpst.

  Päpst lässt den selbst gemachten Senf bis zu 14 Tage reifen. Dann kommt die Masse in die Abfüllmaschine.

Päpst lässt den selbst gemachten Senf bis zu 14 Tage reifen. Dann kommt die Masse in die Abfüllmaschine.

Foto: Emily Senf
 Das Glas kommt unter die Maschine, dann drückt Päpst auf ein Pedal und der Senf fließt ins Glas.

Das Glas kommt unter die Maschine, dann drückt Päpst auf ein Pedal und der Senf fließt ins Glas.

Foto: Emily Senf
 In seinem Büro druckt Päpst die gewünschten Etiketten in Sekundenschnelle aus.

In seinem Büro druckt Päpst die gewünschten Etiketten in Sekundenschnelle aus.

Foto: Emily Senf
 Die Etiketten klebt Päpst anschließend auf die mit Senf gefüllten Gläser — fertig.

Die Etiketten klebt Päpst anschließend auf die mit Senf gefüllten Gläser — fertig.

Foto: Emily Senf

Im Laufe der Zeit hat Päpst alles „ein bisschen herunter gefahren“. Der 67-Jährige produziert nicht mehr so viel wie früher, nur noch etwa 50 bis 100 Kilogramm Senf pro Monat. Vier Mitarbeiterinnen beschäftigte er in Hochzeiten, heute machen er und seine Frau alles alleine. Aus der Familie will niemand den Laden einmal übernehmen, berichtet Päpst: „Es gibt Anfragen von Interessenten, die aber nur Namen oder Rezepturen übernehmen wollen.“ Der 67-Jährige möchte jedoch, dass sein Laden so weitergeführt wird, wie er ist. Und ein paar Jahre möchte er das auch noch selber machen.

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