Interview mit Kalle Wassong, Bürgermeister in Niederkrüchten „Ich hoffe, dass wir die Bäderfrage in diesem Jahr endgültig klären können“

Niederkrüchten · In diesem Jahr feiert die Gemeinde Niederkrüchten ihr 50-jähriges Bestehen. Die Entwicklung des früheren Militärflughafens Elmpt, die Bäderfrage - was 2022 außerdem noch wichtig wird.

 Im September 2020 wurde in der Gemeinde Niederkrüchten der amtierende parteilose Bürgermeister Kalle Wassong wiedergewählt.

Im September 2020 wurde in der Gemeinde Niederkrüchten der amtierende parteilose Bürgermeister Kalle Wassong wiedergewählt.

Foto: Wassong

Das Jahr 2022 hat begonnen. Was steht für Sie ganz oben auf der Agenda?

Wassong Dieses Jahr ist ein ganz besonderes Jahr. 2022 feiern wir 50 Jahre Gemeinde Niederkrüchten, 1972 entstand aus den Altgemeinden Elmpt und Niederkrüchten die heutige Gemeinde Niederkrüchten. Das Jubiläum steht unter dem Motto „50 Jahre Niederkrüchten - natürlich mit Perspektive“. Ich mag diese Doppeldeutigkeit darin, inhaltlich die Perspektiven, die etwa die neue Entwicklung des Geländes des ehemaligen Flughafens bietet. Und „natürlich“ ist nicht nur auf die schöne Natur bezogen, die Niederkrüchten prägt, sondern auch eine Frage der Einstellung: Wir stehen mit beiden Beinen auf dem Boden. Die Gemeinde steht,  wenn Sie so wollen, für eine ambitionierte Entwicklung des Machbaren.

Warum so bescheiden? Das geplante Gelände für das wohl landesweit größte Gewerbegebiet macht Niederkrüchten schon zu etwas Besonderem, oder?

Wassong Ja, natürlich, wir sind uns der Perspektive, die die Entwicklung in Elmpt bietet, durchaus bewusst. Und im noch andauernden Strukturwandel in unserer Region ist der Gewerbepark auf dem ehemaligen Militärflughafen auch überregional bedeutsam, selbst über die Landesgrenze hinaus. Er wird der Wirtschaft vor Ort, im Kreis, der Region und darüber hinaus Perspektiven ermöglichen, die an vielen Stellen händeringend gesucht werden.

Wann wird Jubiläum gefeiert? Der Neujahrsempfang ist ja ausgefallen.

Wassong Wir setzen auf das Frühjahr. Statt des Neujahrsempfangs planen wir einen Jubiläumsempfang am 30. April mit anschließendem Tanz in den Mai.  Mehr will ich noch nicht verraten. Das wäre der Auftakt, und wenn das auch nicht klappt, feiern wir spätestens am 27./28. August auf dem Marktfest in Elmpt, denn das findet im Freien statt. Das Marktfest, das maßgeblich durch unseren Gewerbeverein „Niederkrüchten macht mobil“ organisiert wird,  erhält anlässlich des Gemeindejubiläums in diesem Jahr einen britischen Anstrich. Denn die hier stationierten britischen Streitkräfte haben Niederkrüchten und Elmpt im speziellen über lange Zeit geprägt.

 Die Entwicklung des früheren britischen Militärflughafengeländes in Elmpt ist eines der Leuchtturmprojekte in Nordrhein-Westfalen - gebraucht wird auch ausreichende Infrastruktur.

Die Entwicklung des früheren britischen Militärflughafengeländes in Elmpt ist eines der Leuchtturmprojekte in Nordrhein-Westfalen - gebraucht wird auch ausreichende Infrastruktur.

Foto: Daniela Buschkamp

Für 2022 steht aber auch der Abschluss der Bäderfrage an, einschließlich der drei Bürgerbegehren, die im Zusammenhang mit Freibad und Interkommunalen Bad angestrengt werden?

Wassong Ich hoffe ganz ehrlich, dass wir die Bäderfrage in diesem Jahr endgültig klären können. Und das sage ich völlig neutral.  Alle Beteiligten wollen Klarheit haben, wie die Bäderlandschaft in Zukunft aussieht. Im Laufe des Jahres muss auch Klarheit bei den begonnenen Bürgerbegehren bestehen - sowohl was das erste zur Sanierung des Freibades betrifft, als auch hinsichtlich des zweiten Begehrens gegen den Ratsbeschluss zum Verzicht auf das Freibad und beim dritten gegen das interkommunale Bad. Für die neuen Bürgerentscheide lassen wir gerade die notwendige Kostenschätzung erarbeiten.

 2022 soll die Bäderfrage entschieden werden.

2022 soll die Bäderfrage entschieden werden.

Foto: Knappe, Jörg (jkn)

2022 wird aber nicht nur gefeiert und gestritten. Was steht noch an?

Wassong Ein wichtiges Themenfeld ist die Mobilität in der Gemeinde, speziell in der Ortslage Elmpt. Dafür arbeiten wir an einem gesamtgemeindlichen Mobilitätskonzept. Wie kann der Verkehr so geleitet werden, dass Lärm und Gefahren verringert werden können? Wie kann unsere Infrastruktur fit für die Zukunft gemacht werden? Es geht dabei nicht nur um die Lastwagen von und zu den Gewerbegebieten, sondern auch um die Radfahrer und Fußgänger insbesondere auf den Schulwegen, um die Radtouristen, aber auch den landwirtschaftlichen Verkehr. Es geht um ein gutes Miteinander. Zeitweise war hierbei die Bürgerbeteiligung in Präsenz schwierig, deswegen haben wir auch digitale Alternativen angeboten. Das zweite große Thema ist für mich Wohnraum für alle. Im Baulandmanagement waren wir bereits sehr erfolgreich. Was den Gewerbepark in Elmpt betrifft, werden wir mit dem Investor die Vermarktung der kleinteiligen Gewerbeflächen planen. Da sind noch viele Fragen gemeinsam zu klären. Hier gibt es überaus positive Signale.

Und was gibt es bei den Nachbarn in den Niederlanden?

Wassong Grenzüberschreitend wollen wir die rege Kommunikation weiter entwickeln. Wir müssen sicherstellen, dass wir niemanden und nichts vergessen. Aber die Niederländer haben schon von sich aus großes Interesse an dem, was sich zum Beispiel im Gewerbepark entwickelt. Wir leben immer mehr in einer Region ohne wahrnehmbare Grenzen, was Wirtschaft und Wohnen betrifft. Was wir konkret jetzt angehen wollen, ist ein grenzüberschreitendes Reitroutennetzwerk mit Knotenpunkten, wie wir es vom Radfahren kennen.  Dabei arbeiten wir interkommunal im Rahmen eines Euregio-Projektes mit unseren Nachbarn und dem Naturpark zusammen. In puncto Tourismus wollen wir unser reichhaltiges Übernachtungsangebot weiter klassifizieren. Das hilft die Qualität der Angebote in Niederkrüchten weiter hervorzuheben.

Und was verbessert sich für die Niederkrüchtener selbst?

Wassong Intern arbeiten wir weiter an der digitalen Transformation der Verwaltung. Das Onlinezugangsgesetz ist sehr ambitioniert. Es geht nicht nur darum, unsere Webseite zu relaunchen, sondern alle Vorgänge digital abzuwickeln. Das wird ein ganz anderes Arbeiten. Die Bürger können dann ganz leicht ihre Belange digital an uns herantragen. Ich bin stolz auf meine Mannschaft im Rathaus, die sehr motiviert ist und diesen Prozess aktiv mitträgt.

Ja, Sie scheinen, gute Laune zu haben.

Wassong Ja, kann ich auch. Die Haushalts-Klausuren mit den Fraktionen von CDU, SPD und Grünen in den vergangenen Tagen verliefen sehr konstruktiv. Es gibt eine große Übereinstimmung. Die Ratsfraktionen setzen vielleicht unterschiedliche Akzente, aber Rat und Verwaltung sind – ohne Differenzen bei einzelnen Fragen auszublenden – gemeinsam auf einem sehr guten Weg. Wir haben keine Angst, die Herausforderungen anzupacken, aber wir bleiben bei allem auf dem Boden.

Und was wünschen Sie sich selber für 2022?

Wassong Unbeschwerte Begegnungen – ohne Angst und Abstände. Dass man sich wieder richtig treffen und das Brauchtum feiern kann. Dass man sich die Hand zum Gruße geben und sich mal wieder in den Arm nehmen kann. Das wünsche ich mir.

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