Niederkrüchten Gemeinde soll Wohnungsbau steuern

Niederkrüchten · In Niederkrüchten wird ein Baulandmanagement auf den Weg gebracht. Damit will die Politik die Gemeinde in die Lage versetzen, Baulandentwicklung und -management strategisch steuern zu können.

 In Niederkrüchten haben die Arbeiten im Baugebiet Heineland an der Florianstraße bereits begonnen.

In Niederkrüchten haben die Arbeiten im Baugebiet Heineland an der Florianstraße bereits begonnen.

Foto: Daniela Buschkamp

Wegen der Corona-Pandemie wurde die Ratssitzung Ende März abgesagt. Doch bereits vorher im Hauptausschuss war sich die Politik einig, einen Grundsatzbeschluss für ein Baulandmanagement in Niederkrüchten auf den Weg zu bringen. Ziel ist es dabei, die Entwicklung und Vergabe von Grundstücken umfassend steuern zu können und so zu verhindern, dass bebaubare Grundstücke jahrelang brachliegen. Das ist nicht als dirigistischer Eingriff von oben zu verstehen, sondern dient der Versorgung mit sozialem Wohnraum und dämpft die Kosten, indem teilweise auf die Steigerung der Bodenwerte verzichtet werden soll. Mittel dieser Politik sind kommunaler Zwischenerwerb und eine langfristige Bodenvorratspolitik. Damit greift man auf einen Ratsbeschluss vom 21. Mai 2019 zurück, der grundsätzlich eine Bauleitplanung von Bauland nur dann zulässt. wenn die Gemeinde auch Eigentümerin der Grundstücke im Baugebiet ist. Um den kommunalen Zwischenerwerb zu steuern, braucht die Gemeinde ein Baulandmanagement zur Entwicklung und Vergabe von Grundstücken. Das ist sozusagen der Baustein für die Praxis, der noch gefehlt hat, nachdem die Analyse des Marktes bereits erfolgt ist.

Erarbeitet hat das Konzept das Institut für Bodenmanagement von Egbert Dransfeld in Dortmund. Das Konzept, das noch abschließend im Rat beschlossen werden muss, ist ein folgerichtiges Ergebnis des Masterplans Wohnen, den die CDU-Fraktion im Juli 2017 beantragt hatte. Der Masterplan Wohnen sollte einen Überblick über die aktuelle Wohnraum-Infrastruktur, deren Potenziale und Defizite in Niederkrüchten geben und darstellen, wie das Thema Wohnraum in Niederkrüchten systemisch entwickelt und umgesetzt werden könne. Schon vorher hatte die SPD-Fraktion einen Antrag zum demographischen Wandel gestellt. Der Masterplan Wohnen baut auf diesen Ergebnissen auf. Benachteiligt am Wohnungsmarkt seien vor allem die Bezieher kleiner Einkommen, aber auch ältere Menschen. Hier solle die öffentliche Hand steuernd eingreifen, um allen Zielgruppen bedarfsgerechten Wohnraum zu schaffen. Das Baulandmanagement gibt dazu die richtigen Werkzeuge an die Hand.

Empfohlen wurde, den Umbau vorhandener Häuser und Wohnungen zu fördern und mehr kleine, barrierearme Wohnungen zu schaffen. So könne es der wachsenden Gruppe älterer Menschen ermöglicht werden, möglichst lange im Quartier wohnen zu bleiben. Bereits jetzt sei der Handel mit Gebraucht-Immobilien deutlich umfangreicher als der Handel mit Bauland. Im Zuge des demographischen Wandels ist abzusehen, dass der Generationenwechsel in bestehenden Einfamilienhäusern an Bedeutung zunehmen wird. Mit einer gezielten Förderung könne die Kommune Haus-Interessenten eine Alternative zum Neubau auf der grünen Wiese bieten. Bestehende Nachbarschaften und Dorfgemeinschaften erneuern sich durch den Zuzug junger Familien, Leerstände werden vermieden und Immobilienwerte bleiben stabil.

Grundsätzlich sollte bei der Entwicklung von Wohnbauflächen die Innenentwicklung Vorang vor der Außenentwicklung haben. Allein auf dieser Basis lasse sich der Bedarf aber nicht decken. Bis 2035 beläuft sich der Bedarf an Wohnbauland in der Gemeinde Niederkrüchten auf etwa 42 Hektar. Verfügbare Reserven inklusive Baulücken machen etwa 19 Hektar aus. Rein rechnerisch reiche das bis 2024 aus. Für 23 Hektar sind derzeit keine Reserven verfügbar,

Der Masterplan schlug vor, vorhandene Reserven zu entwickeln. Für 2020 bis 2021 geht es um FNP-Wohnbaulandreserven im Nordosten von Alt-Niederkrüchten (2,3 Hektar) und um Reserven im Regionalplan in Elmpt. Diese Flächen Krummer Weg, westlich des Malerviertels, westlich An der Wae, seien insbesondere im Hinblick auf die gewerbliche Entwicklung auf dem ehemaligen Militärflughafen und dem damit verbundenen Wohnungsbedarf wichtig.

Auf dem Wohnungsmarkt gibt es eine deutliche Nachfrage nach kleinen, für Senioren gut geeigneten Wohnungen. Die Kommune tritt nicht selbst als Bauherr auf. Jedoch hat sie die Möglichkeit, Akteure zu fördern, die entsprechende Wohnungsangebote schaffen. Der Masterplan empfiehlt, barrierearme Wohnungsangebote für ältere und alte Menschen zu fördern. Auch solle dafür gesorgt werden, ein ergänzendes Angebot von Wohnen mit Service zu entwickeln. Dazu sollten in vorhandenen Quartieren kleine Wohneinheiten geschaffen werden oder in zentralen Siedlungsbereichen entstehen.

Ganz neu hat CDU-Fraktionsvorsitzender Johannes Wahlenberg am Freitag einen Antrag zum Wohnungsbau eingereicht. Die CDU-Fraktion schlägt vor, die Gemeindeverwaltung nach dem Grundsatz „Innenentwicklung vor Außenentwicklung“ mit der Ermittlung von Potenzialflächen für die Binnenverdichtung in den Ortslagen zu beauftragen. Das sei ein weiterer Schritt, den Bedarf an Wohnraum zu decken.

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